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Archiv vom Dezember 2013

Captain Picard singt "Let it Snow"

Geschrieben am Freitag 27 Dezember 2013 um 11:41 von Roland Freist

Das heißt, tatsächlich singt/sagt er in diesem Video natürlich "Make it so", seinen berühmten Picard-Spruch. Ist aber trotzdem ein schöner Beitrag zur Weihnachtszeit.

Bearbeitet: Sonntag 29 Dezember 2013 15:46

Filmkritik: "Machete Kills"

Geschrieben am Freitag 20 Dezember 2013 um 22:37 von Roland Freist

Machete langweilt

Als Danny Trejo sagte "Machete schreibt keine SMS", da war klar: Dieser Film wird Kult. 2010 war das, und "Machete" war der erste Film, der für Trejo eine Hauptrolle bereithielt. Der ehemalige Boxer mit dem zerfurchten Gesicht war schon in den Jahren zuvor einer der Lieblinge von Regisseur Robert Rodriguez gewesen, schien jedoch auf ewig festgelegt auf die Rolle des brutalen, mexikanischen Bandenmitglieds, ein Mann aus der zweiten Reihe und treuer Gehilfe seines Drogenbosses. Zum Glück macht Rodriguez jedoch Filme, in denen brutale, mexikanische Bandenmitglieder die Hauptrolle spielen.

Auch in "Machete Kills" dreht sich natürlich alles wieder um Danny Trejo. Und der tut das, was er am besten kann: finster schauen, Dutzende von Bösen töten und kurze Sätze sagen wie "Machete twittert nicht." Die Handlung ist recht einfach. Bereits fünf Minuten nach Beginn des Films stirbt Machetes Freundin aus Teil 1, Sartana alias Jessica Alba, bei einem Feuergefecht, bei dem eigentlich auch er selbst draufgehen sollte. Doch eine amerikanische Spezialeinheit holt ihn raus und bringt ihn zum Präsidenten, der von Charlie Sheen gespielt wird als wäre es Charlie Harper. Der schickt ihn zurück nach Mexiko, um den Drogenkartell-Boss Mendez (Demian Bichir) unschädlich zu machen. Machete findet Mendez, kidnappt ihn und hat ein Problem: Mendez‘ Herz ist mit dem Startmechanismus einer Atomrakete verbunden. Hört es auf zu schlagen, zerstört sie Washington. Zudem stellt sich bald heraus, dass Mendez nur ein Strohmann ist. Der wahre Böse ist ein Mann namens Voz (Mel Gibson), der mit dem Angriff auf Washington einen Krieg auslösen will, während er selbst sich auf eine Raumstation zurückzieht.

Die ersten 30 Minuten funktioniert der Film so wie er soll. Er ist brutal, witzig, völlig überzogen, konstruiert bizarre Situationen und originelle Bilder. Das Kinopublikum tobte und applaudierte. Doch dann geht ihm die Puste aus, und im Kino wurde es ruhig. Denn "Machete Kills" ist nahezu über die gesamte restliche Strecke hinweg nicht mehr als eine Art Nummernrevue, die sich eine Gruppe angeschickerter Filmfans ausgedacht hat. Er erinnert ein wenig an einen der Titel aus der "Scary Movie"-Reihe: aneinandergereihte Szenen, die zusammen nicht viel Sinn ergeben und nur unterhalten sollen. Aber nicht einmal das funktioniert, trotz großem Star-Aufgebot.

