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Filmkritik: "Warm Bodies"

Zombie in Love

Als Zombie hat man es nicht leicht. Nicht nur, dass man übel aussieht (Leichenblässe, starrer Blick, dunkle Ränder um die Augen, deutlich sichtbare Hautunreinheiten), hinzu kommen unkoordinierte, langsame Bewegungen und massive Artikulationsschwierigkeiten. Und zu allem Überfluss verströmt man als Untoter in den meisten Fällen auch noch einen mehr oder minder penetranten Verwesungsgeruch. Alles zusammen ist dazu geeignet, jedes menschliche Wesen deutlich auf Abstand gehen zu lassen.

Nun könnte man einwenden, dass es bei einem auferstandenen Hirntoten, der lediglich seinen Fressinstinkten folgt, letztlich egal ist, ob sich jemand für ihn interessiert. R allerdings, der männliche Protagonist von "Warm Bodies" (gespielt von Nicholas Hoult), ist ganz und gar nicht hirntot. Bei ihm steckt im Körper eines toten Jugendlichen ein sehr wacher Geist. Aus dem Off hören wir seine Stimme, die uns seine Geschichte erzählt und seine augenblickliche Lage schildert: An sein Leben vor der Zombiewerdung kann er sich nicht mehr erinnern, noch nicht einmal an seinen Namen. Er glaubt allerdings, dass er mit einem R anfing, deshalb nennt er sich nun einfach so. Sein neues Zuhause ist ein Provinzflughafen, wo noch Dutzende weiterer Zombies leben, deren kleine Schrullen er aufmerksam registriert und kommentiert, und man versteht, dass Zombies ein sehr langweiliges und eintöniges Dasein fristen. Als Rückzugsort hat R eins der Flugzeuge auf dem Rollfeld gekapert und es sich dort mit einigen Schallplatten gemütlich gemacht.

Eines Tages überraschen er und ein paar seiner Zombie-Kollegen eine Gruppe von Jugendlichen, die aus der letzten verbliebenen menschlichen Siedlung gekommen sind, um nach Medikamenten zu suchen. Unter ihnen sind auch Julie (Teresa Palmer) und ihr Freund Perry (Dave Franco, der Bruder von James). R erwischt Perry nach Zombie-Art, tötet ihn, und macht sich daran, sein Gehirn zu verspeisen. Dadurch allerdings gehen Perrys Erinnerungen und Gefühle auf ihn über, und langsam spürt er, dass er sich in Julie verliebt. Und während er zuvor nur unter größten Schwierigkeiten einzelne Wörter herausbrachte, die mehr einem Knurren ähnelten, lernt er nun langsam wieder zu sprechen.

"Warm Bodies" ist im Prinzip eine kitschige, romantische Liebeskomödie, allerdings mit der klitzekleinen Besonderheit, dass die männliche Hauptfigur ein Zombie ist. Macht ja nichts. Es entspinnt sich eine Romeo-und-Julia-Geschichte – die Namen der beiden Protagonisten sind nicht zufällig gewählt –, die sogar mit einer Balkonszene aufwarten kann.

Und es gibt jede Menge Drama, Baby. Denn neben den untoten Zombies existieren noch die ganz toten Bonies, die aussehen wie Zombies auf Crystal Meth, eine Art Skelette mit ein wenig verwestem Fleischbesatz. Sie sind die wahren Bösen in diesem Film, denn sie machen auf alles Jagd, was noch einen Herzschlag hat. Und Typen wie R, die noch etwas Menschliches in sich haben, sind ihnen ein besonderer Dorn im Auge, wobei man allerdings sagen muss, dass sie so etwas wie Augen eigentlich nicht mehr besitzen. Der Konflikt ist klar: Die letzten verbliebenen Menschen unter ihrem Anführer Grigio (John Malkovich) gegen die Bonies, und die Zombies stehen in der Mitte.

Der Film ist sehr lustig. Das liegt zum einen am inneren Monolog von R, der sich seiner Unzulänglichkeiten als Zombie sehr wohl bewusst ist und dennoch wie ein verliebter Schuljunge verzweifelt nach Wegen sucht, an Julie heranzukommen, ohne dabei wie ein hirntoter Idiot auszusehen. Zudem gewinnt Regisseur Jonathan Levine, der auch das Drehbuch nach dem Roman von Isaac Marion geschrieben hat, der Figur des Zombies etliche witzige Aspekte ab. Mit am besten hat mir die Szene gefallen, in der die beiden Mädchen mit viel Rouge und einem flotten Haarschnitt aus dem blassen R wieder einen Menschen machen.

"Warm Bodies" hat einige Fehler, viele davon haben mit mangelnder Logik zu tun. Er gewinnt seinen Reiz praktisch ausschließlich aus der skurrilen, originellen Grundkonstellation und weniger aus der Handlung. Die ist in weiten Teilen einfach nur bittersüß und stark vorhersehbar. Doch die Ironie, die die Macher der Geschichte mitgegeben haben, hat den Film zum Glück davor bewahrt, zu einem zweiten "Twilight – Biss zum Morgengrauen" zu werden.

"Warm Bodies" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 21 Februar 2013 um 22:02 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 22 Februar 2013 11:14

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