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TV-Tipp: "Burn Notice"

In den Nischen der Privatsender finden sich immer wieder echte Perlen der US-Serienproduktion. Vox hat bereits seit einigen Jahren ein gutes Gespür für außergewöhnliche Serien gezeigt. Leider ließ es der Sender oftmals an der notwendigen Werbung fehlen, so dass vieles davon nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit lief. Andererseits können sich natürlich nur so kleine, exklusive Fanzirkel bilden, deren Angehörige sich stolz als early adopters fühlen dürfen.

So verhält es sich auch mit "Burn Notice", einer Krimiserie, die Vox am Montagabend kurz nach 22 Uhr ausstrahlt. Eine Burn Notice ist laut der Erklärung des eloquenten Protagonisten Michael Westen (Jeffrey Donovan) eine Art Kündigungsschreiben für Geheimagenten. Das ist dann auch der Ausgangspunkt der ersten Staffel: Westen wurde nach mehreren Jahren im Dienst der CIA gefeuert, seine Kreditkarten funktionieren nicht mehr, seine Identität wurde gelöscht. Der ehemalige Spion sitzt in Miami fest und schlägt sich Woche für Woche als eine Art Privatdetektiv durch, allerdings einer der etwas ruppigeren Art. Michael Westen beschattet keine untreuen Ehepartnern und sucht auch nicht nach entlaufenen Teenagern, sondern er löst Probleme mit Drogenhändlern, Kidnappern und dem organisierten Verbrechen. Dabei helfen ihm immer wieder seine Erfahrung und seine Ausbildung aus der Zeit bei der CIA. Neben dieser Auftragstätigkeit verfolgt er aber auch ein größeres Ziel: Westen will wieder zurück zur CIA und versucht herauszufinden, wer ihn aus welchen Gründen kaltgestellt hat. Das gibt der Serie eine schöne, locker verfolgte Storyline.

Was "Burn Notice" von anderen Produktionen mit ähnlicher Thematik abhebt, ist die Ironisierung des Geschehens, die durch Michaels ständige Kommentare aus dem Off zustande kommt – eine Technik, die so ähnlich auch "Magnum" verwendete, das damit Hollywoods schwarze Serie zitierte und teilweise auch parodierte. Als stünde er vor einer Klasse von CIA-Kadetten, erklärt Michael Westen in schulmeisterlichem Ton, wie man etwa ein effektives Verhör durchführt, eine Fabrik ausräuchert, Bomben baut, Wanzen setzt (Tipp: möglichst im Handy platzieren, so ist schon mal die Stromversorgung gesichert) oder sich selbst vor Überfällen und Abhören schützt. So habe ich beispielsweise gelernt, dass Geheimdienste gerne Wohnungen abhören, indem sie mit einem Laserstrahl die Schwingungen der Fenster abtasten und wieder in Sprache umsetzen. Was man dagegen tun kann? Michael Westen empfiehlt, sich bei wichtigen Gesprächen einfach mit dem Rücken ans Fenster zu lehnen. Dadurch würden die Schwingungen praktisch vollständig unterdrückt. So einfach ist das. Und weil es so einfach ist, haben diese Tipps auch etwas sehr Komisches.

Die Serie wäre aber nur halb so gut ohne Michaels kleine Familie. Da ist zum einen seine Ex-Freundin Fiona (Gabrielle Anwar), ein ehemaliges IRA-Mitglied, klein, tough, sexy und mit einer Vorliebe für Sniper-Gewehre und Sprengstoff. Hilfe kommt auch von seinem alten Kumpel Sam, einem ewig Bier trinkenden Goldkettchenträger mit Kontakten zum FBI. Sam wird gespielt Bruce Campbell, der in den 80er Jahren als Hauptdarsteller der "Tanz der Teufel"-Filme von Sam Raimi Kultstatus erlangte und hier endlich mal wieder in einer größeren Rolle zu sehen ist. Und schließlich gibt es da noch Michaels Mutter Madeline, eine kettenrauchende Frührentnerin, wunderbar voller Besorgnis gespielt von Sharon Gless, ehemals die blonde Hälfte des Polizisten-Duos "Cagney & Lacey". Das sind natürlich Charaktere wie aus einem Comic-Buch, und es besteht die Gefahr, dass die gesamte Serie in eine oberflächliche Aneinanderreihung von Action-Szenen und coolen Sprüchen abdriftet. Doch die Drehbuchautoren arbeiten sehr diszipliniert und halten "Burn Notice" immer in der feinen Balance zwischen einer ernsthaften Krimiserie und einer Parodie.

In Deutschland zeigt Vox derzeit die dritte Staffel von "Burn Notice", in den USA ist man bei Staffel Nummer sechs angekommen. Es ist also zu hoffen, dass die Serie noch eine Weile bei uns zu sehen sein wird.

"Burn Notice" in der IMDB

Der amerikanische Trailer:

Geschrieben am Montag 14 Februar 2011 um 18:03 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 21:40

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