Es sieht so aus, als hätten sich Rodriguez und seine Leute irgendwann einmal zusammengesetzt und gesagt, hey, wen würdet ihr gern mal wieder in einem Film sehen? Mel Gibson, Antonio Banderas, Charlie Sheen, Cuba Gooding Jr., Tom Savini? Geht klar. Und welche heißen Bäute würdet ihr gerne mal am Set treffen? Amber Heard ("Drive Angry"), Vanessa Hudgens ("Sucker Punch"), Sofia Vergara ("Modern Family"), Alexa Vega ("Spy Kids"), Michelle Rodriguez ("Avatar"), Lady Gaga (ja genau, DIE Lady Gaga)? Kein Problem. Und dieser coole Typ, der Chef von Tesla Motors, der mit dem Verkauf von Paypal Multimillionär geworden ist, dieser Elon Musk, der wäre auch gern mit dabei. Stellen wir ihn zum Schluss einfach irgendwo ins Bild.

Diese teilweise sehr guten Schauspieler tauchen dann kurz auf, erschießen oder zerstückeln einige Leute und verschwinden wieder. Schön, dass man sich mal wieder gesehen hat. Außer Danny Trejo und Mel Gibson scheint niemand den Film ernstgenommen zu haben. Alle anderen reißen ihre spärlichen Dialoge runter, töten ein paar Gegner und das war’s. Doch zumindest diese beiden sehen zu, dass sie eine passable Leistung abliefern. Und dafür ist man ihnen dankbar.

Ein Handlungszusammenhang ist kaum erkennbar. Das ist bei dieser Art von Film auch nicht so wichtig, wenn denn die einzelnen Szenen zumindest sorgfältig inszeniert sind. Aber "Machete Kills" ist so schlampig choreographiert, wie man es von Rodriguez nicht gewohnt ist. Gut, dass der Held keinen Kratzer abbekommt, selbst wenn drei Leute die Magazine ihrer Maschinenpistolen auf ihn abfeuern, das hat man auch schon anderswo gesehen. Aber selten war so offensichtlich, dass sich das gesamte Filmteam keinen Deut um das Publikum scherte. Alles läuft unter dem Motto: Hey, ihr habt doch wohl keinen guten Film erwartet, oder? Doch es macht einen Unterschied, ob man einen schlechten Film dreht und sich dabei Mühe gibt, weil man diese Art von Filmen einfach liebt, oder ob man an ein solches Projekt von vornherein mit einer Interessiert-doch-eh-keinen-Haltung herangeht.

"Machete Kills" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 22 Dezember 2013 17:49

Filmkritik: "Der Hobbit – Smaugs Einöde"

Geschrieben am Freitag 13 Dezember 2013 um 17:23 von Roland Freist

Der Drache lässt's krachen

Der Mittelteil einer dreiteiligen Saga lässt einen oft unzufrieden aus dem Kino gehen. Die wichtigsten Charaktere und Handlungsstränge wurden bereits im ersten Teil angelegt, die endgültige Auflösung folgt erst im dritten und letzten Teil. Meist endet der zweite mit einem düsteren Ausblick auf Teil drei, oft vorgetragen von einer der Hauptpersonen, wo noch einmal alles viel schlimmer kommen soll als man es bisher gesehen hat. In seiner Bedeutung für die Story ist Teil zwei fast immer nur zweitrangig.

Das gilt auch für "Der Hobbit – Smaugs Einöde". Man könnte die gesamte Handlung in einem Satz zusammenfassen: Gemeinsam mit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) erreichen die Zwerge den Berg Erebor, ihre alte Heimat. Das ist natürlich drastisch verkürzt und verschweigt die Widernisse dieser Reise, vor allem den Weg durch den Düsterwald, wo die Gruppe gleich zweimal in Gefangenschaft gerät: Einmal landen die Reisenden in den Netzen von Riesenspinnen, das andere Mal im Kerker der Waldelben. Es verschweigt auch die brillant choreographierte Action-Sequenz, in der die Zwerge in leeren Weinfässern aus dem Gefängnis fliehen, in einer rasanten Wildwasserfahrt den Fluss hinunterfahren, während sie von beiden Ufern von Orks attackiert werden. Außerdem erfährt man durch die nüchterne Inhaltsangabe nichts vom Weg in den Berg und durch die alten, von den Zwergen gebauten Gewölbe und über die erste Auseinandersetzung mit dem Drachen Smaug.

