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Archiv vom Januar 2011

Buchkritik: "Google Analytics. Implementieren. Interpretieren. Profitieren."

Geschrieben am Donnerstag 27 Januar 2011 um 11:34 von Roland Freist

Um Google Analytics und die von ihm erfassten IP-Adressen von Website-Besuchern hat es in den letzten Wochen einigen Wirbel gegeben. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Prof. Dr. Johannes Caspar drohte sogar, dass Firmen, die mit dem Tracking-Tool weiterhin ohne Zustimmung der Website-Besucher deren Zugriffe protokollierten, mit einer Anklage zu rechnen hätten. Mittlerweile haben sich die Wogen jedoch wieder geglättet, nicht nur, weil die Website des Datenschutzbeauftragten ebenfalls mit einem IP-Adressen sammelnden Tracking-Tool versehen war, sondern vor allem, da Website-Betreiber mittlerweile durch Einfügen eines kleinen Code-Schnipsels die IP-Adressen ihrer Besucher vor Google verschleiern können. Seither kann man Analytics bis auf weiteres wieder einsetzen, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen. Eine kurze Zusammenfassung der Auseinandersetzung findet sich hier.

Dass eine Software zur Webanalyse es bis in die Berichterstattung der "Tagesschau" schaffte, hängt natürlich in erster Linie mit dem großen Namen Google und mit der immer wieder erkennbar werdenden Datensammelwut dieses Konzerns zusammen. Zugleich ist der Streit jedoch auch ein Indiz dafür, wie wichtig das Thema Webanalyse mittlerweile geworden ist. Nahezu jede kommerzielle Website, aber auch viele andere Seiten (wie beispielsweise freist.de) nutzen entsprechende Tools. Die bei weitem größten Marktanteile kann dabei das kostenlose Google Analytics für sich verbuchen.

Der ehemalige Verantwortliche für Google Analytics in Deutschland, Timo Aden, hat 2009 ein Buch zu diesem Programm veröffentlicht. "Google Analytics. Implementieren. Interpretieren. Profitieren." erklärt ausführlich das Warum und Wie der Arbeit mit dem Programm. In fünf großen Rubriken, die jeweils in mehrere Kapitel unterteilt sind, beschreibt Aden den Einsatz und die Möglichkeiten von Analytics. Man erfährt, wie man den Tracking-Code in die eigene Website einbaut, welche Modifikationen dabei möglich sind, wie man an die Berichte des Tools gelangt, was sie tatsächlich aussagen, wie die erhobenen Werte definiert sind und was die Statistiken über die Akzeptanz einer Website aussagen. Der Autor zeigt, wie man mit Analytics Schwächen etwa in der Benutzerführung aufdeckt und E-Commerce-Sites erfolgreicher macht. Der Leser lernt, wie er Ziele definiert und Trichter aufbaut, um beispielsweise das Besucherverhalten bei der Bestellung in einem Webshop zu beobachten. Einfache Berichte etwa zu den Zugriffszahlen werden genauso gewissenhaft erklärt wie komplizierte Auswertungen zur Produktleistung.

Besonders lobenswert ist, dass das Buch in einer klaren und verständlichen Sprache geschrieben und mit zahlreichen Praxisbeispielen versehen ist. Daher ist es auch für Anfänger in der Webanalyse verständlich. Gleichzeitig ist die Ausführlichkeit zu loben – man findet wirklich auf jede Frage eine Antwort. Das umfangreiche Inhaltsverzeichnis ist dabei genauso eine Hilfe wie das Register am Schluss des Buches. Zudem hat der Autor nach dem Vorbild amerikanischer Software-Entwickler auch eine FAQ-Liste zusammengestellt.

Kurzum: Die Anschaffung lohnt sich, und das vor allem für solche Website-Betreiber, die mit ihrem Angebot in irgendeiner Form Geld verdienen wollen. Denn so präzise und ausführlich werden die entsprechenden Auswertungsmöglichkeiten von Google Analytics nirgendwo im Web erklärt. Der einzige Wermutstropfen ist, dass das Buch heute nicht mehr in jedem Punkt aktuell ist. In den rund anderthalb Jahren, seit es erschienen ist, hat Google einige Rubriken in Analytics umbenannt und erweitert. Die Erläuterungen von Timo Aden sind alllerdings nach wie vor korrekt, lediglich die Bezeichnungen im Text weichen in einigen Details von denen in der Bedienoberfläche von Analytics ab. Da das jedoch nur einige wenige Stellen betrifft, wird die Orientierung im Programm dadurch nicht beeinträchtigt. Hinzu kommt, dass auch die Anonymisierungsfunktion und das entsprechende Browser-Plugin erst nach Erscheinen des Buchs hinzugekommen sind und daher noch nicht erklärt werden. Insgesamt wäre also eine überarbeitete Neuauflage wünschenswert. Mehr zu mäkeln gibt es jedoch nicht.

