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Filmkritik: "Fast & Furious 7"

Das verflixte siebte Mal

Kaum ein Schauspieler wird wohl so mit einer einzigen Rolle identifiziert wie Paul Walker mit Brian O’Conner, dem Cop beziehungsweise Ex-Cop aus den "Fast & Furious"-Filmen. Auch wenn im Laufe der Serie der charismatische Dominic "Dom" Toretto (Vin Diesel) immer mehr in den Mittelpunkt rückte und Walker noch in zahlreichen anderen Filmen mitwirkte – von "Pleasantville" bis hin zu Clint Eastwoods "Flags of Our Fathers" – er war immer das Aushängeschild, der All-American-Boy mit einer Vorliebe für schnelle Wagen mit mächtigen Motoren und wilder Kriegsbemalung. Umso bedauerlicher ist es, dass dieser siebte Teil, der letzte Film, den Paul Walker vor seinem Tod noch gemacht hat, so erbärmlich schlecht geworden ist.

Eine Story ist nur rudimentär erkennbar. Sie dient in erster Linie dazu, die Einleitung und die drei folgenden, großen Actionsequenzen mehr oder minder sinnvoll miteinander zu verbinden. Es beginnt mit Dom und Brian im Kreise ihrer Familien, ein kleinbürgerliches Glück. Brian und seine Frau Mia (Jordana Brewster) haben ein Kind, ein zweites ist unterwegs. Doch Unheil naht: Der in Teil 6 getötete Terrorist Owen Shaw hat einen Bruder namens Deckard (Jason Statham in einer seiner typischen Rollen), der sich nun sowohl an Super-Cop Hobbs (Dwayne Johnson) als auch am Team von Dom und Brian rächen will. Er bringt Hobbs ins Krankenhaus, tötet den Japaner Han und sprengt das Haus von Dom und Brian in die Luft. Da natürlich auch er eine Spezialausbildung hat, kann er unter dem Radar operieren und sich unsichtbar machen. Zum Glück taucht in diesem Moment ein geheimnisvoller Militär auf, der sich Mr. Nobody nennen lässt und von Kurt Russell gespielt wird. Er erzählt der Gang von einem Hacker namens Ramsey, der eine Maschine namens "Das Auge Gottes" erfunden hat, mit der sich jede Kamera und jedes Mikrophon auf der Welt anzapfen lässt. Dom und Brian sollen ihm diese Maschine besorgen, dann dürfen sie sie auch selbst für die Suche nach Deckard Shaw benutzen. Deal.

Es folgen drei große Actionsequenzen auf einer Passstraße, in den Emirates Towers in Abu Dhabi und auf den Straßen von Los Angeles. Alle drei sind technisch perfekt ausgeführt und weitgehend spannungslos. In keiner einzigen Sekunde hat man den Eindruck, dass einem Mitglied der Gang irgendetwas zustoßen könnte. Um das zu übertünchen, greift Regisseur James Wan zu einem mittlerweile gern genommenen Trick: Mit rasanten Schnitten im Drei-Sekunden-Rhythmus versucht er, Spannung durch Geschwindigkeit zu ersetzen. Funktioniert aber nicht. Wenn wenigstens die CGI-generierten Stunts neu und originell wären. Doch die meisten hat man bereits in mindestens sechs anderen Filmen schon mal gesehen. Und die Szene, in der das Auto einen fliegenden Hubschrauber rammt, war in "Stirb langsam 4.0" deutlich besser.

Wie gesagt, dient die Story nur dazu, von einer Actionsequenz zur nächsten überzuleiten. Da stellt man keine hohen Ansprüche, aber einiges ist dann doch zu blöd. So stellt sich etwa die Frage, wozu Dom und Brian das Auge Gottes überhaupt brauchen. Schließlich macht Deckard Jagd auf sie, er muss also sie finden, nicht umgekehrt. Und tatsächlich taucht er in jedem der vier Teile des Films in ihrer Nähe auf. Sie müssten ihn lediglich fassen, und das Problem wäre erledigt. Wäre aber wohl zu einfach.

Die "Fast & Furious"-Reihe lebte ursprünglich von der Atmosphäre der illegalen Autorennen, von Wagen mit grün leuchtenden Unterböden und wildem Spezialzubehör. Dazu kamen coole Typen, die ihren letzten Cent in die Autos steckten, und ihre weiblichen Bewunderer. Ihr Leben war aufregend und es machte Spaß, ihnen zuzusehen. Auf den stilbildenden ersten Teil folgte der schwache "2 Fast 2 Furious", die Serie schien erledigt. Doch dann gelang es dem neuen Regisseur Justin Lin, die Reihe nach und nach wieder nach oben zu bringen und ihr seinen Stempel aufzudrücken. Jetzt hat mit Horror-Spezialist James Wan ("Saw", "Conjuring – Die Heimsuchung") wieder ein neuer Regisseur übernommen. Horrormäßig ist jedoch nur die Qualität dieses Films: "Fast & Furious 7" ist einfach nur ein x-beliebiger Actionfilm mit Autos. Nun, da Paul Walker tot ist und die Serie einen neuen Tiefpunkt erreicht hat, wäre ein guter Moment, "Fast & Furious" zu beenden.

"Fast and Furious 7" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Montag 06 April 2015 um 23:28 von Roland Freist

Bearbeitet: Mittwoch 02 Dezember 2015 18:06

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