Wie schon "Eine unerwartete Reise" leidet auch "Smaugs Einöde" daran, dass Regisseur Peter Jackson den Stoff der literarischen Vorlage bis zum Äußersten gestreckt hat, um drei Filme daraus machen zu können. Viele Szenen erscheinen überflüssig oder ließen sich deutlich kürzen. Immerhin stimmt jedoch die Inszenierung. Die Special Effects sind großartig, neben der bereits erwähnten Wildwasserfahrt ist vor allem das rund dreißigminütige Versteckspiel mit dem Drachen (Stimme: Benedict Cumberbatch) ein Highlight. Visuell beeindruckend ist aber auch der in einen See gebaute Ort Seestad, ein verwinkeltes Labyrinth aus Hütten und Stegen, der an ein hölzernes Venedig erinnert.

Trotz der Überlänge des Films bleiben die meisten Charaktere zweidimensional. Von der Gruppe der 13 Zwerge beispielsweise entwickeln lediglich Chefzwerg Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und, mit Einschränkungen, der weißbärtige Balin (Ken Stott) ein eigenes Profil, alle anderen sind weitgehend ununterscheidbar. Immerhin hat sich Martin Freeman besser in die Rolle von Bilbo eingefunden und fremdelt jetzt nicht mehr so mit der Rolle des Hobbit. Auch einige neue Figuren betreten die Szene: Evangeline Lilly ("Lost") spielt die schöne Waldelbin Taurin, Stephen Fry verkörpert recht überzeugend den korrupten Bürgermeister von Seestad, Luke Evans tritt als hilfreicher Fährmann auf. Und obwohl im Buch keine Rede von ihm ist, sehen wir Orlando Bloom in seiner Paraderolle als Elbe Legolas, der hier allerdings noch den Waldelben angehört.

"Der Hobbit – Smaugs Einöde" ist zu weiten Teilen eine Aneinanderreihung von Action-Szenen, Zeit zum Durchschnaufen finden Film und Zuschauer so gut wie nicht. Dank des stimmigen Rhythmus, der perfekten Special Effects und der phantasievollen Bauten ergibt sich sogar ein recht guter Unterhaltungswert. Dennoch bleibt der Eindruck einer gewissen Leere zurück, hervorgerufen durch die breitgetretene Story genauso wie durch die flache Charakterzeichnung.

"Der Hobbit – Smaugs Einöde" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Freitag 20 Dezember 2013 23:08

TV-Kritik: "The Walking Dead"

Geschrieben am Mittwoch 11 Dezember 2013 um 18:55 von Roland Freist

Eine soziologische Studie

"The Walking Dead" ist eine der erfolgreichsten neuen Serien der vergangenen Jahren. Dem Sender AMC hat sie die höchsten Einschaltquoten seiner Geschichte beschert, in den USA ist es die meistgesehene Kabelserie aller Zeiten. Das ist einigermaßen erstaunlich, da sie einem Genre zuzurechnen ist, das gemeinhin nur eine kleine Minderheit der Film- und Fernsehgucker interessiert, nämlich dem Zombie-Film beziehungsweise der Zombie-Serie (wobei ich jetzt keine zweite Serie wüsste, die sich dem gleichen Thema verschrieben hätte, ein eigenes Genre kann man damit also eigentlich nicht aufmachen).

Hauptperson ist Sheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln), der bei einem Feuergefecht mit Kriminellen verwundet wird und erst einige Wochen später im Krankenhaus wieder aufwacht. Dabei muss er feststellen, dass die Welt während seiner geistigen Abwesenheit von einem Virus befallen wurde, der jeden Menschen kurze Zeit nach seinem Tod als Zombie wiederauferstehen lässt. Die Zombies haben Appetit auf Menschenfleisch und sorgen durch einen Biss dafür, dass sich ihre Mahlzeit in kürzester Zeit in einen der ihren verwandelt und ebenfalls mit gurgelnden Lauten auf der Suche nach Nahrung durch die Landschaft taumelt. Nur durch Zerstören des Gehirns können die Untoten zu echten Toten gemacht werden, man kennt das ja aus den Zombie-Filmen etwa von George Romero.

