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Archiv vom November 2010

Leslie Nielsen ist tot

Geschrieben am Montag 29 November 2010 um 11:26 von Roland Freist

Leslie Nielsen, der sich mit der Rolle des Frank Drebin in "Die nackte Kanone" für immer einen Platz im Comedy-Himmel gesichert hat, ist gestern im Alter von 84 Jahren gestorben. Das Video zeigt noch einmal einige der besten Momente aus den Filmen "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" und natürlich "Die nackte Kanone":

Bearbeitet: Dienstag 28 Dezember 2010 17:16

Charles Bronson Kills Hipsters

Geschrieben am Donnerstag 25 November 2010 um 11:28 von Roland Freist

Bearbeitet: Dienstag 28 Dezember 2010 17:17

Filmkritik: "The Kids are All Right"

Geschrieben am Montag 22 November 2010 um 15:05 von Roland Freist

Der Mann als Samenspender

In "The Kids are All Right" geht es um eine Familie bestehend aus zwei Frauen und ihren beiden Kindern. Nic (Annette Bening) ist Ärztin, Jules (Julianne Moore) will sich als Landschaftsarchitektin versuchen. Gemeinsam haben sie zwei Kids großgezogen, Joni und Laser. Beide sind das Ergebnis einer künstlichen Befruchtung, die heute 18-jährige Joni ist die Tochter von Nic, der 15-jährige Laser stammt von Jules.

Der Samenspender für beide Kinder war ein und derselbe Mann. Eines Tages beschließen sie, seine Identität herauszufinden, und stoßen auf Paul (Mark Ruffalo), einen gut aussehenden Hippie, der Biogemüse anbaut und ein kleines Restaurant betreibt. Sie stellen ihn ihren Müttern vor. Die sind zunächst skeptisch, lassen sich dann jedoch durch den Charme von Paul besänftigen. Jules verspricht ihm sogar, dass sie ihm bei der Gestaltung seines Gartens helfen wird. Bei der Arbeit kommen sich die beiden näher und beginnen eine Affäre. Die Familie droht zu zerbrechen.

Regisseurin Lisa Cholodenko erzählt diese Geschichte in einem angenehm leichten Tonfall, intelligent und witzig. Nie kommt Langeweile auf, was nicht zuletzt Bening und Moore zu verdanken ist, die hier wieder einmal zeigen, was für großartige Schauspielerinnen sie sind. Da passt jeder irritierte oder auch schuldbewusste Blick, jede kleine Geste und jedes kaum merkliche Zusammenzucken.

"The Kids are All Right" wurde als Komödie angekündigt, tatsächlich jedoch handelt es sich um einen Familienfilm mit einigen amüsanten Szenen. Er spielt im amerikanischen Alternativ-Milieu, wo man an gewachsten Massivholztischen sitzt, dunklen Rotwein trinkt und seine Beziehungen ausdiskutiert, wo man Biogemüse kauft und Volvo fährt. In Deutschland würden die Hauptdarsteller wahrscheinlich Grün wählen. Paul passt perfekt in diese Umgebung. Er ist ein eher lascher Hippie, der sich im Leben treiben lässt, ein Frauenversteher, der alles "okay" und "cool" findet und im Interesse der allgemeinen Harmonie zuvor getroffene Aussagen auch ohne zu zögern wieder revidiert, wenn die Stimmung zu kippen droht. Alle Klischees werden erfüllt.

Angetrieben wird die Handlung von den beiden Kindern. Mit ihrer Neugierde bringen sie nicht nur den Störfaktor Paul in die bis dahin so idyllische Familienrunde, sondern sie sorgen mit ihren kleinen Eskapaden auch sonst dafür, dass sich etwas bewegt, Reibungsflächen und Konflikte entstehen.

Mit seiner Darstellung eines lesbischen Elternpaars und seiner Kinder scheint "The Kids are All Right" auf den ersten Blick einen progressiven Weg zu beschreiten. Doch tatsächlich geht es nicht um das Geschlecht und die sexuelle Ausrichtung der Eltern, sondern um ihre Midlife Crisis, es geht um die Ehe, um eheliche Treue und um die uramerikanischen Werte der Familie. Insofern ist "The Kids are All Right" sogar ein sehr konservativer Film.

