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Filmkritik: "The Dark Knight Rises"

Batman gegen Bane

Eigentlich müsste der Titel ja "Bruce Wayne Rises" heißen, denn von Batman ist die meiste Zeit nichts zu sehen. Stattdessen stellt der Film eine geschlagene Stunde lang neue und alte Gesichter vor. Neu ist die Meisterdiebin Selina (Anne Hathaway), die sich schon bald als Catwoman entpuppt. Neu dabei ist auch Miranda (Marion Cotillard), eine reiche Investorin, die unbedingt mit Bruce Wayne in Kontakt kommen will. Der jedoch ist nahezu unerreichbar. Nachdem Batman am Ende von "The Dark Knight" den Mord an Harvey Dent auf sich genommen hatte, ist Wayne nicht mehr aus dem Haus gegangen. Seine Gelenke sind kaputt, er geht am Stock, und nur noch sein treuer Diener Alfred, wie immer gespielt von Michael Caine, hat noch regelmäßig Kontakt mit ihm. Selbst Lucius Fox (Morgan Freeman), der geniale Entwicklungsleiter von Wayne Enterprises, hat ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Bruce Wayne/Batman wird andererseits aber auch nicht mehr gebraucht: Seit die Mafia besiegt ist und das Strafrecht so verschärft wurde, dass es keine Berufungsverhandlungen mehr gibt, sind praktisch alle Kriminellen von Gotham City hinter Schloss und Riegel.

Das ändert sich erst, als ein neuer, gefährlicher Gegner auftaucht: Bane (Tom Hardy) ist ein muskelbepackter Koloss mit einer mysteriösen Atemmaske, die seine Stimme verzerrt. Nachdem Selina an Batmans Fingerabdrücke gekommen ist, wissen die Bösen auch, wer sich hinter der Fledermaus-Maske versteckt. Zusammen mit seiner Bande überfällt er die Börse und manipuliert die Kurse so, dass Wayne Enterprises reif ist für eine feindliche Übernahme. Nur mithilfe von Miranda kann Wayne verhindern, dass ihm seine Firma abgenommen wird. Im Gegenzug muss er allerdings das Geheimnis um seine Forschungen aus den letzten Jahren lüften: Lucius Fox hat einen Fusionsreaktor entwickelt, der sich auch als Atombombe eignet.

Bane macht nun einen Punkt nach dem anderen gegen Bruce Wayne/Batman. Bei einem Zweikampf zertrümmert er nicht nur seine Maske, sondern bricht ihm schier das Rückgrat. Den besiegten Bruce Wayne wirft er in einen weit entfernten Kerker, aus dem es bislang nur ein sagenumwobenes Kind herausgeschafft hat. Er sperrt die gesamte Polizei von Gotham in den U-Bahn-Tunneln unter der Stadt ein. Commissioner Gordon (Gary Oldman) liegt ohnehin schwer verletzt im Krankenhaus. Bane reißt sich Bruce Waynes Batmobil-Fuhrpark unter den Nagel und stiehlt zudem den Fusionsreaktor. Er befreit alle Häftlinge aus den Gefängnissen, riegelt die Stadt ab, sprengt die Brücken – es ist unschwer zu erkennen, dass es sich um Manhattan handelt – und lässt den Reaktor ständig in geschlossenen LKWs durch die Straßen fahren. Dann erpresst er den Staat: Wenn nur eine Person Gotham verlässt oder in die Stadt hereinkommt, wird er die Bombe zünden. Er fordert die Bürger zum Aufstand gegen die Herrschenden auf: "Holt euch eure Stadt zurück."

An diesem Punkt vermittelt der Film ein Gefühl der Beklemmung und Hoffnungslosigkeit. Batman ist besiegt, Bruce Wayne verschollen. Alfred hatte ihn bereits zuvor im Streit verlassen. Bane hat auf ganzer Linie gesiegt. Er hat seine Rache bekommen an einer Gesellschaft, die seine schwangere Mutter in den Kerker geworfen hatte, in dem er zur Welt kam. Er ist eine furchteinflößende Gestalt, stark, brutal, gefühllos und intelligent. Bane scheint keine Schwachstelle zu haben und ist absolut Herr der Lage. Seine machtlosen Gegner nennen ihn einen "Warlord".

