« Die 75 coolsten Charaktere in Filmen über die Prohibitionszeit | Zurück zur Startseite dieses Blogs | Die Kamera in "Breaking Bad" »

Filmkritik: "The Cabin in the Woods"

Tanz der Zombies

Was macht man mit so einem Film? "The Cabin in the Woods" beginnt wie ein herkömmlicher Teenager-Horrorfilm, wechselt dann aber die Richtung, schlägt gleich darauf einen Haken und dann noch einen und noch einen und noch einen. Zum Schluss ist dann alles, aber auch wirklich alles egal, und die Handlung hat auch die letzten Reste an Glaubwürdigkeit verloren, die sie während der ersten halben Stunde noch besaß. Unterhaltsam war’s trotzdem.

Zu Anfang sehen wir eine Gruppe von fünf Studenten, die gemeinsam ein Wochenende in einer alten Blockhütte verbringen wollen. Da gibt es die gut aussehende Sportskanone Curt (Chris "Thor" Hemsworth), seine hübsche, extrovertierte Freundin Jules, Curts guten, unter Genieverdacht stehenden Kumpel Marty, Jules‘ etwas schüchterne beste Freundin Dana sowie den ewig bekifften Freak Holden. Schon bald nachdem sie bei der Hütte angekommen sind, stoßen sie auf einen Keller, in dem seltsame Artefakte aufbewahrt sind. Dana beginnt, in einem mehr als hundert Jahre alten Tagebuch zu schmökern. Und nachdem sie die letzten, lateinischen Zeilen laut vorgelesen hat, geht der Tanz los. Bis hierher scheint das Handlungsmuster aus altbekannten Horrorstreifen à la "Tanz der Teufel" übernommen worden zu sein. Doch dann kommt es plötzlich anders.

Dass dieser Film nicht den üblichen Genre-Konventionen folgen wird, deutet sich jedoch schon früher an. Denn sobald die Gruppe in die Nähe der Hütte kommt, wechselt ein Schnitt in ein unterirdisches Kontrollzentrum, wo zwei Techniker (Richard Jenkins und Bradley Whitford) die Aktionen der Studenten nicht nur an mehreren Monitoren verfolgen, sondern sie sogar manipulieren. Doch welchem Zweck das dient, wird erst am Ende klar.

"The Cabin in the Woods" ist die Pop-Version eines Gruselfilms. Alle paar Minuten wechselt er die Genres, wirft fröhlich alles an Figuren, Motiven, Zitaten in einen großen Zaubertopf, rührt kräftig um und beschwört dabei die Götter des Horrorfilms, von George A. Romero über Tobe Hooper, Sam Raimi und Clive Barker bis hin zu Stephen Norrington, Neil Marshall oder auch Joss Whedon. Der hat übrigens zusammen mit Drew Goddard ("Alias", "Lost") das Drehbuch geschrieben und den Film auch produziert. Dass er dabei einige Verweise auf seine Erfolgsserie "Buffy" eingebaut hat, nimmt man ihm nicht krumm.

Das Ergebnis macht Spaß und ist an einigen Stellen auch recht effektiv. Für einen Film, der so fröhlich und leicht über die Genregrenzen springt, ist er allerdings zu blutig und teilweise auch zu zynisch geraten, der Tonfall will nicht recht zu den Bildern passen. Auch die Handlung, die sich um plausible Erklärungen keinen Deut schert und immer dann, wenn sie in eine Sackgasse geraten ist, einfach eine weitere Geheimtür öffnet, würde sich mit einer Horrorkomödie besser vertragen. Aber sei’s drum. "The Cabin in the Woods" ist originell und mit viel Liebe und wehmütigen Erinnerungen an gruselige Kinoerlebnisse inszeniert. Und das ist doch immerhin etwas.

"The Cabin in the Woods" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 06 September 2012 um 21:49 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 18 Mai 2014 23:48

*
blog comments powered by Disqus

« Die 75 coolsten Charaktere in Filmen über die Prohibitionszeit | Zurück nach oben | Die Kamera in "Breaking Bad" »

Impressum/Kontakt