"The Kids are All Right" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 17:17

Wenn andere Regisseure "The Social Network" gedreht hätten

Geschrieben am Samstag 20 November 2010 um 17:19 von Roland Freist

So würde es wohl aussehen, wenn Wes Anderson, Michael Bay, Christopher Guest, Quentin Tarantino, Guillermo del Toro oder Frank Capra "The Social Network" gedreht hätten. Mit viel Liebe zum Detail nachempfunden von den Machern der Site www.collegehumor.com:

See more funny videos and funny pictures at CollegeHumor.
Bearbeitet: Dienstag 28 Dezember 2010 17:20

Alle Chabrol-Filme in einem einzigen Trailer

Geschrieben am Freitag 19 November 2010 um 16:52 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 22:36

Nachruf auf "Monk"

Geschrieben am Mittwoch 10 November 2010 um 17:20 von Roland Freist

Comedy statt Krimi

Gestern Abend zeigte RTL den ersten Teil der abschließenden Episode von "Monk", der zweite und letzte Part folgt nächste Woche. Höchste Zeit also, ein paar Worte über eine der wichtigsten Krimiserien des letzten Jahrzehnts aufzuschreiben.

Wobei "Monk" eigentlich keine Serie war, die von der Spannung der Verbrechensaufklärung lebte. Tatsächlich schaute sie sich wohl niemand wegen der Kriminalfälle an, sondern in erster Linie wegen der Hauptperson – ein ehemaliger Polizist, der nach dem Tod seiner Frau als Privatdetektiv und Berater der Mordkommission sein Geld verdient und seit seiner Kindheit von Ängsten und Psychosen geplagt wird. Eine Folge "Monk" sah man sich an, um zu erfahren, in welche Schwierigkeiten seine unzähligen Phobien den Detektiv diesmal bringen würden, aber nicht um einen Krimi zu verfolgen. Folgerichtig bildete die Krimihandlung bloß den Rahmen für die Familiengeschichte rund um Adrian Monk, seine Assistentin, den väterlichen Captain Stottlemeyer und den harmlos-lustigen Lieutenant Randy Disher. Das zeigte auch die Art und Weise, wie der Fall gelöst und der Täter überführt wurde, denn das war zumeist hanebüchen. Oft kam Monk und den Ermittlern der Polizei einfach nur der Zufall zuhilfe. Ansonsten waren es das fotografische Gedächtnis und die Beobachtungsgabe des Privatdetektivs, die ihn Details erkennen ließen, die die Polizei und die Spurensicherung übersehen hatten – eine recht unglaubwürdige Vorstellung. Dass die Serie damit durchkam, lag einfach daran, dass das Interesse der Zuschauer gezielt auf den namengebenden Detektiv gelenkt wurde, während der Kriminalfall letztlich eine Nebensache blieb.

Dieses Konzept ist nicht neu. Bereits früher gab es eine Serie wie "Columbo", die sich auf einen schrulligen Kommissar konzentrierte und auch dessen Namen als Titel wählte. Neu an "Monk" war zum einen, dass es sich bei der Hauptperson offensichtlich um eine psychisch gestörte Persönlichkeit handelte, wie man sie normalerweise nur in mitfühlenden TV-Dokumentationen zu sehen bekommt. Neu war aber auch, dass die Beschreibung von Monks Ängsten und Phobien niemals ins Rührselige abkippte oder mit klinischer Distanz erfolgte, sondern ganz im Gegenteil für die durchgehende Situationskomik der Serie sorgte. Auf einem sehr hohen Niveau gelang es den Machern um den ehemaligen "Saturday Night Live"-Autor Andy Breckman und den brillanten Hauptdarsteller und Mit-Produzenten Tony Shalhoub dabei, den psychisch kranken Detektiv weder lächerlich zu machen noch ihn als bemitleidenswerten Behinderten zu schildern. Dass man über die Hauptfigur lachen konnte, ohne dass es verletzend wurde, verringerte die Beklemmung, die die meisten Menschen beim Umgang mit psychisch Kranken verspüren. "Monk" bildete da ein wirksames Gegenmittel.