Regisseur Christopher Nolan thematisiert in seinen Batman-Filmen immer wieder den Unterschied zwischen Recht und Gesetz. Dieses Mal wird im besetzten Gotham City ein Tribunal errichtet, geleitet von Dr. Jonathan Crane/Scarecrow (Cillian Murphy), den wir schon aus den ersten beiden Teilen der Batman-Trilogie kennen. Einen fairen Prozess hat hier niemand zu erwarten: "Das Urteil steht schon fest, es geht nur noch um das Strafmaß", erklärt Scarecrow in surrealistischen Szenen von einer absurd hohen, aus Müll gebauten Richterplattform herab den Angeklagten. Der Aufstand gegen das Establishment, den Bane propagiert hatte, ist wie in der französischen Revolution zu einer Schreckensherrschaft verkommen. Und Commissioner Gordon deutet bereits in einer frühen Szene an, dass es bei den Verhaftungen in der Unterwelt von Gotham nicht immer korrekt zuging, und erklärt dem jungen Polizisten Blake (Joseph-Gordon Levitt), dass Gesetze manchmal auch Fesseln sein können, die eine wirksame Strafverfolgung verhindern. Darüber müsse man sich dann eben hinwegsetzen. Auf diese Weise wurde die Verbrechensrate in Gotham zwar nahezu auf null gesenkt. Die Tribunal-Szenen andererseits zeigen, was geschieht, wenn Gesetze konsequent ignoriert werden.

"The Dark Knight Rises" ist nicht mehr ganz so gut wie der zweite Teil. Bane gibt zwar einen überzeugenden Bösewicht ab, der von Heath Ledger so spektakulär interpretierte Joker war jedoch eindrucksvoller. Zweimal geraten Batman und Bane direkt aneinander, und beide Male habe ich mich gefragt, ob es nicht klüger wäre, einen solchen Typen mit einer Schusswaffe in Schach zu halten anstatt sich auf einen Faustkampf mit ungewissem Ausgang einzulassen. Der Joker war so gesehen der gefährlichere Gegner – er arbeitete mit Psychologie, suchte nach den Schwächen seiner Gegner, spielte niemals fair und war vor allem unberechenbar. Bane dagegen hat einen Plan, der zumindest in Grundzügen vorhersehbar ist, und vertraut ansonsten einfach darauf, dass er in jedem Kampf immer der Stärkere sein wird.

Auch ist die Einleitung zu lang geraten. Nolan versucht, alle Geschichten und Figuren der ersten beiden Teile einzubinden und muss zudem noch eine ganze Reihe weiterer Personen integrieren. Das dauert seine Zeit, führt zu vielen tiefsinnigen Gesprächen und verhindert einfach, dass man das bekommt, was man haben will, nämlich Batman, der mit Batmobil, Motorrad und anderen technischen Gadgets die Bösen dingfest macht. Völlig überflüssig und sogar etwas störend wirkt die aufgewärmte Geschichte von der Gesellschaft der Schatten und ihrem Anführer Ra’s Al Ghul, die bereits in "Batman Begins" nicht überzeugen konnte.

Trotzdem ist "The Dark Knight Rises" natürlich ein außergewöhnlicher Film, gedreht von einem Regisseur, der weiß, wie man ein dreistelliges Millionenbudget effektiv einsetzt. Erstklassige Schauspieler – Anne Hathaway gibt eine überzeugende Catwoman ab –, eine insgesamt dann doch interessante Story mit einigen überraschenden Wendungen sowie nicht zuletzt die phantasievollen, grandiosen Action-Sequenzen ergeben zusammen einen unterhaltsamen Blockbuster mit mehr Tiefgang als an und für sich notwendig wäre. Bloß Batman hätte man gern ein wenig öfter gesehen.

"The Dark Knight Rises" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Samstag 28 Juli 2012 um 17:23 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:25

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