Timo Aden: "Google Analytics. Implementieren. Interpretieren. Profitieren."

343 Seiten, Hanser Verlag, 17,95 Euro

Bearbeitet: Donnerstag 27 Januar 2011 15:21

Youtube-Videos ohne Einschränkungen

Geschrieben am Dienstag 04 Januar 2011 um 14:49 von Roland Freist

Diese Meldung kennt wohl jeder, der auf Youtube schon mal nach Musikvideos oder Ausschnitten aus Fernsehserien gesucht hat: "Dieses Video enthält Content von XXX. Es ist in deinem Land nicht verfügbar." Teilweise gibt's auch einfach nur die Kurzfassung "Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar." Diese Einschränkungen sind oftmals sehr ärgerlich. So sind beispielsweise von den zehn meistgesehenen Youtube-Videos aller Zeiten lediglich zwei in Deutschland aufrufbar. Und die Betreiber einer Website, also beispielsweise ich, müssen immer befürchten, dass ihre eingebetteten Youtube-Videos einige Wochen später nicht mehr angesehen werden können. Denn häufig sind die Filme zunächst noch frei verfügbar, bevor die Wächter des Urheberrechts einige Zeit später ihren Bann aussprechen.

Es gibt allerdings eine einfache Möglichkeit, diese Sperre zu umgehen. Youtube verlässt sich bei der geografischen Zuordnung seiner Benutzer auf deren IP-Adressen. Und die wiederum lassen sich mit einem Proxy-Server recht einfach auf eine amerikanische Adresse umbiegen. Damit das funktioniert, muss der Server natürlich auf amerikanischen Boden stehen.

Ein Beispiel für einen freien US-Server dieser Art ist Proximize.me (http://proximize.me). Man kopiert die Adresse des gewünschten Youtube-Videos einfach in seine Eingabezeile (unter den beiden Anzeigen, über dem Download-Button) und drückt [Enter] - fertig. Youtube identifiziert den Benutzer nun als Amerikaner und gibt den Zugriff auf das Video frei. Ruckelnde Bilder oder Aussetzer durch Nachladevorgänge habe ich bei meinen Versuchen mit dem Dienst bislang nicht beobachtet, sämtliche Filme liefen ohne Verzögerungen sofort an. Falls das Video in eine andere Site eingebettet wurde, klickt man am besten mit der rechten Maustaste unten rechts auf den Button, der ansonsten zur Vollbildansicht führt. Im Kontextmenü wählt man nun "Watch on YouTube" aus und kopiert dann auf der Seite des Videodiensts die URL in die Zwischenablage, um sie anschließend in Proximize.me einzufügen. Leider funktioniert das Täuschungsmanöver jedoch nicht überall. Die Site www.hulu.com etwa, die aktuelle amerikanische Serien und Filme anbietet, verweigert beim Zugriff über Proximize.me das Abspielen der Filme.

Der Dienst bietet übrigens auch eine SSL-Verschlüsselung an, die mit einem Klick auf den kleinen Schlüssel in der Eingabezeile aktiviert wird. Auf diese Weise kann man beispielsweise bei Forenkommentaren die eigene Identität verschleiern. Für den Zugriff auf Youtuibe ist hingegen keine Verschlüsselung erforderlich.

Zum Schluss noch ein Tipp: Wenn Sie die gewünschte Adresse per Copy & Paste einfügen, achten Sie darauf, dass der Dienst das "http://" am Anfang bereits vorgibt. Wenn Sie die URL inklusive der Protokollangabe kopiert haben, ist sie daher in Proxmize.me am Anfang doppelt vorhanden. Die gewünschte Website wird in diesem Fall nicht gefunden.

Bearbeitet: Sonntag 13 März 2011 11:05

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