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Archiv vom Oktober 2012

Filmkritik: "Angels' Share"

Geschrieben am Montag 22 Oktober 2012 um 17:17 von Roland Freist

Malt macht glücklich

Schottischer Malt Whisky ist ein edles Getränk. Seit er Anfang der 90er Jahre (wieder) in Mode kam, sind die Preise für seltene, alte Abfüllungen aus den 60er oder 70er Jahren förmlich explodiert. Sammler bezahlen für solche Flaschen vierstellige Summen, bei Whiskys, die in den 40er oder 50er Jahren produziert wurden, werden auch schon einmal fünfstellige Zahlen auf das Preisschild gedruckt. Der einfache Getreideschnaps ist zu einem Luxusgut geworden, das sich nur noch begüterte Schichten leisten können.

Robbie, Albert, Rhino, Thaddeus und Mo, fünf Jugendliche aus dem Glasgower Arbeitermilieu, kamen jedenfalls mit Whisky bislang nicht in Berührung. Sie sind allesamt arbeitslos, hatten auch noch nie einen Job, dafür jedoch bereits mehrfach Ärger mit der Polizei, wegen kleinen Diebstählen, Prügeleien, Drogen oder irgendwelchen Dummheiten, die sie im Alkoholrausch begangen haben. "Angels' Share", der neue Film des britischen Regisseurs Ken Loach, konzentriert sich auf Robbie (Paul Brannigan). Robbie kämpft gleich mit mehreren Problemen: Er hat keinen Job, kein Geld und keine Wohnung, seine Freundin ist schwanger, ihre Familie hasst ihn und will ihn von ihr fernhalten, und jetzt ist er auch noch zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden. Zum Glück hat Harry (John Henshaw), der Sozialarbeiter, der ihn und die anderen Jungs betreut, Mitleid mit ihnen. Er nimmt Robbie mit zu sich nach Hause, bietet ihm einen Whisky an, später macht er mit der ganzen Gruppe einen Ausflug zu einer Destillerie und schaut mit ihnen bei einer Whisky-Verkostung vorbei. Robbies Interesse ist geweckt, und es zeigt sich, dass er eine ausgezeichnete Nase hat und imstande ist, die feinen Nuancen eines Whiskys zu identifizieren.

Wenig später steht in der Whisky-Welt eine Sensation an: Das letzte Fass einer alten Spezialedition soll geöffnet werden. Der Besitzer will nur eine Flasche abfüllen und versteigern lassen, der Schätzwert liegt bei einer Million Pfund. Robbie und seine Freunde beschließen, dass dieser Whisky auch ihnen Geld bringen soll, und sie machen sich auf den Weg zu der Destillerie, in der die Auktion stattfinden soll.

"Angels' Share" erzählt eine sympathische Geschichte mit sympathischen Charakteren. Die jugendlichen Darsteller sind allesamt Laien und hatten zuvor noch nie vor einer Kamera gestanden, was die Street Credibility des Films noch einmal verstärkt. Wenn das bloß alles nicht so klischeehaft wäre: Die Kleinkriminellen, die zwar schon böse Sachen gemacht haben – Robbie wird in einer Szene mit einem Jungen konfrontiert, den er in einem Wutanfall so zusammengeschlagen hatte, dass er heute auf einem Auge blind ist – aber dennoch das Herz auf dem rechten Fleck haben. Der alte Sozialarbeiter mit der rauen Schale und dem weichen Kern. Robbies nette Freundin, die das Gute in ihm erkannt hat und ihn unbedingt als Vater ihres Kindes haben will.

Ärgerlich sind zudem die unglaubwürdigen Details: Der seltenste und teuerste Whisky der Welt wird in einem nahezu ungesicherten Lagerraum aufbewahrt, Robbie wird bereits durch eine einzige Verkostung zum Whisky-Experten. Und Preise von einer Million Pfund für eine Flasche sind (zum Glück) auch heute noch in weiter Ferne. Nicht mehr ärgerlich, sondern schlichtweg eine Katastrophe ist schließlich die deutsche Übersetzung. Vom Charme des schottischen Slangs ist nichts übrig geblieben, die Sätze wirken oft hölzern, und einige Figuren müssen sich mit Schachtelsätzen abquälen, dass man Mitleid mit den Synchronsprechern bekommt.

Whisky-Trinker werden den Film dennoch mögen, da er dem Mythos rund um ihr Lieblingsgetränk einen angemessenen Rahmen verleiht. Einige der großen Namen spielen eine wichtige Rolle – Cragganmore, Lagavulin, Glenfarclas –, und wenn Harry und Robbie zu Anfang einen 32jährigen Springbank probieren, würde man gerne mit am Tisch sitzen. Das immerhin leistet "Angels' Share" – man bekommt Lust, einen Whisky zu trinken. Das allein ist jedoch etwas wenig.

