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Filmkritik: "Lone Survivor"

Jäger und Gejagte

Wie viele Schmerzen kann ein Mensch aushalten? Offenbar eine ganze Menge, jedenfalls wenn man der Geschichte von "Lone Survivor" glauben mag. Die vier Navy Seals, um die es hier geht, brechen sich unzählige Knochen, fangen sich Granatsplitter ein, bekommen jeder mehrere Schusstreffer ab, in die Füße, Beine, Arme, in die Schulter. Ein Seal erhält einen Kopfschuss, die Kugel bleibt irgendwo in seinem Gehirn stecken. Und doch sind sie immer noch in der Lage weiterzugehen, zu laufen und zu schießen.

Erzählt wird die Geschichte einer Operation der Navy Seals in Afghanistan, so wie sich im Jahr 2007 tatsächlich zugetragen haben soll. Einer der Beteiligten, ein Mann namens Marcus Luttrell, im Film gespielt von Mark Wahlberg, schrieb ein Buch darüber und wurde anschließend durch die amerikanischen Talkshows gereicht. Ihr Auftrag lautete, einen Anführer der Taliban zu töten. Dazu wurden vier Navy Seals in der Nähe des Dorfes abgesetzt, wo er sich aufhielt. Neben Wahlberg sind das Taylor Kitsch ("John Carter") als Michael Murphy, Emile Hirsch als Danny Dietz und Ben Foster als Matt Axelson. Ihr Kommandant in der Basis wird gespielt von Eric Bana.

Zunächst geht alles glatt. Die Seals finden das Dorf und können auch den Taliban identifizieren. Doch eins war nicht einkalkuliert, nämlich dass die Kommunikationskanäle mit ihrer Basis versagen würden. In der Berglandschaft, in der sie sich befinden, bekommen sie weder über das Funkgerät noch über das Satellitentelefon eine Verbindung. Und noch etwas ist nicht einkalkuliert: Sie werden von drei afghanischen Ziegenhirten entdeckt. Es ist klar, dass die sie an die Taliban verraten werden. Doch da die Seals den Zivilisten nichts tun dürfen, lassen sie sie ziehen. Und werden prompt verraten.

Nun kommt der spektakulärste Teil des Films. Er ist unter anderem deshalb so wirkungsvoll, da er mit einer brillant bearbeiteten Tonspur arbeitet – das Krachen der Gewehre, das fiepende Pfeifen der Präzisionswaffen mit den Schalldämpfern, die Explosionen der Granaten und die Aufschreie, wenn einer der Männer getroffen wird, vermischen sich zu einer unglaublich bedrohlichen Soundkulisse. Kurz nach der Begegnung mit den Hirten sind den vier Seals Dutzende von Taliban-Kämpfern auf den Versen, jagen sie mit Gewehren, Panzerfäusten und Granatwerfern den Berg hoch und auf der anderen Seite wieder hinunter. Die Männer sind verletzt, haben klaffende Wunden, sie humpeln, bluten, haben starke Schmerzen. Sie lassen sich meterhohe Felswände hinunterfallen, da sie keine Zeit für einen kontrollierten Abstieg haben. Die Amerikaner sind die besseren Schützen und besitzen die überlegenen Waffen, sie töten Dutzende von Gegnern. Trotzdem werden sie einer nach dem anderen eingeholt und erschossen. Zum Schluss kommt auch noch Pech dazu: Die Basis schickt zwei Transport-Hubschrauber mit Verstärkung los. Doch der eine wird noch vor der Landung von einer Panzerfaust getroffen und stürzt ab. Die zweite Maschine dreht daraufhin ab. Dann ist nur noch Mark Wahlberg übrig, der von einigen Afghanen gefunden und in ihr Dorf gebracht wird. Und damit beginnt dann der dritte und letzte Akt des Films.

"Lone Survivor" ist zum einen natürlich militaristisch, so wie jeder Film militaristisch ist, der den Krieg als spannende Geschichte erzählt. Da spielt es keine Rolle, wie grausam die Verhältnisse sind, es geht um den Thrill, den die Zuschauer durch den Krieg erleben und der ihn attraktiv erscheinen lässt, als wäre es ein großes Abenteuer. Und es geht auch um die alteingesessenen Werte, die mit solchen Filmen vermittelt werden, und in einer zunehmend unübersichtlichen Welt ein Gefühl der Sicherheit bieten. Doch "Lone Survivor" ist kein reiner Kriegsfilm, zutreffender wäre die Einordnung als Actionfilm. Der erste "Rambo"-Streifen zielte in eine ähnliche Richtung.

Regisseur Peter Berg kennt sich mit Militärfilmen aus, sein "Battleship" war ein Stück lupenreiner Propaganda für die Navy. Aber eben auch sehr unterhaltsam. Und das muss man ihm auch bei "Lone Survivor" lassen: Der Mann weiß, wie man Spannung aufbaut und Action in Szene setzt. Dass das alles sehr machohaft ist und die Navy Seals mal wieder sehr unkritisch als eine kernige Truppe von coolen, kraftprotzenden Kerlen verehrt werden – geschenkt.

"Lone Survivor" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 28 März 2014 um 22:32 von Roland Freist

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