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Filmkritik: "Star Trek Into Darkness"

Der Zorn des Khan

Eins muss man J. J. Abrams lassen – er weiß, wie man CGI-Szenen eindrucksvoll inszeniert. "Star Trek Into Darkness" gibt den SF-Fans das, was sie haben wollen: Im nachtschwarzen All langsam umeinander kreisende Schiffe, verwundet von Geschütztreffern, überall schwebende Trümmerteile, dazwischen mächtige Explosionen. Im Inneren gigantische Maschinenräume, hoch wie eine Saturn-V-Rakete, weiße Hightech-Kommandostände und Protagonisten, die sich entweder mit Phasern beschießen oder in archaische Faustkämpfe verwickelt sind, alles getragen von einem mächtigen musikalischen Leitmotiv. Der zweite "Star Trek"-Film unter der Regie von Abrams leidet unter Schwächen bei der Story, doch das Ambiente macht vieles wieder wett.

Es geht um einen bleichgesichtigen Bösewicht namens Khan, überzeugend gespielt von Benedict "Sherlock" Cumberbatch. Er verübt kurz hintereinander zwei Anschläge auf Einrichtungen der Sternenflotte, offenbar ist es sein Ziel, die Führungsriege der Flotte auszuschalten. Anschließend setzt er sich mithilfe eines tragbaren Transporters in einer Art Langstrecken-Beam-Vorgang nach Kronos ab, dem Heimatplaneten der Klingonen, mit denen es in letzter Zeit immer mal wieder Streit gegeben hatte. Später sieht man auch einige Klingonen, die bei Abrams leider einiges von ihrem Rocker-Charme verloren haben. Die Enterprise bekommt von Admiral Marcus (Peter "Robocop" Weller) den Auftrag, Khan auf Kronos aufzuspüren und zu töten. Da Kirk (Chris Pine) bei der Admiralität mal wieder in Ungnade gefallen ist, darf er lediglich als erster Offizier dabei sein, das Kommando hat sein väterlicher Freund Christopher Pike (Bruce Greenwood). Anders als Khan besitzt das Schiff keinen tragbaren Transporter und muss daher die ganze Strecke per WARP-Antrieb zurücklegen.

Kurz vor dem Ziel macht dann allerdings der Motor schlapp, und es rächt sich, dass die Enterprise ihren üblichen Maschinisten Scotty (Simon Pegg) nicht mitgenommen hat, der einen Spezialauftrag bekommen hat. Dafür ist als neues Besatzungsmitglied der Wissenschaftsoffizier Dr. Carol Marcus (Alice Eve) mit von der Partie, eine schöne, blonde Frau, von der keiner so recht weiß, was sie auf der Enterprise eigentlich will, vor allem, da mit Mr. Spock (Zachary Quinto) bereits ein solcher Offizier an Bord ist. Angeblich soll sie sich als Waffenexpertin mit den geheimnisvollen, neu entwickelten Torpedos auskennen. Später stellt sich dann heraus, dass sie von der Technik der Torpedos keine Ahnung hat, was allerdings, zumindest in den Augen von Kirk, ausgeglichen wird durch eine Szene, in der sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen ihr Oberteil ablegt, was bei Spock zugegebenermaßen weniger spektakulär ausgesehen hätte. Immerhin kann sie einen versehentlich aktivierten Torpedo dann dennoch entschärfen, wobei sich herausstellt, dass die Waffen keinen Sprengstoff, sondern etwas ganz anderes als Nutzlast tragen, was sie später allerdings nicht daran hindert, mit mächtigem Bums zu explodieren. Ab hier wird die Story jedoch etwas unübersichtlich, dabei sind wir gerade einmal in der Mitte des Films angekommen.

Die verworrene Handlung lässt die Spannung nach einem vielversprechenden Anfang während der zweiten Hälfte deutlich abfallen, zudem weist der Film in seinem zweiten Akt einige Längen auf. Auch der erste "Star Trek" von Abrams war in seiner Handlung mit all den Zeitsprüngen und neuen Zeitlinien schwierig nachzuvollziehen, ergab aber insgesamt noch einen Sinn. Bei "Into Darkness" hingegen tauchen an mehreren Stellen schwarze Löcher auf, groß genug, um den ganzen Film zu verschlingen. Die actiongeladene, gut bebilderte Inszenierung steuert jedoch genauso souverän um sie herum wie Mr. Sulu durch ein Asteroidenfeld. In diesem Fall lässt sich noch nicht einmal gegen den Einsatz der 3D-Technik viel sagen: Sie lässt zwar einige Szenen so dunkel aussehen, als habe man sie im Kartoffelkeller gedreht, wird allerdings zumindest so gekonnt eingesetzt, dass sie die Bilder stilistisch noch einmal etwas aufpeppt. Wäre aber auch ohne gegangen.

Am Schluss stehen der Abschied der Enterprise von der Erde und der Start zu der fünfjährigen, wissenschaftlichen Mission, die einst die Fernsehserie thematisch zusammenhielt. Es wirkt wie ein Versprechen, dass beim nächsten Film alles besser wird.

"Star Trek Into Darkness" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 09 Mai 2013 um 22:28 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 08 Juni 2013 0:07

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