Die staatliche Ordnung hat sich aufgelöst, Polizei und Militär gibt es nicht mehr, Hörfunk und Fernsehen schweigen. Die überlebenden Menschen haben sich größtenteils zu kleinen Gruppen zusammengeschlossen, um sich gegen die Zombie-Plage zu verteidigen. Und hier wird es spannend: Denn "The Walking Dead" interessiert sich nur nebenbei für den Kampf Mensch gegen Zombie, dieser Krieg ist von vornherein verloren. Das Augenmerk der Serie richtet sich stattdessen auf die menschlichen Gemeinschaften, die nach der Katastrophe auf sich selbst gestellt sind. "The Walking Dead" ist ein soziologisches Experiment.

Die einzelnen Staffeln grenzen sich durch unterschiedliche Schauplätze voneinander ab. Die erste Staffel springt zunächst noch von einem Ort zum nächsten: Sheriff Rick stößt in der Stadt auf erste Verbündete, findet dann auf dem Land seine Frau und seinen Sohn wieder und zieht mit ihrer Gruppe zu einer Forschungseinrichtung, wo man nach einem Gegenmittel gegen den Zombie-Virus suchte. In der zweiten Staffel ist der örtliche Rahmen dann schon klar umrissen. Sie spielt durchgängig auf einer abgelegenen Farm und zeigt, wie die Großfamilie des Farmers mit Ricks Gruppe verschmilzt, und sie zeigt die Opfer, die dieser Prozess fordert. In der dritten Staffel ziehen die Reste der Farmgemeinschaft in ein verlassenes Gefängnis, dessen Stacheldrahtzäune und Gitter perfekten Schutz gegen die von den Zombies beherrschte Außenwelt bieten. Größere Gefahr droht jedoch von einer Siedlung in der Nähe, wo einige Hundert Menschen unter dem Kommando eines Diktators, der sich "Governor" nennen lässt, den Straßenzug einer Kleinstadt gegen die Zombies abgedichtet haben.

Die Serie beobachtet die Interaktion innerhalb der einzelnen Gruppen, wie die handelnden Personen zu Entscheidungen gelangen und wie sie ihre Konflikte lösen. Der Grundton ist pessimistisch, Untergang und Tod der restlichen Menschen scheinen unabwendbar. Der Titel "The Walking Dead" lässt sich in diesem Kontext auch so interpretieren, dass die Protagonisten eigentlich schon tot sind, nur noch sinnlos herumirrende Leichen.

Beim verzweifelten Kampf ums Überleben werden die Regeln einer zivilisierten Gesellschaft zunehmend ignoriert. Alles, was die eigene Gruppe bedrohen könnte, wird bekämpft. Rick, als Sheriff einst ein Gesetzeshüter, ermordet Fremde genauso wie Mitglieder der eigenen Gruppe im Bestreben, die Gemeinschaft zu beschützen. Neuankömmlinge werden mit Misstrauen empfangen und zumeist wieder vertrieben, hilflose Einzelgänger überlässt man dem Tod.

Spätestens ab der dritten Staffel schlägt "The Walking Dead" dann eine neue Richtung ein. Im Kampf um sichere Rückzugsorte, die sich zum Anbau von Nahrung eignen, setzen die Überlebenden die bissigen Untoten zunehmend als Waffe ein, um den Gegner zu dezimieren. Die Zombies sind nur noch eine Art Landplage, lästig, durchaus gefährlich, aber, von einigen Unfällen einmal abgesehen, insgesamt durchaus beherrschbar. Wesentlich mehr Opfer fordern die Verteilungskämpfe zwischen den einzelnen Gruppen. Und es zeigt sich, dass die größte Gefahr für den Menschen immer noch der Mensch selber ist.

