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Filmkritik: "Die Unfassbaren"

Nur dem Anfang wohnt ein Zauber inne

Es ist eine Show im Stil von David Copperfield: Vier Magier, die sich selbst als "Die vier Reiter" bezeichnen, stehen auf einer Bühne des MGM Grand in Las Vegas. Nach dem Zufallsprinzip suchen sie einen Zuschauer im Publikum aus und bitten ihn auf die Bühne. Sie bieten ihm an, dass er seine Hausbank ausrauben kann, und er macht mit. Da er Franzose ist, hat er sein Geld bei einer Pariser Bank angelegt, aber das ist kein Problem. Mit einer futuristischen Apparatur transportieren ihn die Magier in den Tresorraum seiner Bank, wo drei Millionen Euro liegen. Das Publikum in Las Vegas kann ihm dank einer Kamera an seinem Helm zusehen. Die Magier öffnen einen "Luftkanal" von Paris ins MGM Grand, und plötzlich schweben die Scheine aus dem Tresorraum auf die Zuschauer in Las Vegas nieder. Was ist da geschehen?

Das fragen sich auch der FBI-Agent Dylan Rhodes (Mark Ruffalo, "Avengers") und die Interpol-Ermittlerin Alma Dray (Mélanie Laurerit, "Inglourious Basterds") und nehmen die Magier fest – denn es stellt sich heraus, dass die Bank in Frankreich tatsächlich ausgeraubt wurde. Doch sie können ihnen nichts nachweisen. Auch der als Berater hinzugezogene Thaddeus Bradley (Morgan Freeman), der im Fernsehen Zaubertricks aufdeckt, kann ihnen nicht sagen, wie die vier das Geld gestohlen haben. So folgt eine weitere Vorstellung der Magier in New Orleans, dieses Mal wird Arthur Tressler (Michael Caine), der reiche Sponsor der "Vier Reiter", um sein Vermögen erleichtert, und die Zauberer verteilen es an Opfer des Hurricane Katrina. Doch der ganz große Coup kommt erst mit der dritten und letzten Vorstellung in New York.

Regisseur Louis Leterrier erzählt diese Geschichte mit hohem Tempo und ohne dem Zuschauer zwischendurch eine Pause zu gönnen. Er hat gute und sehr gute Schauspieler engagiert, um den Figuren Leben einzuhauchen, die vier Magier werden gespielt von Jesse Eisenberg ("The Social Network"), Woody Harrelson ("Natural Born Killers"), Isla Fisher ("Die Hochzeits-Crasher") und Dave Franco ("Warm Bodies"). Vor allem Eisenberg und Harrelson machen ihre Sache sehr gut. Und am Anfang funktioniert der Film auch, er macht Spaß wie eine große Zaubershow. Man sieht genau hin, um hinter das Geheimnis der Tricks zu kommen, und wird doch immer wieder in die Irre geführt. Aber das mit Charme und Humor, und so ist es einfach gute Unterhaltung. Aber wenn nach der zweiten Wendung noch eine dritte, vierte und fünfte folgen, wenn also aus dem Zylinder erst ein Kaninchen, dann ein Strauß Blumen, dann ein endloses Band bunter Tücher, dann wieder ein Kaninchen und zum Schluss ein Zauberwürfel kommen – dann beginnt es langweilig zu werden. Das ist nach etwa etwas mehr als einer Stunde der Fall. Doch der Film geht noch eine dreiviertel Stunde weiter, mit unverändert hohem Tempo und ständig neuen Wendungen, die immer unglaubwürdiger werden. Zum Schluss ist einem die Auflösung dann weitgehend egal. Wenn ein Film dem Zuschauer keine Möglichkeit gibt, von selbst auf die richtige Lösung zu kommen und ihn stattdessen immer wieder auf falsche Pfade lockt, hat er irgendwann einfach keine Lust mehr, sich noch weiter Gedanken über die Lösung des Rätsels zu machen.

Es ist von allem etwas zu viel: zu viel Geschwindigkeit, zu viel Handlung, zu viele plötzliche Schlenker und nicht zuletzt auch zu viele Figuren. Vieles hätte man kürzen oder gar ganz weglassen können, so wäre Zeit gewesen, um auch einmal das Tempo zu wechseln und die Hauptfiguren intensiver vorzustellen. So lässt die Spannung stetig nach, und wenn sich zum Schluss herausstellt, dass es in Wahrheit das Kaninchen war, das hier den Zauberstab geführt hat, ist das nur noch eine Unglaubwürdigkeit mehr.

"Die Unfassbaren" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 11 Juli 2013 um 23:01 von Roland Freist

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