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Filmkritik: "You're Next"

Der Nächste, bitte

Am gruseligsten ist das Grauen, solange es noch kein Gesicht hat. Das wurde mir mal wieder bewusst, als ich "You’re Next" sah. Wenn Morde scheinbar planlos verübt werden, wenn man als Zuschauer genau wie die Protagonisten des Films den Eindruck hat, dass es keine innere Logik in den Geschehnissen gibt und der Täter nicht fassbar ist, dann ist ein Horrorfilm am effektivsten. Sobald die Auflösung kommt, Motive erkennbar werden und die Monster gezeigt werden, ist der Film zwar nicht weniger blutig und spannend. Aber der Schockeffekt ist weg.

Es geht um eine gut situierte, amerikanische Familie. Das Elternpaar hat seine drei Söhne und ihre Tochter zusammen mit ihren Ehepartnern und Freunden zu einer Familienfeier nach Hause eingeladen, in ein großes, abseits stehendes Fachwerkhaus. Bei der Ankunft der verschiedenen Gruppen und beim ersten gemeinsamen Abendessen werden uns die Charaktere kurz vorgestellt, dann geht’s auch schon los: Ein Armbrustbolzen trifft Tariq (Ti West), den Freund von Tochter Aimee (Amy Seimetz), er ist sofort tot (nettes Detail: Tariq, das erste Opfer, verdient sein Geld als Regisseur von Underground-Filmen). Damit beginnt eine Mordserie, bei der die Bewohner des Hauses nacheinander durch weitere Armbrustschüsse und mit Macheten abgeschlachtet werden. Ein Störsender verhindert, dass sie per Handy Hilfe herbeiholen. Während der ausbrechenden Panik behält lediglich Erin (Sharni Vinson), die Freundin von Sohn Crispian (AJ Bowen), die Nerven und beginnt, die Angreifer mit allerlei Küchengeräten wie Messern und Fleischklopfern zu bekämpfen.

"You’re Next" ist ein klassischer Slasher-Film. Regisseur Adam Wingard kennt die Regeln des Genres, und er nimmt sie ernst. Dies ist keine Parodie, hier werden keine Witze gemacht. Viele ähnlich gelagerte Filme wollen ihr Publikum durch besonders absurde Todesszenen zum Lachen bringen. Dieser nicht. Die Morde sind brutal und von archaischer Gewalt. Ein unheilvolles, nicht identifizierbares Dröhnen kündigt die Täter an, die sich hinter Tiermasken verstecken. Es gibt drei, vier Szenen, vor allem zum Schluss hin, in denen der Film sich einen Anflug von Humor erlaubt. Die Zuschauer beim Fantasy Filmfest, wo er in deutscher Erstaufführung lief, nahmen’s dankbar auf. Doch die meiste Zeit wird einfach nur blutiges Grauen gezeigt. Man muss solche Filme nicht mögen. Horror-Fans bekommen mit "You’re Next" jedoch einen der besseren Vertreter des Genres angeboten.

"You're Next" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 08 November 2013 um 16:03 von Roland Freist

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