"Angels' Share" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:28

Präsidenten-Wahlkampf songified

Geschrieben am Donnerstag 18 Oktober 2012 um 15:39 von Roland Freist

Die kostenlose App Songify, erhältlich für Android und Iphone, setzt gesprochenen Text in Songs um. Eine Gruppe, die sich The Gregory Brothers nennt (obwohl auch eine Frau dabei ist), hat mit der App nicht nur die Auftritte von Barack Obama und Mitt Romney bei den Parteitagen von Demokraten und Republikanern vertont und die Fernsehbilder passend geschnitten, sondern sich auch ihre beiden Fernsehduelle sowie das Duell der Vizepräsidenten vorgenommen. Die Ergebnisse findet man auf ihrem Youtube-Kanal und jetzt auch hier:

Patriot Game – Obama vs Romney

Die Auftritte bei den Parteitagen, im Stil eines Videospiels inszeniert:

Das erste TV-Duell

Die Debatte der beiden Vizepräsidenten

Das zweite TV-Duell (Town Hall Debate)

Filmkritik: "Savages"

Geschrieben am Dienstag 16 Oktober 2012 um 11:24 von Roland Freist

Hippies vs. das Kartell

Seit Jahren tobt in Mexiko an der Grenze zu den Vereinigten Staaten ein Krieg zwischen Drogenkartellen, Polizei und Militär, der bislang rund 50000 Menschen das Leben gekostet hat. Mit "Savages" kommt die Brutalität dieses Krieges auf die Leinwände des Mainstream-Kinos.

Die Hauptpersonen sind zwei Freunde, Chon (Taylor Kitsch, war dieses Jahr schon in "Battleship" und "John Carter" zu sehen), ein ehemaliger Soldat, der im Irak und in Afghanistan gekämpft hat, und Ben (Aaron Taylor-Johnson), ein Botaniker. Sie leben gemeinsam in einem Traumhaus in Laguna Beach in Südkalifornien und teilen sich auch die Freundin, Ophelia, meist nur O genannt, gespielt von Blake Lively. Chon hat vor einigen Jahren afghanischen Hanfsamen mit in die USA gebracht. Seither stellen Ben und er das stärkste Gras an der gesamten Westküste her, und wie man sieht, haben sie damit eine Menge Geld verdient.

Zusammen mit O führen sie den Lebensstil von Hippies. Vermutlich haben sie die Drogenproduktion früher nur nebenbei betrieben, heute wirkt es so, als wären sie von ihrem Erfolg selbst überrascht worden.

Die Situation ändert sich schlagartig, als Elena (Salma Hayek), Boss eines mexikanischen Kartells, den ewigen Krieg mit ihren Konkurrenten leid ist und ihr Geschäft verstärkt in den USA betreiben will. Chon und Ben sollen ihr beim Einstieg in den amerikanischen Markt helfen. Sie will nicht nur das Geheimnis ihrer Marihuana-Produktion, sondern auch die Kontakte und das Vertriebsnetz. Um die Beiden zu überzeugen, einer Übernahme ihres Geschäfts zuzustimmen, lässt sie ihnen durch ihren Gefolgsmann Lado (Benicio del Toro) zunächst ein Video schicken, das mehrere enthauptete Männer und einen Maskierten mit einer Kettensäge zeigt. Kurz darauf lädt ihr Finanzchef Chon und Ben zu einem Treffen ein und macht ihnen ein großzügiges Übernahmeangebot. Als sie ablehnen und zu fliehen versuchen, wird O entführt und als Geisel eingesetzt. Chon und Ben beschließen, sie zu befreien. Mithilfe des korrupten DEA-Agents Dennis (John Travolta) sammeln sie Informationen über Elena und ihre Mitarbeiter, dann schlagen sie zu.

"Savages" baut eine gleichbleibend hohe Spannung auf und vermittelt nahezu von Anfang bis Ende ein durchgehend starkes Gefühl der Bedrohung und Hoffnungslosigkeit. Es gibt keine Guten in diesem Film, Ben und Chon werden im Kampf gegen das Kartell selbst zu brutalen Mördern. Gesetz und Polizei haben zu keinem Zeitpunkt Einfluss auf das Geschehen. Erst zum Schluss erlöst Regisseur Oliver Stone die Zuschauer mit einem alternativen Ende von der Depression. Dieses Happy End wirkt dann allerdings wie ein Fremdkörper.

