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Nachruf auf "Monk"

Comedy statt Krimi

Gestern Abend zeigte RTL den ersten Teil der abschließenden Episode von "Monk", der zweite und letzte Part folgt nächste Woche. Höchste Zeit also, ein paar Worte über eine der wichtigsten Krimiserien des letzten Jahrzehnts aufzuschreiben.

Wobei "Monk" eigentlich keine Serie war, die von der Spannung der Verbrechensaufklärung lebte. Tatsächlich schaute sie sich wohl niemand wegen der Kriminalfälle an, sondern in erster Linie wegen der Hauptperson – ein ehemaliger Polizist, der nach dem Tod seiner Frau als Privatdetektiv und Berater der Mordkommission sein Geld verdient und seit seiner Kindheit von Ängsten und Psychosen geplagt wird. Eine Folge "Monk" sah man sich an, um zu erfahren, in welche Schwierigkeiten seine unzähligen Phobien den Detektiv diesmal bringen würden, aber nicht um einen Krimi zu verfolgen. Folgerichtig bildete die Krimihandlung bloß den Rahmen für die Familiengeschichte rund um Adrian Monk, seine Assistentin, den väterlichen Captain Stottlemeyer und den harmlos-lustigen Lieutenant Randy Disher. Das zeigte auch die Art und Weise, wie der Fall gelöst und der Täter überführt wurde, denn das war zumeist hanebüchen. Oft kam Monk und den Ermittlern der Polizei einfach nur der Zufall zuhilfe. Ansonsten waren es das fotografische Gedächtnis und die Beobachtungsgabe des Privatdetektivs, die ihn Details erkennen ließen, die die Polizei und die Spurensicherung übersehen hatten – eine recht unglaubwürdige Vorstellung. Dass die Serie damit durchkam, lag einfach daran, dass das Interesse der Zuschauer gezielt auf den namengebenden Detektiv gelenkt wurde, während der Kriminalfall letztlich eine Nebensache blieb.

Dieses Konzept ist nicht neu. Bereits früher gab es eine Serie wie "Columbo", die sich auf einen schrulligen Kommissar konzentrierte und auch dessen Namen als Titel wählte. Neu an "Monk" war zum einen, dass es sich bei der Hauptperson offensichtlich um eine psychisch gestörte Persönlichkeit handelte, wie man sie normalerweise nur in mitfühlenden TV-Dokumentationen zu sehen bekommt. Neu war aber auch, dass die Beschreibung von Monks Ängsten und Phobien niemals ins Rührselige abkippte oder mit klinischer Distanz erfolgte, sondern ganz im Gegenteil für die durchgehende Situationskomik der Serie sorgte. Auf einem sehr hohen Niveau gelang es den Machern um den ehemaligen "Saturday Night Live"-Autor Andy Breckman und den brillanten Hauptdarsteller und Mit-Produzenten Tony Shalhoub dabei, den psychisch kranken Detektiv weder lächerlich zu machen noch ihn als bemitleidenswerten Behinderten zu schildern. Dass man über die Hauptfigur lachen konnte, ohne dass es verletzend wurde, verringerte die Beklemmung, die die meisten Menschen beim Umgang mit psychisch Kranken verspüren. "Monk" bildete da ein wirksames Gegenmittel.

"Monk" in der IMDB

Das Serien-Intro, gesungen von Randy Newman:


Geschrieben am Mittwoch 10 November 2010 um 17:20 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 21:46

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