« Oktober 2015 | Startseite | Dezember 2015 »

Archiv vom November 2015

Filmkritik: "Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2"

Geschrieben am Mittwoch 25 November 2015 um 22:46 von Roland Freist

Bye bye Spotttölpel

Am Schluss gewinnt die Langeweile. Im Verlauf der letzten dreieinhalb Jahre hatte sich Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) immer weiter vorgekämpft, und es war jedem klar, dass sie am Schluss ihrem Erzfeind Präsident Snow gegenüberstehen würde. Doch dieses finale Aufeinandertreffen ist genauso dröge und vorhersehbar wie der Rest von "Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2".

Die ersten Bilder zeigen Katniss im Krankenhaus, wo sie sich von dem Angriff durch den gehirngewaschenen Peetah (Josh Hutcherson) erholt, der sie am Ende von "Mockingjay: Teil 1" beinahe umgebracht hätte. Draußen ist der Krieg zwischen den Rebellen und dem Kapitol in vollem Gange. Als Katniss wieder genesen ist, will sie an vorderster Front dabei sein, doch Präsidentin Alma Coin (Julianne Moore) hat andere Pläne. Für sie ist Katniss eine Bedrohung ihrer eigenen Macht, und insgeheim wäre sie nicht unglücklich darüber, wenn die Siegerin der Hunger-Spiele bei den Kämpfen sterben würde und sie sie anschließend als Märtyrerin nutzen könnte. Katniss darf also nicht zur strahlenden Kriegsheldin werden, sondern muss zunächst in Distrikt 2 aushelfen und anschließend den Vormarsch auf den Palast von Präsident Snow mit einem Bombenräumkommando begleiten, wobei sie gleichzeitig auch für ein mitgebrachtes Fernsehteam der Rebellen posieren soll. Doch Katniss missachtet ihre Befehle und macht sich mit ihrem Team auf, Snow zu töten.

Dieser letzte Film der "Tribute von Panem"-Reihe ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Enttäuschung. Er wirkt von vorne bis hinten durchgängig lustlos, als hätten die Macher nur noch eine Pflichtaufgabe abgearbeitet. Und vielleicht war das auch tatsächlich so, denn das Studio konnte im Vorfeld davon ausgehen, dass die Fans der ersten drei Filme auch den vierten Teil würden sehen wollen. Die Einnahmen waren also gesichert, und die Motivation der Beteiligten dürfte von vornherein eher gering gewesen sein. Hinzu kommt die Aufteilung der Buchvorlage auf zwei Filme, die Handlung schleppt sich nur langsam voran, es gibt viel Leerlauf, und die Spannungskurve verläuft durchgehend nur knapp über der Nulllinie. Dabei wären alle Zutaten für ein gutes, würdiges Ende der Reihe vorhanden gewesen: das Kriegsgeschehen, eine wilde Verfolgungsjagd (mit Zombies!) durch den Untergrund der Stadt, die Dreiecksbeziehung zwischen Katniss, Peetah und Gale (Liam Hemsworth), das kalte Streben nach der Macht durch Präsidentin Coin, und nicht zuletzt der finale Kampf gegen Snow. Doch nichts davon kann wirklich fesseln. Und die Szene, die der dramatische Höhepunkt des Films, ja der gesamten Serie hätte sein sollen, geht komplett in die Binsen.

Auch von der Medienkritik der ersten Teile ist kaum etwas übriggeblieben. Während Teil 1 und 2 noch die ganze Perversion von Reality-TV-Formaten satirisch überhöht präsentierten, begnügt sich der vierte Film mit einer leichten Andeutung der Auseinandersetzung zwischen zwei Fernsehsendern, einmal das Staatsfernsehen des Kapitols und einmal der Rebellensender. Auch daraus hätte man wesentlich mehr machen können.

Und als wäre das alles noch nicht unsäglich genug, hat das Studio auch die 3D-Umsetzung verhauen. Während bei anderen 3D-Filmen mittlerweile die Helligkeit etwas angehoben wird, um den Grauschleier-Effekt der Brillen auszugleichen, hat man bei "Mockingjay: Teil 2" darauf verzichtet. Das Ergebnis ist so dunkel, dass man bei den Außenaufnahmen meint, sie wären bei einer Sonnenfinsternis aufgenommen worden, bei den Innenaufnahmen sind oftmals kaum noch die Gesichter zu erkennen.