Das Einzige, was in dieser gesetzlosen Gesellschaft etwas bedeutet, sind die Deals, die die beteiligten Parteien untereinander abschließen. Obwohl sie niemals schriftlich fixiert werden, scheint sich doch jeder an die Abkommen gebunden zu fühlen. Diese Geschäftsbeziehungen sind alles, was zählt, nur auf sie kann man sich verlassen. Wer seine Geschäftsprinzipien zugunsten persönlicher Beziehungen aufgibt, geht unter. Ein Lehrstück über den Kapitalismus.

"Savages" basiert auf dem gleichnamigen Buch von Don Winslow, einem momentan sehr gefeierten Autor von Thrillern aus dem Drogenmilieu. Es ist ein guter, aber kein sehr guter Film geworden. Es gibt keine positiven Figuren in diesem Spiel, und die harten Gewaltdarstellungen sorgen zusätzlich dafür, dass man eine innere Schutzmauer gegen das Geschehen aufbaut. Doch der Kauf eines Kinotickets lohnt sich allein schon deshalb, um zu sehen, wie ein Oliver Stone einen Überfall auf ein Drogenlabor und einen Geiselaustausch inszeniert.

"Savages" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:28

Filmkritik: "Looper"

Geschrieben am Mittwoch 10 Oktober 2012 um 16:39 von Roland Freist

Zurück aus der Zukunft

Zeitreise-Filme besitzen einen ganz eigenen Charme. Man weiß zwar aus der Physik, dass Reisen in die Vergangenheit unmöglich sind. Doch das Gedankenexperiment, das mit solchen Reisen verbunden ist, übt einen so starken Reiz aus, dass man sich immer wieder darauf einlässt.

Auch in "Looper" geht es um das bekannte Paradox: Wenn ich in der Zeit zurückgehen und dort entscheidende Veränderungen vornehmen würde – indem ich beispielsweise dafür sorge, dass mein Vater und meine Mutter sich niemals kennenlernen – dann kann ich selber später auch nicht geboren werden, was wiederum bedeutet, dass meine Eltern doch zusammenfinden etc. Die Zeitreise erzeugt eine Schleife, eine Loop. Auch in "Looper" entsteht eine solche Schleife. Und wie der Film sie zum Schluss auflöst, das ist originell und zugleich sehr konsequent durchdacht.

"Looper" spielt größtenteils im Jahr 2044. Zeitmaschinen existieren noch nicht, aber man wird sie in einigen Jahren erfinden. Aufgrund der Gefahr, dass es zu den beschriebenen Paradoxien kommt, werden sie jedoch sofort verboten. Lediglich im Untergrund sind sie noch im Einsatz: Das organisierte Verbrechen hat erkannt, dass eine Zeitmaschine eine prima Möglichkeit eröffnet, Menschen spurlos verschwinden zu lassen. Die Gangster schicken sie einfach gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf in die Vergangenheit. Dort wartet bereits ein angeheuerter Killer auf sie, ein Looper. Der Mann aus der Zukunft erscheint, der Looper schießt. Auftrag erledigt. Die Bezahlung besteht in Silberbarren, die die Mafia den Opfern der Einfachheit halber auf den Rücken schnallt.

Auch Joe (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Looper. Eines Tages, als er wieder einmal einen Job erledigen soll, erscheint an der angegebenen Stelle ein Mann ohne verhülltes Gesicht, und Joe erkennt sich selbst, nur eben 30 Jahre älter. Der alte Joe, gespielt von Bruce Willis, nutzt den Überraschungseffekt und kann entkommen.

Joe wusste, dass er sich eines Tages selbst würde erschießen müssen. Das ist Teil des Deals und nennt sich "den Loop schließen". Der Looper weiß dann, dass er noch genau 30 Jahre zu leben hat. Wenn er jedoch jemanden laufen lässt, wie in diesem Fall, dann ist die gesamte Außenstelle der Mafia in der Gegenwart hinter ihm und seinem Opfer her. Geleitet wird das Hauptquartier der Verbrecher von Abe, der als Stellvertreter der Bosse in die Vergangenheit geschickt wurde. Er wird gespielt von Jeff Daniels ("Gefährliche Freundin", "Pleasantville"), der trotz seiner weichen Gesichtszüge einen ausgezeichneten Gangster abgibt.