"The Walking Dead" funktioniert, da man die Hauptfiguren über einen langen Zeitraum immer besser kennenlernt. Zudem verändern sie sich durch die Geschehnisse, sie entwickeln sich weiter, einige in eine positive Richtung, andere in eine negative. Als Zuschauer versteht man, was in ihnen vorgeht, und auch wenn viele Figuren keine Sympathieträger sind, interessiert man sich für ihre Schicksale. Denn obwohl es sich um eine Zombie-Serie handelt, geht es hier in erster Linie um die Menschen.

"The Walking Dead" ist in Deutschland über Fox im Zweikanalton zu sehen. Im Free-TV liefen die ersten drei Staffeln bei RTL II, das sie als Event-Programmierung jeweils an einem Wochenende ausstrahlte. In den USA läuft aktuell die vierte Staffel, eine fünfte Staffel ist bereits bestellt.

"The Walking Dead" in der IMDB

Der deutsche Trailer zur ersten Staffel:

Filmkritik: "Inside Llewyn Davis"

Geschrieben am Freitag 06 Dezember 2013 um 22:26 von Roland Freist

Die Odyssee des Dude

Ich fand schon immer, dass viele Folk-Gruppen und -Solisten aus den 60er Jahren eine gewisse Komik hatten. Das Musterschüler-Outfit, das sie Anfang der 60er Jahre noch trugen, ergab zusammen mit den oftmals schrillen, manchmal auch etwas zu schrillen Harmonien und den voller Inbrunst vorgetragenen Songs einen Effekt, der eine Parodie vermuten ließ. Die völlig ironiefreien Darbietungen wirken auf heutige Großstadtbewohner seltsam befremdlich und, ja, zu einem gewissen Grad komisch.

Das sehen die Coen-Brüder offensichtlich genauso. Denn ihr neuer Film, "Inside Llewyn Davis", spielt mit diesem Effekt, ohne sich jedoch über die Künstler lustig zu machen. Es hat ein wenig was von "Big Lebowski": Man trifft eine ganze Reihe seltsamer, teilweise skurriler Figuren, die sich oft auch seltsam verhalten. Doch der Film reißt keine Witze über sie, sondern präsentiert sie als originelle Bestandteile einer liebenswerten Szene. Man wünscht sich, man wäre dabei gewesen, hätte das alles miterlebt, dann würde man sich heute mit breitem Grinsen die alten Anekdoten ins Gedächtnis zurückrufen und seine Mitmenschen damit nerven.

Gezeigt wird eine Woche im Leben des Llewyn Davis (Oscar Isaac), eines wenig erfolgreichen Folksängers, der 1961 im New Yorker Greenwich Village bei Freunden und Bekannten auf der Couch schläft und ab und zu solo in einem Club auftritt. In dieser einen Woche geht bei ihm so ziemlich alles schief: Er wird verprügelt, weil er bei einem Konzert schlecht drauf war, verliert die Katze seiner Gastgeber, er hat kein Geld mehr, fährt vergeblich für ein Konzert nach Chicago und bekommt Streit mit so ziemlich jedem, der noch bereit ist, ihm zu helfen. Zu allem Überfluss eröffnet ihm die Freundin eines seiner besten Freunde, dass sie schwanger ist, und zwar möglicherweise von ihm. Dafür beschimpft sie ihn dann noch, und zwar auf die übelste Weise (Carey Mulligan, normalerweise spezialisiert auf die ruhigen Rollen, zeigt hier, dass sie auch mal laut werden kann). Außerdem verlangt sie, dass er die Abtreibung bezahlt. Für Llewyn Davis ist diese Woche die Hölle, der Film zeigt ihn als tragische und tieftraurige Figur.