"Monk" in der IMDB

Das Serien-Intro, gesungen von Randy Newman:


Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 21:46

Filmkritik: "Machete"

Geschrieben am Montag 08 November 2010 um 14:32 von Roland Freist

Ein Mann und seine Messer

Zu Anfang von "Machete" sieht man einen Wagen, ein schon etwas älteres, amerikanisches Modell, auf einer Landstraße durch eine flache, grüne und, wie man an der leicht flirrenden Luft erkennen kann, offensichtlich heiße Landschaft fahren. Ein Schriftzug wird eingeblendet; in großen, gelben, eckigen Buchstaben, die auch über der Tür eines Western-Saloons stehen könnten, erscheint das Wort "MEXICO". Wenn man es noch nicht wüsste, wäre spätestens jetzt klar, dass man einen Robert-Rodriguez-Film sieht.

Mexiko, das ist bei Rodriguez niemals nur der Staat in Mittelamerika. Es ist ein ferner Ort, um den sich Legenden ranken, wo die Regeln der westlichen Zivilisation nur eingeschränkt gelten, wo man Konflikte noch ungestraft mit Waffen austragen kann und gewöhnliche Polizisten unbekannt sind. Männer sind hier noch richtig harte Kerle, die wenigen Frauen sind entweder schöne, toughe und unabhängige Kämpferinnen oder verführerische Schmusekatzen, die vorzugsweise die Nähe von Bossen des organisierten Verbrechens suchen. Mexiko ist ein Macho-Traum.

Wie schon in Rodriguez‘ Mariachi-Trilogie ("El mariachi", "Desperado", "Irgendwann in Mexiko") geht es auch in "Machete" um Rache. Die Familie des Bundesagenten Machete Cortez (Danny Trejo) wird von der Bande des Verbrecherbosses Torrez (Steven Seagal) vor seinen Augen brutal abgeschlachtet. In der Folge zieht er als Tagelöhner durchs Land, bis er in einer Grenzstadt in einen Konflikt hineingezogen wird, bei dem es um illegale Einwanderer in die USA geht, um Gangster, die mit diesen Leuten Profit machen wollen, um einen korrupten, rechtsnationalen Politiker (Robert de Niro) und einen amoralischen Unternehmer (Jeff Fahey). Zu den Guten gehören eine verdeckt arbeitende Agentin der Einwandererpolizei (Jessica Alba) und die Besitzerin eines Taco-Ladens (Michelle Rodriguez, nicht verwandt mit dem Regisseur), die in Wirklichkeit die Chefin eines Netzwerks ist, das den Illegalen hilft.

Den Weg zu beschreiben, wie sich Machete durch dieses Gestrüpp von Interessen kämpft und schließlich seine Rache bekommt, ist müßig. Der Film ist eine Aneinanderreihung von Actionszenen, Machetes Messer trifft auf großkalibrige Waffen, übermotorisierte Autos bekämpfen den Feind mit Raketenwerfern und Maschinengewehren, Blutlachen versickern in staubigen Böden, Gliedmaßen werden abgetrennt und große, dunkle Löcher zeigen, wo Kugeln in einen Körper eingedrungen sind. Wie immer bei Rodriguez sind die Gewalt- und Actionszenen so übertrieben, dass es an eine Parodie grenzt. "Machete" bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Ernsthaftigkeit und Farce und erinnert mit den unmöglichen Stunts, den stilisierten Gesten seiner Hauptdarsteller und den meist knappen Dialogen oftmals an einen Comic. Man muss diesen typischen Rodriguez-Stil nicht mögen, aber es ist klar, dass es für so etwas eine Fangemeinde gibt. Der Regisseur trägt dem Rechnung, indem er nicht nur etliche Szenen aus seinen Mariachi-Filmen, aus "From Dusk till Dawn" und "Planet Terror" zitiert, sondern teilweise auch das gleiche Personal einsetzt. Neben Danny Trejo erkennt man den bei Rodriguez nahezu schon unvermeidlichen Cheech Marin sowie Tom Savini, der bei "From Dusk Till Dawn" einen unvergesslichen Auftritt als eine Figur namens "Sex Machine" hatte.