Schauspielerisch hat der Film ein gutes Niveau. Donald Sutherland zeigt noch einmal, was für ein grandioser Darsteller er ist, auch Julianne Moore hat gute Szenen. Jennifer Lawrence dagegen spielt eher verhalten. Dass man allerdings Philip Seymour Hofmann noch einmal auf die Leinwand bringt, der mittlerweile seit mehr als anderthalb Jahren tot ist, wirkt wie Leichenfledderei.

"Mockingjay: Teil 2" ist eine einzige Respektlosigkeit gegenüber den Fans, die die Bücher geliebt und sich auf die Filme gefreut hatten. Der erste Teil weckte Erwartungen, dass hier etwas Gutes entstehen könnte. Doch diese Vorfreude wurde drastisch enttäuscht.

"Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Filmkritik: "Steve Jobs"

Geschrieben am Mittwoch 18 November 2015 um 22:38 von Roland Freist

Wie viel Arroganz braucht ein Genie?

Was für ein Arschloch. Der Steve Jobs, der in diesem Film gezeigt wird, ist eine äußerst unsympathische Figur, arrogant, unzugänglich für Kritik, ohne Empathie für seine Angehörigen und Mitarbeiter und gleichzeitig auch immer wieder hart und verletzend. Er weiß, dass er intelligenter, brillanter ist als die meisten anderen Menschen, und er zeigt ihnen auch, dass er es weiß. Niemand mag ihn, außer vielleicht seiner Marketing-Chefin Joanna Hoffman, die auch die einzige Person ist, die er neben sich akzeptiert.

Der beste Teil von "Steve Jobs" ist der Anfang. Es sind die letzten Minuten vor der Präsentation des Apple Macintosh, und Chefentwickler Andy Hertzfeld (Michael Stuhlbarg) muss Jobs erklären, dass die geplante Sprachdemo den Computer zum Absturz gebracht hat. Die folgenden Szenen mit Michael Fassbender als Steve Jobs und Kate Winslet als Joanna Hoffman sind hohe Filmkunst, brillante Beispiele für schnelle, intelligente und teilweise auch sehr witzige Dialoge zwischen zwei Schauspielern auf dem Zenith Ihrer Kunst. Drehbuchautor Aaron Sorkin, der bereits das Drehbuch für den vergleichbaren "The Social Network" geschrieben hat, versorgt sie mit Texten auf höchstem Niveau, Regisseur Danny Boyle ("Slumdog Millionaire") setzt sie mit einem absolut präzisen Rhythmus der Bilder und Schnitte in Szene. Diese erste halbe Stunde gehört zum Besten, was in diesem Jahr im Kino zu sehen ist.

Und der Film wiederholt sie, zwei Mal sogar. "Steve Jobs" besteht aus drei Akten, jeder davon schildert die letzten Vorbereitungen vor der Präsentation eines Apple-Produkts. Nach dem 1984er Macintosh folgt die Zeit vor der Pressekonferenz zum ersten würfelförmigen Rechner von Next, der Firma, die Jobs nach seiner Zeit bei Apple gegründet hatte. Im dritten Akt geht es dann um die Vorstellung des Imac. Jedes Mal treten die gleichen Leute auf: Neben Jobs, Hoffman und Hertzfeld sind immer auch Jobs‘ Ex Chrisann Brennan (Katherine Waterston, "Inherent Vice") mit ihrer gemeinsamen, von Jobs jedoch nicht anerkannten Tochter Lisa, der zeitweilige Apple-CEO John Sculley (Jeff Daniels) und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak mit dabei. Er wird von Seth Rogen gespielt, der hier eine der besten Performances seiner Karriere hinlegt. Leider flachen Akt zwei und drei gegenüber dem Anfang etwas ab. Genau wie schon "The Social Network" besteht "Steve Jobs" praktisch ausnahmslos aus Dialogen, die zwar von einem Meister des Fachs geschrieben wurden, aber dennoch auf die Dauer etwas ermüdend wirken.

Danny Boyle hätte bei diesem Film einen einfacheren Weg wählen können. Der größte Triumph von Steve Jobs und zweifellos eine der wichtigsten Entwicklungen der IT-Geschichte, war das Iphone. Es war sicherlich verlockend, die legendäre Präsentation von 2007 zum Höhepunkt des Films zu machen, anstatt mit dem ersten Macintosh, dem Next-Cube und dem Imac auf Produkte zu setzen, welche die jüngeren Kinobesucher nicht mehr erlebt haben und die ihnen kaum ein Begriff sind. Andererseits hat der Film, so wie er heute ist, einen großen Vorteil: Kaum jemand interessiert sich noch für die Produkte, stattdessen konzentriert man sich auf die Person des Hauptdarstellers.