Die Geschehnisse werden immer wieder unterbrochen durch Folk-Darbietungen. Doch während die Interpreten vielfach etwas strange wirken (wenn zum Beispiel das ehemalige Boygroup-Mitglied Justin Timberlake als Mitglied eines Folk-Trios präsentiert wird), nimmt der Film die Musik sehr ernst. Sämtliche Songs werden ausgespielt, Gitarre und Gesang sind perfekt ausgesteuert. Teilweise fühlt man sich an die Blues- und Country-Stücke aus "O Brother, Where Art Thou?" erinnert, einem Film, in dem die Coes Motive aus Homers Odyssee verwendeten und auf den sie hier mit einer Katze namens Odysseus verweisen.

"Inside Llewyn Davis" besitzt eine sehr dichte Atmosphäre. Er konzentriert sich auf seine Hauptfiguren, geht nah an sie heran, immer voller Neugierde und Sympathie. Oscar Isaac, der als Nebendarsteller in "Drive" recht eindimensional wirkte, zeigt hier, dass mehr in ihm steckt. Außerdem singt er die Titel von Llewyn Davis tatsächlich selbst. Den Auftritt der immer wieder gern gesehenen Carey Mulligan ("Drive", "Der große Gatsby") hatte ich bereits gewürdigt. Auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf zudem, dass die Coens nach langer Zeit mal wieder mit John Goodman zusammengearbeitet haben, in früheren Jahren einer ihrer Lieblingsschauspieler. Hier spielt er sehr überzeugend einen drogensüchtigen Jazz-Musiker, der gemeinsam mit einem schweigsamen Beatnik namens Johnny Five (Garrett Hedlund, "On The Road") die Fahrt nach Chicago für Llewyn zum Albtraum werden lässt.

Der Film erzählt keine kontinuierliche Geschichte, sondern Anekdoten. In Zusammenarbeit mit den von einer leichten Patina überzogenen Bildern des Kameramanns Bruno Delbonnel beschwört er die Atmosphäre einer lange vergangenen Zeit herauf. Allerdings funktioniert er nur, wenn man den typischen Coen-Humor teilt, ansonsten wird’s schnell langweilig. Doch wer Gefallen an der Ironie und den kleinen Insider-Gags findet, bekommt mit "Inside Llewyn Davis" einen der besten Filme des Jahres geboten.

"Inside Llewyn Davis" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 15 Dezember 2013 16:32

Die Lego Brothers

Geschrieben am Donnerstag 05 Dezember 2013 um 11:05 von Roland Freist

"Blues Brothers" ist ein Kultfilm. Berühmt ist er vor allem wegen der abschließenden Verfolgungsjagd, bei der Dutzende von Polizeiwagen gecrashed werden. Höhepunkt ist die Fahrt durch eine Mall, ein Einkaufszentrum, bei der alles kaputt geht, was nur kaputt gehen kann. Die Lego-Fans von Bricktease haben diese Szenen nun nachgebaut und mit dem O-Ton unterlegt:

Mit welcher Liebe zum Detail dabei gearbeitet wurde, zeigt dieses Video, das Original und Lego-Kopie nebeneinander stellt:

Und schließlich haben die Macher sogar noch ein Making of gedreht:

Weitere Lego-Filme finden Sie hier in diesem Blog.

Bearbeitet: Donnerstag 05 Dezember 2013 11:44

Die 25 besten Filme des Jahres

Geschrieben am Mittwoch 04 Dezember 2013 um 11:34 von Roland Freist

David Ehrlich, der Chefredakteur von film.com, hat ein Video mit Ausschnitten aus den 25 besten Filmen des Jahres vorgestellt. Einige dieser Titel sind in Deutschland noch gar nicht angelaufen, und meine Liste wird am Ende der Saison sicher anders aussehen. Doch interessant ist die Zusammenstellung allemal.

Bearbeitet: Donnerstag 05 Dezember 2013 11:04

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