Robert Rodriguez dreht Genrefilme, die zumeist erst ab 18 Jahren freigegeben sind. Viele davon sind im Grunde klassische B-Movies, die mit Schauspielern, die man gerne (wieder-)sieht, sowie mit spektakulär choreographierter und inszenierter Action aufgepimpt werden. "Machete" reiht sich da nahtlos ein. Es ist zwar nicht sein bester Film, er macht aber auf jeden Fall Spaß.

"Machete" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Ausgangspunkt für "Machete" war übrigens ein Trailer, den Rodriguez 2007 in "Grindhouse" eingebaut hatte, das B-Film-Double-Feature, das er zusammen mit Quentin Tarantino realisierte. Er hatte ihn bewusst mit Bildstörungen und Knacksern versehen, um das Look & Feel eines Trashfilms aus den 70er Jahren wiederaufleben zu lassen. Das sah damals so aus:

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 17:07

"Krieg der Sterne", Lego-Version

Geschrieben am Freitag 05 November 2010 um 11:09 von Roland Freist

Vielleicht baue ich in diesem Blog eine kleine Sammlung von Nachverfilmungen der "Star Wars"-Filme auf. Hier ein Film aus dem Hause Lego, der sich allerdings einige künstlerische Freiheiten nimmt. Näher dran an den Originalen ist dieses Video, das ebenfalls mit Legosteinen und Playmobil-Figuren arbeitet.

Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 22:38

Filmkritik: "Carlos – Der Schakal"

Geschrieben am Donnerstag 04 November 2010 um 16:37 von Roland Freist

Terrorismus als Lebensstil

In den 70er und 80er Jahren galt ein Mann mit dem Decknamen "Carlos" als der gefährlichste Terrorist der Welt. Dieser Ruf rührte vor allem von dem brutalen und blutigen Überfall auf die Versammlung der OPEC-Staaten im Dezember 1975 in Wien her. Carlos hatte diese Operation angeführt, hatte mit seinen Begleitern die Minister entführt und erst nach einem tagelangen Irrflug über Algier nach Tripolis und wieder zurück nach Algier wieder freigelassen. Doch trotz dieser spektakulären Aktion blieb Carlos ein Phantom, kaum jemand wusste, wie er aussah. Das einzige Fahndungsfoto, das es von ihm gab, zeigte einen leicht untersetzten, dunkelhaarigen Mann mit einer großen Sonnenbrille, die aussah, als würde sie einer Frau gehören. Und obwohl er seit seiner Verhaftung im Jahr 1994 immer wieder vernommen wurde, obwohl Tausende von Artikeln über ihn erschienen sind und seine deutsche Ex-Frau ein Buch über die Zeit an seiner Seite geschrieben hat, ist bis heute nicht klar, welche Anschläge und Morde tatsächlich auf sein Konto gehen.

Das liegt unter anderem daran, dass sich Ilich Rámirez Sánchez, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, als Terrorist geradezu genüsslich inszeniert hat. So behauptet er beispielsweise bis heute, an Anschlägen beteiligt gewesen zu sein, die wohl nie stattgefunden haben. Und diese Selbstinszenierung ist es auch, die den französischen Film "Carlos" von Olivier Assayas so interessant macht. Er zeigt einen Mann, der das Leben eines Terroristen führt, weil er sich selbst in dieser Rolle gefällt. Er sagt zwar, dass er sich für die Schwachen und Unterdrückten einsetzen wolle. Doch tatsächlich geht es ihm in erster Linie um sich selbst.

