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Filmkritik: "Iron Man 3"

Eisenmann ohne Anzug

Der Titel "Iron Man" hatte von Anfang an etwas Ironisches. Denn tatsächlich war die Hauptperson dieser Geschichten ja kein Eisenmann, sondern ein Krüppel, der auf eine künstliche Energiequelle angewiesen war, und sich einfach nur in einen stählernen Kampfanzug gezwängt hatte. In diesem dritten Teil der Reihe hat Tony Stark, natürlich wieder gespielt von Robert Downey Jr.,die meiste Zeit noch nicht einmal einen dieser Anzüge an, sondern ist gezwungen, dem Bösen ohne Schutz zu begegnen.

Dieses Böse tritt diesmal in Gestalt des Mandarin auf (Ben Kingsley), eine Gestalt, die mit ihrem Zottelbart unverkennbar an Osama Bin Laden erinnern soll. Er hat in den USA bereits einige Bombenattentate verübt und meldete sich anschließend immer mit Bin-Laden-typischen Bekennervideos. Worum es ihm geht, bleibt jedoch im Dunkeln.

Zur gleichen Zeit nehmen ein Mann namens Aldrich Killian (Guy Pearce) und seine Mitarbeiterin Maya Hansen (Rebecca Hall) Kontakt mit Tony Stark und seiner Verlobten Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) auf. Sie haben eine Methode entwickelt, wie sich organische Lebewesen in Sekundenschnelle regenerieren können – Wunden schließen sich von selbst, abgetrennte Gliedmaßen wachsen wieder nach. Außerdem können sie ihre Körpertemperatur so erhöhen, dass sie sogar Stahl zum Schmelzen bringen, allerdings ohne dass dabei aus ihrer Unterwäsche auch nur ein einziges Rauchwölkchen aufsteigen würde. Ein Wunder! Dazu ist lediglich eine einmalige Injektion erforderlich. Doch leider ist die Methode noch nicht ganz ausgereift, hinzu kommt, dass die Beiden gegenüber Stark und Potts nicht ehrlich sind, was ihre wahren Absichten angeht.

In den ersten beiden Filmen war Tony Stark der coole, selbstironische Aufschneider, dem man jedoch immer ansah, dass ihn die Probleme mit der Energiequelle in seiner Brust mehr Angst machten, als er sich und seiner Umgebung eingestehen wollte. Das verlieh dem Charakter eine psychologische Tiefe und machte ihn interessanter als die meisten seiner Superhelden-Kollegen. In "Iron Man 3" ist davon nicht mehr viel übrig. Die Energiequelle findet keine weitere Erwähnung mehr, der Unterton der Existenzangst, der immer mitschwang, ist verschwunden. Wohl um das auszugleichen, haben die Drehbuchautoren Stark nun Schlafprobleme und von Zeit zu Zeit Panikattacken angedichtet.

Vielleicht hängt es damit zusammen, dass der Regisseur gewechselt hat. Jon Favreau, der Nummer 1 und 2 gedreht hatte, hat abgegeben an Shane Black, dessen einzige Regiearbeit bislang "Kiss Kiss Bang Bang" war, ein Film von mittlerer Qualität. Es ist ein wenig so wie der Wechsel von Tim Burton zu Joel Schumacher bei den "Batman"-Filmen aus den 90er Jahren: Plötzlich war die düstere Grundstimmung verschwunden, und die Reihe geriet zum grellbunten Popcorn-Kino. Ganz so schlimm ist es diesmal nicht, die Handschrift von Favreau ist immer noch spürbar (er spielt auch selber wieder mit als Pepper Potts Leibwächter Happy Hogan). Doch man merkt den Unterschied.

"Iron Man 3" ist kein schlechter Film. Er hat einige durchaus witzige Momente, und natürlich sind die Action-Szenen brillant inszeniert – der Angriff auf Starks Villa, im Trailer zu sehen, und ein Rettungseinsatz im freien Fall über Florida. Manchmal kommt sogar so etwas wie Spannung auf. Die Rollen sind besser besetzt, als es eigentlich notwendig wäre – neben den bereits Genannten tritt auch noch Don Cheadle als Starks alter Kumpel Colonel Rhodes auf, außerdem sind William Sadler als amerikanischer Präsident und Miguel Ferrer als Vizepräsident zu sehen. Aber auch die ausgezeichneten Schauspieler können den Verlust an Substanz nicht wettmachen.

Der neue "Iron Man" kommt in 3D auf die Leinwand. Das bringt wie so oft einen Punktabzug, denn die 3D-Brille sorgt dafür, dass bei vielen dunklen Szenen kaum noch etwas zu erkennen ist. Auf der anderen Seite bietet der Film keine einzige Einstellung, in der die 3D-Ansicht den Bildern einen besonderen Effekt hinzufügen würde.

"Iron Man 3" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 02 Mai 2013 um 21:43 von Roland Freist

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