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Filmkritik: "Feuerwerk am helllichten Tage"

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Hollywoods Schwarze Serie zeichnete sich dadurch aus, dass Männer und Frauen an dunklen Orten düsteren Geschäften nachgingen und dabei, für südkalifornische Verhältnisse, sehr oft in den Regen kamen. Mit "Feuerwerk am helllichten Tage" will Regisseur Yi’nan Diao die Atmosphäre dieser berühmten Thriller in seine chinesische Heimat übertragen und erschafft dabei den ersten Vertreter einer grauen Serie.

Denn es ist kalt, eisig kalt. Der größte Teil des Films spielt während der Wintermonate in einer chinesischen Provinzstadt. Überall liegt Schnee, der hier in der Stadt grau geworden ist, die Straßen sind bedeckt von einer zentimeterdicken, schmutzigen Eisschicht. Grau sind auch die heruntergekommenen Mietshäuser mit ihren verdreckten, bröckelnden Betonfassaden, fahles Licht dringt durch die ständig beschlagenen Scheiben. Alles ist heruntergekommen, dreckig, die Einrichtungen der Wohnungen und Kneipen sind primitiv, die Autos haben deutlich sichtbare Roststellen. Die Menschen tragen rissige, gefütterte Lederjacken, sie frieren in der kalten, ungemütlichen Umgebung und stoßen weiße Atemwolken aus.

Die Handlung beginnt, als ein Arbeiter eines Tages im Jahr 1999 in einer Kohlelieferung für das örtliche Kraftwerk eine abgetrennte Hand entdeckt. Es ist nicht der erste Fund dieser Art, und schon bald können Kommissar Zhang Zili (Fan Liao) und seine Leute zwei Verdächtige verhaften. Doch auf der Wache kommt es zu einer Schießerei, bei der neben den beiden Festgenommenen auch zwei Polizisten sterben und Zhang schwer verwundet wird. Er muss den Dienst quittieren, arbeitet in der Folge als Wachmann, beginnt zu trinken. Fünf Jahre später tauchen erneut abgetrennte Körperteile von mehreren Personen auf. Zusammen mit einem ehemaligen Kollegen nimmt Zhang die Spur wieder auf. Sie führt ihn zu der ebenso hübschen wie schweigsamen Wu Zihzhen (Lun Mei Gwei). Sie arbeitet in einer Wäscherei und stand zu allen Opfern einer Beziehung. Zhang verliebt sich in sie, obwohl er weiß, dass sie eine Hauptverdächtige ist.

Das ist klassischer Schwarze-Serie-Stoff: der heruntergekommene Detektiv, die schöne, geheimnisvolle Verdächtige, die brutalen Morde (die allerdings nicht gezeigt, sondern nur angedeutet werden) und die düstere Atmosphäre. Das hier gezeigte Bild von China ist so anheimelnd wie eine ostdeutsche Plattenbausiedlung kurz vor dem Anrücken der Abrissbirne. Die Depression ist allgegenwärtig. Liebe findet fast nur in Form von Belästigungen und Vergewaltigungen statt.

Diese Atmosphäre und die Bilder, die sie vermitteln, sind die Stärke dieses Films. Die knisternde Spannung der Hollywood-Produktionen aus den 40er und 50er Jahren will sich hingegen nicht einstellen. Man ahnt, wohin das alles führen wird, auch wenn Yi’nan Diao die Rolle der Femme Fatale gegen ein blasses, junges Mädchen ausgetauscht hat.

Fan Liao und Lun Mei Gwei verkörpern ihre Rollen mit viel Understatement und Blicken, die verraten, dass sich in ihren Köpfen mehr abspielt, als ihre knappen Sätze verraten. Erst ganz zum Schluss lässt der ehemalige Kommissar in einer beeindruckenden Sequenz erkennen, welche Anspannung sich in ihm aufgebaut hatte.

Man kann den Mulholland Drive nicht einfach so nach China versetzen. Der Ansatz von Yi’nan Diao, die düstere Stimmung der Schwarzen Serie durch den chinesischen Winter in der Provinz nachzubilden, funktioniert im Großen und Ganzen, auch wenn der Glamour der amerikanischen Großstadt natürlich fehlt. Dazu muss jedoch eine glaubwürdige, spannende Story kommen. Und hier hapert es bei "Feuerwerk am helllichten Tage" noch.

"Feuerwerk am hellichten Tage" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Sonntag 27 Juli 2014 um 22:42 von Roland Freist

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