"Carlos" interpretiert genauso wie vor einigen Jahren "Baader" (mit dem vor kurzem viel zu früh verstorbenen Hauptdarsteller Frank Giering) den Terroristen als Playboy. Edgar Ramírez spielt ihn als jungen, gut aussehenden Mann, den das nervenaufreibende Leben eines Terroristen erregt. In einer Szene sieht man ihn in seinem Zimmer, wie er sich nach einem gelungenen Anschlag stolz und nackt ans Fenster stellt, auf die Straße hinunterblickt und sich zwischen die Beine fasst. An einer anderen Stelle des Films will er seiner Freundin die Angst vor einem Revolver nehmen. Er nimmt die Waffe als wäre es ihre Hand, streichelt damit seine Wange und küsst den Lauf. Es ist die Erotik der Gewalt und des Todes, die ihn antreibt. Terrorismus ist für Carlos ein Mittel, um Sex zu bekommen, und zwar nicht nur die Ersatzbefriedigung der Anschläge, sondern auch den echten Sex mit zahlreichen, häufig wechselnden Freundinnen.

Es ist faszinierend, diese Interpretation eines Terroristen zu beobachten. Carlos liebt Whisky, Weiber und Zigaretten, ist ständig in Bewegung, reist zwischen Paris, London, Beirut, Aden, Budapest, Damaskus hin und her und bringt kaltblütig und ohne mit der Wimper zu zucken Menschen um. Man könnte ihn einen James Bond der dunklen Seite nennen, würde damit jedoch verkennen, dass 007 bei aller Ironie zumindest noch an sein Heimatland glaubt und die Werte, für die es steht. Carlos hingegen glaubt an nichts. Er will nur die Action, und es ist ihm gleich, wer ihm die finanziert. Anfangs ist es die sozialistische PFLP (Popular Front for the Liberation of Palestine, Volksfront zur Befreiung Palästinas), später gründet er mit der OAAS (Organization of the Armed Arab Struggle – Arm of the Arab Revolution) eine Art freiberufliches Terroristen-Netzwerk, das für den syrischen Geheimdienst genauso arbeitet wie für die rumänische Securitate. Zum Schluss hat er aber auch keine Hemmungen, sich auf die Seite der reaktionären Fundamental-Islamisten im Sudan zu schlagen.

"Carlos" ist ein Film über den Terrorismus der 70er Jahre, mit unglaublicher Detailversessenheit gedreht. Er versetzt den Zuschauer zurück in die Zeit der Flugzeug-Entführungen, Bombenanschläge und Geiselnahmen, in die Dekade der konkurrierenden palästinensischen Befreiungsbewegungen und der jemenitischen Ausbildungscamps. Er handelt von blassen deutschen Terroristen mit Oberlippenbart und von vollbärtigen Arabern, von den bizarren Kooperationen osteuropäischer Geheimdienste mit Terrorgruppen und dem libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi. Und inmitten dieses ganzen Chaos zeigt er Carlos, der zu allen Beteiligten Kontakt hat, und zwischen den Attentaten mit ihnen Whisky trinkt und Zigaretten raucht.

"Carlos – Der Schakal" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:30

Filmkritik: "In ihren Augen"

Geschrieben am Dienstag 02 November 2010 um 11:51 von Roland Freist

Das Geheimnis in ihren Augen

"In ihren Augen" (spanischer Titel: "El secreto des sus ojos", Das Geheimnis in ihren Augen) ist ein Krimi und eine Liebesgeschichte und ein bisschen auch ein Politthriller. Aber in erster Linie handelt der Film von Argentinien, von der Leidenschaft der Menschen, vom zerfallenen Glanz seiner Bahnhöfe und Stadien und von den französisch inspirierten Prachtbauten in Buenos Aires, von Großgrundbesitzern und kleinen Beamten, von der Begeisterung für den Fußball, aber auch von den Jahren der Militärdiktatur. Er steckt voller Geschichten und Charaktere und zeichnet ein umfassendes Bild des Lebens in den Städten des Landes.

