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Filmkritik: "Guardians of the Galaxy Vol. 2"

Superhelden im LSD-Rausch

Als ich etwa 18, 19 Jahre alt war, hatte ich einige experimentierfreudige Mitschüler, die sich von Zeit zu Zeit bekifft Filme ansahen. Kubricks "2001" kam ihnen zufolge ganz gut, Fassbinders "Querelle" dagegen war wohl ein ziemlicher Flop. "Guardians of the Galaxy Vol. 2" hätten sie geliebt. Denn der Film ist bunt, regelrecht quietschbunt, in etwa so wie die Batman-Filme von Joel Schumacher, allerdings deutlich lustiger. Insgesamt wirkt er, als wäre er im LSD-Rausch designt worden.

Regisseur James Gunn hat alles übernommen, was im ersten Teil gut funktionierte, den Humor, die fünf Helden mit der zweifelhaften Intelligenz, die Musik, und er hat alles weggelassen, was schon damals scheiterte, darunter vor allem den Versuch, eine nachvollziehbare, spannende Handlung aufzubauen. Der zweite Guardians-Film ist über weite Strecken hinweg eine Aneinanderreihung mittelmäßiger, teilweise aber auch wirklich guter Witze, die größtenteils auf Kosten der fünf Protagonisten gehen. Das sind erneut Peter Quill a. k. a Star-Lord (Chris Pratt), die grünhäutige Gamora (Zoe Saldana), der tätowierte Muskelberg Drax (Dave Bautista), der schießwütige Waschbär Rocket (im Original mit der Stimme von Bradley Cooper) sowie Baby Groot, der Ableger des im ersten Teil gestorbenen Baumwesens Groot, erneut gesprochen von Super-Macho Vin Diesel.

Um diese Figuren herum haben die Drehbuchschreiber ein dürres Handlungsgerüst aufgebaut, das im Wesentlichen daraus besteht, dass Peter Quills Vater in Gestalt von Kurt Russell auftaucht. Er entpuppt sich als ein Millionen Jahre alter Gott und ist gleichzeitig ein Planet, der in seiner psychedelischen Farben- und Formenpracht aussieht wie der Realität gewordene Traum eines 70er-Jahre-Drogenfressers. Aber auch abseits von den Quills geht es viel um Familie und Vater-Sohn-Beziehungen, vermutlich soll das sogar das Grundmotiv des gesamten Films darstellen.

Die passende Musikuntermalung dazu ist natürlich "Father and Son" von Cat Stevens. Aber auch der Rest des Soundtracks ist mit feinem Gespür ausgesucht, angefangen von "Mr. Blue Sky" von ELO über "The Chain" von Fleetwood Mac bis hin zu George Harrisons "My Sweet Lord", dem ständig wiederholten Gegreine, wie gern er doch seinen Gott sehen würde.

"Guardians of the Galaxy Vol. 2" wirkt wie eine große, fröhliche Mottoparty, bei der Geld keine Rolle spielt. Es werden exotische Drogen gereicht, die Musik passt, man trifft viele gute Bekannte (in Cameo-Rollen treten unter anderem Sylvester Stallone, David Hasselhoff, Ving Rhames und Michelle Yeoh auf) und alle sind gut drauf. Der erste Teil war besser, da er zumindest ansatzweise noch so etwas wie eine Spannungskurve hatte. Diesmal gibt es im dritten Akt einige nicht zu übersehende Längen. Aber hey, alles in allem ist Guardians 2 dann doch ziemlich groovy.

"Guardians of the Galaxy Vol. 2" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 28 April 2017 um 0:00 von Roland Freist

Bearbeitet: Dienstag 08 August 2017 22:44

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