Und die ist natürlich hochinteressant: Auf der einen Seite war Jobs wohl ein Mensch, der seinen Mitarbeitern das Leben zur Hölle machen konnte. Auf der anderen Seite war er zweifellos brillant und konnte mit seiner Sturheit, seiner Selbstsicherheit und seinem Drang zur Perfektion echte Innovation vorantreiben. Man beginnt, eine gewisse widerwillige Bewunderung für ihn zu empfinden, für seine Beharrlichkeit, denn so wie der Film es in den ersten beiden Akten schildert, waren einige seiner wichtigsten Projekte Flops: Der Macintosh verkaufte sich zunächst so schlecht, dass Apple mehrere Fabriken schließen musste, Next blieb Zeit seines Bestehens ein kleiner Nischenhersteller. Die Wende zum Besseren kam dann nach diesem Drehbuch erst mit dem Imac. Diese Geschichte wirft Fragen auf, etwa ob vielleicht tatsächlich ein arrogantes Aas wie Jobs notwendig ist, um in einer Welt, die von grauen, phantasielosen Verwaltungsräten regiert wird, tatsächlich noch etwas wirklich Neues zu erschaffen.

Der Verzicht auf Ipod, Iphone und Ipad kostet den Film vermutlich einige Millionen Zuschauer. Steve Jobs hätte das nicht interessiert. Zwar ist "Steve Jobs" nicht unbedingt innovativ, aber es ist ein guter Film mit zwei herausragenden Hauptdarstellern geworden.

"Steve Jobs" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

James Bonds Auslandsreisen als Landkarte

Geschrieben am Dienstag 17 November 2015 um 11:53 von Roland Freist

James-Bond-Filme zeichneten sich immer durch ihre exotischen und zumeist luxuriösen Schauplätze aus. In diesem Video hat die News-Website Vox Bilder von allen seinen Auslandsaufenthalten zusammengeschniitten und die Länder auf einer Weltkarte markiert. Und man muss anerkennend sagen: Da bleibt nicht viel übrig außer der Antarktis, wo es vermutich nicht viel zu spionieren gibt, sowie seltsamerweise dem ozeanischen Raum mit Australien und Neuseeland. Auf der Website findet man noch eine Liste mit sämtlichen gezeigten Ländern. Die Schauplätze aus "Spectre" sind dort allerdings noch nicht aufgeführt.

Bearbeitet: Dienstag 17 November 2015 12:04

Filmkritk: "Spectre"

Geschrieben am Donnerstag 05 November 2015 um 23:55 von Roland Freist

Wer ist James Bond?

"James Bond ist wieder zurück. Und jetzt?" So ähnlich stelle ich mir die Gedanken vor, die durch Sam Mendes‘ Kopf gegangen sein müssen, als er im Auftrag Ihrer Majestät Barbara Broccoli mit den Arbeiten an "Spectre" begann. Mit "Skyfall" hatte er die Serie gerade noch einmal retten können, hatte den Fans mit dem Aston Martin DB5, Miss Moneypenny und dem nerdigen Q geliebte und unverzichtbare Elemente des Bond-Universums zurückgegeben. Mendes, das spürte man, hatte Respekt vor James Bond und allem, was den Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten ausmachte. Doch wie sollten sich Figur und Filmreihe nun weiterentwickeln?

"Spectre" zeigt vielleicht auch deshalb einen James Bond auf der Suche. Die alte Chefin des MI6, die von Judi Dench gespielte M, hatte ihm vor ihrem Tod noch ein Video geschickt mit dem Auftrag, einen gewissen Marco Sciarra zu finden. Als der Film beginnt, hat Bond ihn gerade in Mexiko City aufgestöbert. Bei der Verfolgungsjagd wird allerdings in einer teuer aussehenden Action-Sequenz ein komplettes Stadtviertel zerstört. Zurück in London muss sich Bond, der auf eigene Faust unterwegs war, von dem neuen M (Ralph Fiennes) daher harsche Vorwürfe anhören und wird schließlich suspendiert. M steht allerdings auch selbst unter starkem Druck: MI5 und MI6 sollen fusioniert werden, und sein neuer Vorgesetzter in spe, der von Andrew Scott ("Sherlock") gespielte C, macht kein Hehl daraus, dass er die Doppel-Null-Agenten in Zeiten von NSA und GCHQ für überflüssig hält.