Nachdem sie sich nun beide auf der Flucht befinden, setzen sich Joe (alt) und Joe (jung) erst einmal zusammen und besprechen die Lage. Joe der Ältere erzählt Joe dem Jüngeren, was geschehen wird. Wir sehen die folgenden Jahre im Zeitraffer. Nach seiner Flucht versteckte er sich in Asien und lernte dort seine Frau kennen, mit der er die besten Jahre seines Lebens verbrachte. Doch dann erschien bei dem Verbrechersyndikat ein neuer, grausamer Boss, genannt "der Regenmacher", der nun begann, die Looper einen nach dem anderen aus dem Weg zu räumen. Auch Joe den Älteren hatte er ausfindig gemacht. Doch als seine Männer kamen, um Joe umzubringen, erwischten sie lediglich seine Frau. Joe hingegen konnte sich mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit retten. Er sucht nun die junge Version des Regenmachers. Sein Plan ist, ihn zu töten, um so die Zukunft zu verändern und seine Frau zu retten.

Tatsächlich machen die beiden Joes, jeder für sich, wenig später den jungen Regenmacher ausfindig. Er heißt Cid (Pierce Gagnon), ist etwa fünf Jahre alt und lebt mit seiner Mutter Sara (Emily Blunt) auf einer Farm in Kansas. Doch während der ältere Joe den Jungen tatsächlich erschießen will, sieht sich die jüngere Version von Joe als ihr Beschützer.

Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson erweitert das Genre der Zeitreisen-Filme um einige schöne Details. Die Verwendung der Vergangenheit zur Entsorgung von Mafiaopfern ist eine ebenso originelle Idee wie die Kommunikation zwischen einer Person in der Gegenwart und ihrem zukünftigen Ich: Die Nachrichten werden einfach in den Unterarm geritzt, auf dem Arm der älteren Version erscheinen die Buchstaben als Narbengewebe. Dass diese Art der Kommunikation nur in einer Richtung funktioniert, ist natürlich ein Nachteil.

Zugleich stellt der Film einige interessante Fragen: Wäre es wirklich gerechtfertigt, ein Kind umzubringen, aus dem später einmal ein blutrünstiger Mörder werden könnte? Welche Gründe sind überhaupt verantwortlich dafür, dass ein Mensch zum Psychopathen wird?

"Looper" ist intelligent gemacht, arbeitet mit hohem Tempo, ist spannend, gut fotografiert und beschäftigt eine Riege von ausgezeichneten Schauspielern. Bruce Willis hält sich angenehm zurück, Joseph Gordon-Levitt und Emily Blunt füllen ihre Rollen ruhig und souverän mit Leben. In der Konsequenz, in der der Film sein Grundthema, die Zeitreise, durchdenkt, erinnert er an last year’s "Source Code". Störend wirkt lediglich die Telekinese, die Fähigkeit zum Bewegen von Gegenständen mit der Kraft der Gedanken, die zum Schluss hin eine immer größere Rolle spielt. Dieses Element ist überflüssig, man hätte das auch anders lösen können. Ansonsten jedoch ist "Looper" ein ausgezeichneter Science-Fiction-Thriller.

"Looper" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:29

Filmkritik: "On the Road – Unterwegs"

Geschrieben am Donnerstag 04 Oktober 2012 um 11:31 von Roland Freist

Das wilde Leben

New York, Denver, San Francisco – das sind die Stationen, zwischen denen die Protagonisten in "On the Road" hin und her pendeln. Zwischendurch gibt es einen Ausflug nach Louisiana, zum Schluss einen nach Mexiko, ansonsten aber geht es von der Ost- zur Westküste, immer wieder hin und zurück, zu Fuß, per Anhalter mit dem Auto oder schwarz in einem Güterwagon. "On the Road" handelt von der Lust am Reisen, die zugleich eine Lust aufs Leben und auf Abenteuer ist. Die Hauptpersonen spüren eine Unruhe in sich, die sie nicht lange an einem Ort verweilen lässt, und sie werden dabei begleitet von der Underground-Musik der späten 40er Jahre, dem Bebop, mit seinen hektischen Rhythmen und Soundexperimenten.

Walter Salles Verfilmung von Jack Kerouacs Roman hält sich weitgehend an das literarische Vorbild. Kerouac, der in Buch und Film Sal Paradise heißt (gespielt von Sam Riley), lebt in New York und will Schriftsteller werden. Er hat gerade seinen Vater beerdigt – es ist eine väterlose Generation, die hier vorgestellt wird. Da lernt er Dean Moriarty (Garrett Hedlund, "Tron Legacy") und seine Freundin Marylou (Kristen Stewart, "Twilight") kennen. Als noch Carlo Marx (Tom Sturridge) dazukommt, ebenfalls Schriftsteller und sofort verliebt in Dean, formt sich eine Clique, die der Film von fort an begleitet.

