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Archiv für die Kategorie Hardware

Erster Eindruck von Google Chromecast

Geschrieben am Sonntag 06 April 2014 um 19:28 von Roland Freist

Seit vergangener Woche bin ich Besitzer eines Google Chromecast. Und je länger ich mich damit beschäftige, desto begeisterter bin ich von dem Stick.

Für alle, die nicht wissen, was das ist: Google Chromecast ist ein Stick in Form eines USB-Speichers, der in den HDMI-Eingang des Fernsehers gesteckt wird. Über ein mitgeliefertes Kabel verbindet man ihn zur Stromversorgung mit dem USB-Port des Fernsehers, alternativ dazu liegt dem Paket ein Netzteil bei. Die Konfiguration erfolgt über eine kostenlose App, die für Android und Apple iOS verfügbar ist. Über sie übermittelt man die Zugangsdaten für das WLAN, mit dem sich der Stick verbinden soll. Chromecast arbeitet im 2,4-GHz-Band und unterstützt die Standards 802.11b/g und n.

Danach kann’s losgehen: Mit der Installation der Chromecast-App bekommen die Android-Anwendungen Youtube und Google Play Movies eine zusätzliche Option zum Abspielen ihrer Inhalte auf dem Fernseher, an den der Stick angeschlossen ist. Chromecast selbst ist komplett passiv, man kann dort weder Daten ablegen noch Apps einrichten. Das Gerät stellt lediglich die Hardware für die WLAN-Verbindung zur Verfügung, die gesamte Intelligenz steckt in der App. Das Smartphone oder Tablet wird damit zu einer Fernbedienung für die Wiedergabe der Videos aus den genannten Diensten. Die Verbindung zwischen dem Mobilgerät und dem Stick erfolgt über UPnP, Universal Plug and Play. Beim Abspielen der Medieninhalte laufen die Daten über das WLAN direkt zu Chromecast, Tablet oder Smartphone geben lediglich den Befehl zur Wiedergabe.

Das ist aber noch nicht alles: Google stellt ein kostenloses SDK (Software Development Kit, eine Sammlung von Tools und Anleitungen zum Programmieren von Anwendungen) für Chromecast zur Verfügung, das mittlerweile auch kräftig genutzt wird. Ich habe mir beispielsweise eine App installiert, um die Inhalte der Mediatheken von ARD, ZDF, Arte und 3Sat auf den Fernseher umzulenken. Als nächstes will ich ein Programm ausprobieren, mit dem man lokal gespeicherte Videos drahtlos auf das TV-Gerät bringen kann. Bislang hatte ich dafür das Tablet immer über ein HDMI-Kabel mit dem Fernseher verbunden. Mit Chromecast und der richtigen App sollte das nun eleganter und komfortabler gehen.

Geniale Erweiterung

Das Geniale an Google Chromecast ist, dass der Stick auf bereits vorhandene Ressourcen zurückgreift anstatt sie selbst mitzubringen. Durch den Verzicht auf eigenen Speicher, den Rückgriff auf die Technik von Smartphones und Tablets sowie die Nutzung eines Funknetzwerks als einziger Verbindungsoption konnte die Hardware-Ausstattung auf ein Minimum reduziert werden. Dadurch ist es Google möglich, das Gerät zum Kampfpreis von 35 Euro zu verkaufen, der Vertrieb erfolgt in Deutschland über den Play Store, Amazon und Mediamarkt/Saturn. Ähnlich wie Apple beim Iphone macht Google bei Chromecast alles richtig und bündelt mehrere neu entstandene technische Entwicklungen in einem Produkt. In den USA ist der Stick ein Renner und steht bei Amazon an der Spitze der Verkaufsliste von Technik-Gadgets.

Genial ist aber auch die Möglichkeit, die Funktionalität des Sticks mit zusätzlichen Apps von Drittanbietern zu erweitern. Ich hoffe beispielsweise auf Programme, um auch bei Pro Sieben und anderen Sendern die gespeicherten Inhalte abrufen zu können. Auch eine gute Foto-App zum Anzeigen von lokal gespeicherten und Bildern aus den diversen Cloud-Diensten fehlt im Moment noch. Insgesamt ist das Angebot aber bereits erstaunlich umfassend – die kostenlose App Cast Store liefert einen ständig aktualisierten Überblick. Maxdome und Watchever haben bereits reagiert und die Unterstützung für den Stick in ihre Apps eingebaut. Viel wichtiger ist jedoch, dass Google Chromecast generell eine kostengünstige Möglichkeit eröffnet, sämtliche Bildinhalte ohne den Einsatz von kompliziert zu konfigurierenden Streaming Servern und Media Centern endlich bequem auf dem großen Fernsehbildschirm anschauen zu können.