James Bond nutzt seine freie Zeit und folgt der Mexiko-City-Spur, die ihn zunächst nach Rom zu Sciarras schöner Witwe Lucia (Monica Belluci) führt, von ihrem Bett aus dann weiter in die verschneiten österreichischen Alpen und schließlich nach Marokko. Dabei wird er begleitet von Madeleine Swann (Léa Seydoux), der Tochter seines alten Widersachers Mr. White (Jesper Christensen) aus "Ein Quantum Trost", der zu einer Geheimorganisation mit dem Namen, Sie haben es erraten, Spectre gehört. Spectre wiederum tauchte bereits in den 60er Jahren in den Filmen mit Sean Connery auf – ein weiteres Element der früheren Filme, das Sam Mendes und seine Drehbuchautoren wiederauferstehen lassen.

Die Suche nach Spectre und ihrem geheimnisvollen Chef wird im Verlauf des Films immer mehr auch zu einer Recherche in der Vergangenheit von James Bond. Noch nie hat man so viele Details zu seinem Privatleben und seiner Vergangenheit erfahren. "Spectre" enthüllt Details zu seiner Kindheit und Jugend, wirft einen Blick in seine Londoner Wohnung und lässt erahnen, wie er zu dem Menschen wurde, der er heute ist. Es wird also ziemlich psychologisch und auch recht düster, was sich dann auch in der Farbskala des Films niederschlägt, die sich die meiste Zeit zwischen hell- und dunkelbraun bewegt und zum Schluss ins Dunkelgrau-Depressive wechselt. Mendes gibt sich Mühe, das Innenleben von James Bond zu erkunden, er sucht nach seinen innersten Beweggründen, seinen Motivationen und Dämonen. Die Frage ist nur: Wollen wir das wirklich wissen? Bond ist groß geworden als ein Held der Popkultur, reine Fassade, ein Mann mit einfachen Bedürfnissen (Martini, Frauen, Dolce Vita), seine Schauspieler sind austauschbar – will man das wirklich gefährden durch die Darstellung einer komplexen Persönlichkeit?

Ein weiteres Problem ist, dass Daniel Craig nicht unbedingt als Charakterdarsteller durchgeht. Er gibt sein Bestes, keine Frage, und es ist auch völlig klar, dass man sich Roger Moore oder Pierce Brosnan noch viel weniger als innerlich gequälte Persönlichkeiten vorstellen kann. Doch Craig, der am stärksten durchtrainierte Bond aller Zeiten, ist ebenfalls nicht die Idealbesetzung für den modernen Geheimagenten mit Kindheitstrauma.

Auf der anderen Seite ist auch Sam Mendes auf Dauer nicht der beste Regisseur für die Reihe. Die Welt hat ihm eine gelungene Auferstehung des Bond-Mythos zu verdanken, inklusive einiger notwendiger Aktualisierungen. Doch er hat sich in seinen Filmen noch nie durch übermäßig viel Humor ausgezeichnet. Immerhin sind in einigen Action-Sequenzen von "Spectre" Anflüge von Witz erkennbar, allerdings ohne dass sich das in den Gesichtern der Darsteller widerspiegeln würde. Ich muss zugeben, ich vermisse die elegante Ironie der früheren Filme.

"Spectre" ist ein guter Film geworden. Es gibt einige schöne Action-Szenen, die allerdings nie über das hinausgehen, was man bereits bei den Action-Spezialisten gesehen hat. Er schlägt ein mittelschnelles Tempo an, wird jedoch nie langweilig. Doch seine Grundstimmung ist für einen Bond-Film zu düster, als dass er wirklich Begeisterung auslösen könnte..

"Spectre" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Dienstag 10 November 2015 17:32

The Wasting Dead – Zombie-Apokalypse in Wien

Geschrieben am Sonntag 01 November 2015 um 19:41 von Roland Freist

Pünktlich zur neuen Staffel von "The Walking Dead" zeigt Sky Österreich, wie man das Zombie-Problem in unserem Nachbarland löst.

« Oktober 2015 | Zurück nach oben | Dezember 2015 »