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Filmkritik: "World War Z"

Zombies auf Speed

Zombie-Filme und -Fernsehserien kann man heute in zwei Gruppen unterteilen: Zu der einen zählen alle Produktionen, in denen sich die Zombies matt voranschleppen und dabei Laute von sich geben, die sich typischerweise wie eine Art Jammern anhören. Das ist sozusagen die klassische Linie, die George A. Romero mit "Die Nacht der lebenden Toten" populär gemacht hat. In die zweite Gruppe lassen sich alle Filme einsortieren, in denen die Infizierten beim Anblick eines potenziellen Opfers wie wild zu rennen beginnen und gleichzeitig kreischend und brüllend ihre Kumpel verständigen. Diese Gruppe wird angeführt von Danny Boyles "28 Days Later", einem Film, von dem "World War Z" auch noch einige andere Elemente übernommen hat.

Zombies, die sich bei der Jagd auf Nicht-Infizierte die Hacken abwetzen, machen natürlich erheblich mehr her als ihre Verwandten mit den unkoordiniert herumschlackernden Gliedmaßen. Und sie sind besser an das Tempo und die rasanten Schnitte moderner Filme angepasst, weshalb ich ihnen längerfristig die besseren Überlebenschancen einräume. In "World War Z" sorgen sie auf jeden Fall bis kurz vor Schluss für angenehm hohe Spannung.

Die Story dagegen ist eher gemächlich: Brad Pitt spielt Gerry Lane, einen ehemaligen Ermittler der Vereinten Nationen, der den Ausbruch der Zombie-Epidemie in Philadelphia mit Mühe überlebt und von seinem alten Arbeitgeber zusammen mit seiner Familie auf einen Flugzeugträger in Sicherheit gebracht wird. Zum Dank soll er sich auf die Suche nach Patient 0 machen, der Person also, bei der die Seuche ihren Ursprung hat. Die UN gibt ihm dafür einen der weltweit besten Virenforscher als Begleiter mit auf die Reise, der jedoch bereits bei der ersten Station in Südkorea getötet wird. Blöd gelaufen. Weiter geht es nach Jerusalem, wo die Gruppe die Erstürmung der ummauerten Stadt miterlebt, und schließlich in ein WHO-Forschungslabor in Cardiff, Wales, in dem die Forscher, unter ihnen Moritz Bleibtreu, zusammen mit Lane schließlich eine Lösung finden, um der Zombie-Plage zu begegnen.

"World War Z" ist ein Actionfilm mit einigen Elementen einer Detektivstory und enthält einige wirklich spektakuläre Special Effects, von denen jedoch die meisten bereits im Trailer zu sehen waren. Aber auch die Szenen, in denen ganz altmodisch und ruhig einfach nur die Spannung aufgebaut wird – etwa wenn die Protagonisten an Dutzenden Zombies vorbei durch ein Labor schleichen – sind gut und professionell gemacht. Teilweise fühlt man sich an den zweiten "Alien"-Film erinnert, nicht das schlechteste Vorbild, wenn es um intensiven Nervenkitzel geht.

Die Geschichte verdirbt leider den ansonsten recht guten Eindruck. Nicht nur, weil die Auflösung so dämlich ist, dass es beinahe schon wehtut. "World War Z" findet auch keine Erklärung für die Ungereimtheiten, die die meisten Zombie-Filme (nicht alle!) belasten. Wie etwa soll es möglich sein, dass eine Krankheit, die bereits zwölf Sekunden nach der Infektion ausbricht, mit dem internationalen Flugverkehr von Kontinent zu Kontinent übertragen wird? Entweder jeder an Bord ist infiziert, dann stürzt die Maschine ab. Oder der Pilot meldet die Infektion, dann wird der Flieger nicht ins Land gelassen oder in Quarantäne genommen. Und wie können Zombies überhaupt ohne Wasser und Nahrung tagelang überleben? Für Fans des Genres gehören solche logischen Probleme vermutlich einfach zu den bunten Verzierungen, die den Charme der Filme ausmachen. Aber man braucht schon sehr viel guten Willen, um darüber hinwegzusehen.

"World War Z" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Montag 01 Juli 2013 um 22:50 von Roland Freist

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