Es beginnt mit einem Mord im Jahre 1974. Ein junges Mädchen ist brutal vergewaltigt und ermordet worden, der Justizermittler Benjamín Esposito (Ricardo Darín) übernimmt den Fall. Schon bald präsentiert man ihm die angeblichen Mörder. Sie wurden von der Polizei zusammengeschlagen, und Esposito glaubt nicht an ihre Schuld. Im Laufe seiner eigenen Ermittlungen stößt er auf den Verlobten des Mädchens. Sein Name ist Ricardo Morales (Pablo Rago), und er hat dieses Mädchen mit einer Leidenschaft geliebt, wie es Esposito noch nie zuvor gesehen hat. Ob er denn dem Mörder den Tod wünsche, fragt der Ermittler. Nein, bekommt er zur Antwort, das geht zu schnell. Der Täter soll den Rest seines Lebens für die Tat büßen. Einige Jahre später findet Esposito den Mörder. Doch während der Militärdiktatur wird er wieder freigelassen und verschwindet. Esposito will weiter ermitteln, wird jedoch mit dem Tode bedroht und muss in die Provinz fliehen. An seiner Stelle wird sein Partner erschossen. Es gibt offenbar einige mächtige und skrupellose Personen, die den Fall abschließen wollen.

Das alles wird in Rückblenden aus dem Jahr 2000 geschildert. Esposito ist mittlerweile pensioniert und will einen Roman über die damaligen Ereignisse schreiben. Er bespricht sich mit Irene Hastings (Soledad Villamil), die 1974 eine kleine Justizangestellte war und sich in den Jahren darauf zur Richterin und seiner Vorgesetzten hochgearbeitet hat. Es wird klar, dass die beiden bereits damals verliebt ineinander waren, eine Liebe, die jedoch nie ausgesprochen wurde. Man sieht es in ihren Augen, wie sie ihn ansieht, dass sie nur darauf wartet, dass er den ersten Schritt tut. Doch er ist nur ein kleiner Beamter, während sie aus einer reichen und mächtigen Familie aus der Provinz stammt, außerdem ist sie bereits verlobt. Im Rückblick erkennt er, dass er nie den Mut hatte, mit ihr zu reden. In den ganzen Jahren hatten sie sich immer nur umkreist, jedoch nie berührt.

Regisseur Juan José Campanella erzählt diese Geschichte spannend, intelligent und mit Witz. Als die Romanze zwischen Esposito und Hastings an einer Stelle zu kitschig zu werden droht, löst er die Situation mit einem wunderbaren Kunstgriff auf und bringt alle Beteiligten wieder auf den Teppich zurück. Dass der Film so gut funktioniert, ist aber auch ein großes Verdienst des Kameramanns Félix Monti, der für diese Geschichte immer wieder interessante und originelle Bilder findet. Auf die spektakuläre Szene im Fußballstadium etwa hatte ich bereits in einem früheren Beitrag hingewiesen.

Die Kriminalstory von "In ihren Augen" jedoch hat einige Schwächen. Die Spuren, die schließlich zum Mörder führen, wirken einige Male arg konstruiert und unlogisch. Schwerer wiegt jedoch, dass die deutsche Synchronisation ein absolutes Ärgernis ist. Ich gehöre wahrlich nicht zu den Ichschaumirfilmeimmernurimoriginalan-Kinogängern, doch in diesem Fall kann ich jedem nur empfehlen, sich den Film, wenn möglich, im spanischen Original mit Untertiteln anzusehen. Denn die deutschen Dialoge sind hölzern und klingen gestelzt, hinzu kommt, dass die Synchronsprecher den Darstellern viel von ihrer Lebendigkeit nehmen. Doch das kann man dem Film nicht zum Vorwurf machen.

"In ihren Augen" hat im Frühjahr den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen und setzte sich unter anderem gegen "Das weiße Band" von Michael Haneke durch. Die Entscheidung hat viele Zuschauer überrascht, da Film und Regisseur außerhalb von Argentinien weitgehend unbekannt waren. Doch wenn man den Film heute sieht, kann man nur zustimmen, dass es eine gute und richtige Entscheidung war.

"In ihren Augen" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:30

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