Dean ist die dominante Persönlichkeit in der Gruppe. Er wirkt wie ein Motor und pumpt Leben in die einsamen, leicht depressiven New Yorker Intellektuellen. Er ist charismatisch, sieht unverschämt gut aus, hat wunderschöne Freundinnen – neben Marylou gibt es auch noch Camille, gespielt von der großartigen Kirsten Dunst. Er ist bisexuell, promiskuitiv, liebt Bebop, raucht Marihuana und verströmt eine Unrast, die ansteckend wirkt. Als Dean nach einigen Wochen wieder zurückkehrt in seine Heimatstadt Denver, macht Sal sich auf, ihn zu besuchen. Damit beginnen die Reisen quer über den Kontinent.

Der Film erzählt die Erlebnisse der Protagonisten während der folgenden Jahre. Es sind aneinandergereihte Anekdoten von Begegnungen mit Menschen, von Konzerten, versoffenen und durchgekifften Nächten, von sexuellen Experimenten, langen Autofahrten, Streit, Versöhnung und Liebe. Um ihr Leben zu finanzieren, müssen Sal und Dean zwischendurch immer wieder mies bezahlte Tagelöhnerjobs annehmen, sie arbeiten als Parkplatzwächter oder helfen bei der Baumwollernte. Man mag die handelnden Personen, vor allem natürlich den Erzähler Sal, und hätte in jüngeren Jahren auch gerne einen Freund wie Dean gehabt. Obwohl nichts wirklich Spannendes oder Dramatisches passiert, begleitet man die Protagonisten bis zum Schluss gern auf ihren Reisen, und das trotz einer Filmlänge von mehr als zwei Stunden.

Die Besetzung ist ausgezeichnet. Garrett Hedlund macht seine Sache sehr gut und verströmt die sexuelle Anziehungskraft des jungen Marlon Brando – nach "Tron Legacy" hätte man ihm das nicht zugetraut. Die Rolle von Sam Riley ist die des Beobachters, er muss daher notgedrungen etwas zurückstecken. Tom Sturridge bleibt blass, während Kristen Stewart eine überraschend gelöste Marylou abgibt. Neben der bereits erwähnten Kirsten Dunst tauchen noch zwei weitere Lieblings-Schauspieler in kleinen Nebenrollen auf: Steve Buscemi spielt einen schwulen Freier, Viggo Mortensen den Underground-Helden der 50er Jahre, den Junkie und Schriftsteller William S. Burroughs.

"On the Road" wird oft als Schlüsselroman bezeichnet über eine Jugendbewegung in den späten 40er und frühen 50er Jahren, für die Kerouac und der Schriftsteller John Clellon Holmes die Bezeichnung Beat Generation erfanden. Das Buch beschreibt wohl überwiegend tatsächliche Erlebnisse von real existierenden Menschen: Dean Moriartys echter Name war Neal Cassady, und hinter Carlo Marx verbirgt sich Allen Ginsberg, mit dem Cassady bis zu seinem Tod 1968 immer mal wieder eine Beziehung hatte. Doch eigentlich erzählte Kerouac in "On the Road" lediglich von ein paar wilden Jahren im Leben einiger angehender Schriftsteller, zum Manifest einer ganzen Generation wurde es erst im Nachhinein erhoben. Vor allem die Erzählweise beeindruckte die Leser, dieser atemlose, wie von einem Beat angetriebene Stil.

Der Film geht geruhsamer zu Werke, pickt einzelne Geschichten heraus und erzählt sie mit schönen, langsamen Kamera-Einstellungen. Hier geht es nicht mehr um irgendeine Beat Generation, sondern um die Erlebnisse von ein paar jungen Intellektuellen in einer Zeit, in der die USA noch jung und unschuldig wirkten. Doch in den Figuren, die Film und Buch beschreiben, in ihrem Hunger auf Leben und ihrer Neugierde auf alternative Lebensformen abseits der bürgerlichen Standards erkennt man bereits die Konflikte, die in den Jahrzehnten danach das Land erschüttern sollten.

"On the Road" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Donnerstag 06 April 2017 23:34

Seth MacFarlane moderiert die Oscar-Show

Geschrieben am Dienstag 02 Oktober 2012 um 16:06 von Roland Freist

Seth MacFarlane, der Erfinder von "Family Guy" und Regisseur von "Ted", wird am 24. Februar 2013 die nächste Oscar-Verleihung moderieren. Hier überbringt er die gute Nachricht seinem eher desinteressierten Vater:

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