Update 20.7.14: Bislang diente Chromecast in erster Linie als eine Art Fernbedienung, um die Wiedergabe von Bildern und Videos aus dem Internet oder dem lokalen Netz auf dem Fernseher zu steuern. Beim letzten Update hat die Chromecast-App auf meinem Nexus 10 jedoch die neue Funktion "Bildschirm übertragen" bekommen, mit der man den aktuellen Bildschirminhalt auf dem Fernseher anzeigen kann. Die Wiedergabe von Fotos und Videos, die ich auf dem Tablet gespeichert habe, funktioniert einwandfrei, auch HD-Filme laufen ruckelfrei. Lediglich beim Streamen von Internet-Videos, die per WLAN auf dem Tablet landen, entstehen auf dem TV-Gerät in regelmäßigen Abständen kleine Aussetzer – da reicht dann offenbar die Bandbreite nicht mehr aus. Das Bildschirm-Mirroring steht allerdings nicht auf allen Geräten zur Verfügung, sondern lediglich auf dem Nexus 4, 5, 7 und 10, dem Samsung Galaxy S4 , S5, Note 3 und Note 10, dem HTC One M7 sowie auf dem LG G2, G3 und dem G Pro 2.

Bearbeitet: Sonntag 20 Juli 2014 17:23

Seltsames Ladeproblem

Geschrieben am Montag 05 August 2013 um 11:04 von Roland Freist

Vor einigen Tagen ließ sich mein Smartphone plötzlich nicht mehr aufladen. Ich habe seit März 2012 ein Samsung Galaxy Nexus, das bislang tadellos funktionierte. Die aktuelle Betriebssystemversion ist Android 4.2.1. Der genannte Fehler trat auf, als ich das Telefon wie gewohnt über Nacht an die Steckdose hängte. Es begann eine lange Odyssee auf der Suche nach der Ursache des Fehlers:

Laut einer alten Helpdesk-Weisheit ist in 90 Prozent aller Fälle das Kabel die Ursache der Probleme. Ich schließe daher das Ladekabel von meinem Google Nexus 10 an. Keine Wirkung. Vielleicht eine fehlerhafte Anzeige? Doch auch "Einstellungen – Akku" meldet nur lapidar, dass das Gerät nicht geladen wird.

Als ich den Browser aufrufe – ich verwende Google Chrome – geschieht etwas Seltsames: Er öffnet eine mir bis dato unbekannte Website, die eine Software namens "Akku Retter" anpreist (siehe Screenshot). Ein Popup erscheint und fordert mich auf "Hole dir die Kontrolle über deinen Akku zurück". Darunter steht ein großer Button mit der Aufschrift "Weiter", an dessen oberem Rand in kleiner Schrift "Premium-Apps" für 4,99 Euro im Monat angepriesen werden. Ich zähle eins und eins zusammen und komme zu dem Schluss: Ich habe mir einen Virus in Form einer Ransomware eingefangen.

Mit Ransomware bezeichnet man Schadprogramme, die den Zugriff auf einen Computer oder seine Dateien behindern, indem sie sie beispielweise verschlüsseln. Der Zugriff wird zumeist erst nach Zahlung eines Lösegelds von ein paar Hundert Euro wieder freigegeben. Das Opfer bekommt dazu eine spezielle Software oder ein Passwort zugeschickt – so lautet zumindest das Versprechen der Erpresser. Wer sich intensiver mit dem Thema befassen will, dem empfehle ich die Lektüre des entsprechenden Wikipedia-Artikels.

In diesem Fall würde ich mit dem Antippen von "Weiter" vermutlich ein Abo für die angeblichen Premium-Apps abschließen und mit dem Akku Retter eine Lösung für das Problem bekommen. Die Bezahlung erfolgt dann üblicherweise über die Telefonrechnung. Das kommt für mich nicht in Frage. Ich schließe die Seite und mache mich auf die Suche nach dem Virus.

Die erste Erkenntnis: Wenn es ausgeschaltet ist, lässt sich das Smartphone problemlos aufladen. Zu meiner Überraschung funktioniert sogar das Laden über den USB-Port des PCs. Bloß eingeschaltet an der Steckdose zeigt es keine Reaktion. Immerhin ist also nicht zu befürchten, dass das Telefon in wenigen Stunden unbrauchbar wird. Nervig ist die Sache trotzdem.

Erster Ansatz zur Lösung des Problems: Ein Antiviren-Programm muss her. Bislang hatte ich auf dem Telefon keines installiert und auf die Sicherheit von Android und meine eigene Achtsamkeit vertraut. Ich beziehe meine Apps ausschließlich aus dem Google Play Store und bin vorsichtig mit Mail-Attachments. Vorsichtshalber suche ich zunächst mit dem Addons Detector nach installierten Apps, die unbemerkt Addons laden. Das Tool findet ein Programm, in das ein Werbenetzwerk eingebunden ist, und ich deinstalliere es.

