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Filmkritik: "Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2"

Bye bye Spotttölpel

Am Schluss gewinnt die Langeweile. Im Verlauf der letzten dreieinhalb Jahre hatte sich Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) immer weiter vorgekämpft, und es war jedem klar, dass sie am Schluss ihrem Erzfeind Präsident Snow gegenüberstehen würde. Doch dieses finale Aufeinandertreffen ist genauso dröge und vorhersehbar wie der Rest von "Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2".

Die ersten Bilder zeigen Katniss im Krankenhaus, wo sie sich von dem Angriff durch den gehirngewaschenen Peetah (Josh Hutcherson) erholt, der sie am Ende von "Mockingjay: Teil 1" beinahe umgebracht hätte. Draußen ist der Krieg zwischen den Rebellen und dem Kapitol in vollem Gange. Als Katniss wieder genesen ist, will sie an vorderster Front dabei sein, doch Präsidentin Alma Coin (Julianne Moore) hat andere Pläne. Für sie ist Katniss eine Bedrohung ihrer eigenen Macht, und insgeheim wäre sie nicht unglücklich darüber, wenn die Siegerin der Hunger-Spiele bei den Kämpfen sterben würde und sie sie anschließend als Märtyrerin nutzen könnte. Katniss darf also nicht zur strahlenden Kriegsheldin werden, sondern muss zunächst in Distrikt 2 aushelfen und anschließend den Vormarsch auf den Palast von Präsident Snow mit einem Bombenräumkommando begleiten, wobei sie gleichzeitig auch für ein mitgebrachtes Fernsehteam der Rebellen posieren soll. Doch Katniss missachtet ihre Befehle und macht sich mit ihrem Team auf, Snow zu töten.

Dieser letzte Film der "Tribute von Panem"-Reihe ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Enttäuschung. Er wirkt von vorne bis hinten durchgängig lustlos, als hätten die Macher nur noch eine Pflichtaufgabe abgearbeitet. Und vielleicht war das auch tatsächlich so, denn das Studio konnte im Vorfeld davon ausgehen, dass die Fans der ersten drei Filme auch den vierten Teil würden sehen wollen. Die Einnahmen waren also gesichert, und die Motivation der Beteiligten dürfte von vornherein eher gering gewesen sein. Hinzu kommt die Aufteilung der Buchvorlage auf zwei Filme, die Handlung schleppt sich nur langsam voran, es gibt viel Leerlauf, und die Spannungskurve verläuft durchgehend nur knapp über der Nulllinie. Dabei wären alle Zutaten für ein gutes, würdiges Ende der Reihe vorhanden gewesen: das Kriegsgeschehen, eine wilde Verfolgungsjagd (mit Zombies!) durch den Untergrund der Stadt, die Dreiecksbeziehung zwischen Katniss, Peetah und Gale (Liam Hemsworth), das kalte Streben nach der Macht durch Präsidentin Coin, und nicht zuletzt der finale Kampf gegen Snow. Doch nichts davon kann wirklich fesseln. Und die Szene, die der dramatische Höhepunkt des Films, ja der gesamten Serie hätte sein sollen, geht komplett in die Binsen.

Auch von der Medienkritik der ersten Teile ist kaum etwas übriggeblieben. Während Teil 1 und 2 noch die ganze Perversion von Reality-TV-Formaten satirisch überhöht präsentierten, begnügt sich der vierte Film mit einer leichten Andeutung der Auseinandersetzung zwischen zwei Fernsehsendern, einmal das Staatsfernsehen des Kapitols und einmal der Rebellensender. Auch daraus hätte man wesentlich mehr machen können.

Und als wäre das alles noch nicht unsäglich genug, hat das Studio auch die 3D-Umsetzung verhauen. Während bei anderen 3D-Filmen mittlerweile die Helligkeit etwas angehoben wird, um den Grauschleier-Effekt der Brillen auszugleichen, hat man bei "Mockingjay: Teil 2" darauf verzichtet. Das Ergebnis ist so dunkel, dass man bei den Außenaufnahmen meint, sie wären bei einer Sonnenfinsternis aufgenommen worden, bei den Innenaufnahmen sind oftmals kaum noch die Gesichter zu erkennen.

Schauspielerisch hat der Film ein gutes Niveau. Donald Sutherland zeigt noch einmal, was für ein grandioser Darsteller er ist, auch Julianne Moore hat gute Szenen. Jennifer Lawrence dagegen spielt eher verhalten. Dass man allerdings Philip Seymour Hofmann noch einmal auf die Leinwand bringt, der mittlerweile seit mehr als anderthalb Jahren tot ist, wirkt wie Leichenfledderei.

"Mockingjay: Teil 2" ist eine einzige Respektlosigkeit gegenüber den Fans, die die Bücher geliebt und sich auf die Filme gefreut hatten. Der erste Teil weckte Erwartungen, dass hier etwas Gutes entstehen könnte. Doch diese Vorfreude wurde drastisch enttäuscht.

"Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Mittwoch 25 November 2015 um 22:46 von Roland Freist

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