In der c’t, Ausgabe 17/2013, hatte ich einen Artikel zum Thema Android-Trojaner gesehen, in einem Kasten findet sich dort auch eine Liste mit Antiviren-Software. Nacheinander installiere ich Avast, ESET, Lookout und, aufgrund einer Empfehlung im Internet, auch noch Dr.Web. Ich scanne jeweils das System, teilweise inklusive SIM-Karte, und deinstalliere die Software wieder. Denn keines der Programme findet eine Schadsoftware. Laut Jürgen Schmidt, dem Autor des genannten Artikels, ist das auch nicht verwunderlich. Denn die AV-Software für Android arbeite nur mit sehr einfachen Signaturen, schreibt er, auch die unscharfe Entdeckung mit Heuristik sei, falls überhaupt vorhanden, eher einfach gestrickt. Die Erkennungsraten bei neuen Schädlingen lägen bei "nahe null", zudem würden die meisten Programme ohnehin nur bei der Installation von Software-Paketen aktiv. Von dieser Seite ist also keine Hilfe zu erwarten.

Ich verbringe einige Stunden mit Google-Suchen nach "android akku lädt nicht", "android virus akku", "android battery problems" und auch nach "hole dir die kontrolle über deinen akku zurück", ohne auf Erfahrungsberichte zu stoßen, die die gleichen Symptome schildern.

Es bleibt nur eine Lösung: der Reset auf die Werkseinstellungen. In Android finden Sie diese Funktion unter "Einstellungen – Sichern & zurücksetzen – Auf Werkszustand zurück". Vorsicht: Falls Sie das selber einmal machen wollen, sollten Sie wissen, dass dabei alle Ihre Fotos, Klingeltöne, SMS und sonstigen persönlichen Dateien gelöscht werden. Sie sollten Ihre Daten daher zuvor sichern. Auch werden sämtliche Apps und Ihre Kontakte aus dem Speicher entfernt. Falls Sie jedoch bei Google ein Sicherungskonto eingerichtet haben – Sie finden diese Option ebenfalls unter "Sichern & zurücksetzen" – werden zumindest die Apps und Kontakte anschließend automatisch wiederhergestellt. Da hierbei ein hohes Download-Volumen zusammenkommen kann, sollten Sie sicherstellen, dass Sie per WLAN am Internet hängen.

Reset und Wiederherstellung funktionieren einwandfrei. Doch das Smartphone lässt sich immer noch nicht laden.

Jetzt wurde es mysteriös. Da sämtliche Apps zwischenzeitlich gelöscht worden waren und aus dem Play Store sauber neu installiert wurden, muss der Virus etwas am Betriebssystem verändert haben. Doch das sollte eigentlich nicht passieren können. Android ist ein Linux-Derivat, der Zugriff auf die Betriebssystem-Dateien ist ohne Root-Rechte unmöglich. Und gerootet hatte ich das Smartphone nie (unter "rooten" versteht man einen Vorgang, mit dem sich der Benutzer Root- beziehungsweise Administrator-Rechte auf das Android-System verschafft). Ich befrage einige Kollegen, doch niemand kennt einen vergleichbaren Fall. Essential Media, die PR-Agentur von Kaspersky, bietet an, mir einen direkten Draht zur Hotline zu vermitteln, wo ich mit einem Experten sprechen könne. Ich hebe mir das als letzte Möglichkeit auf.

Ich nerve weitere Kollegen mit dem Fall. Wolf Hosbach vom PC Magazin hat schließlich die rettende Idee, beziehungsweise sogar zwei. Zum einen weist er mich darauf hin, dass es keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Erscheinen der Website mit dem Popup und den Ladeproblemen gebe. Das könne auch Zufall sein. Zum anderen empfiehlt er mir das XDA Developers Forum, wo sich viele Android-Entwickler austauschen. Dort solle ich es mal versuchen.

In den XDA Developers Foren lese ich, dass die Ladeprobleme beim Galaxy Nexus ein weit verbreitetes Problem sind. Die meisten Tipps beziehen sich auf den USB-Anschluss des Geräts: Man solle ihn reinigen, eventuell sei innen auch eine Lasche verbogen, so dass es zu einem Kurzschluss komme etc. Keiner dieser Tricks funktioniert bei mir. Schließlich führt mich ein Link zu einer Google Group, in der es ebenfalls um das Galaxy Nexus und seine Ladeprobleme geht. Dort finde ich schließlich den entscheidenden Hinweis von einem User namens Camorda: "Power off, remove battery and SIM card, hold power on for 10 seconds, replace battery and sim, power on". Auf Deutsch: Telefon ausschalten, Akku und SIM-Karte herausnehmen, den Ein-/Ausschaltknopf zehn Sekunden lang gedrückt halten, SIM-Karte und Akku wieder einlegen und Smartphone einschalten. Und tatsächlich: Plötzlich lädt es wieder. Grund: unklar.

Die Website mit dem ominösen Akku Retter existiert nach wie vor, allerdings erscheint zumindest bei mir kein Popup mehr. Offensichtlich ist die Software nicht frei verfügbar, sondern wird ausschließlich Mitgliedern von Werbenetzwerken angeboten. Was genau das Programm anstellt, war nicht zu ermitteln.

Bearbeitet: Donnerstag 09 Januar 2014 16:03

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