« August 2012 | Startseite | Oktober 2012 »

Archiv vom September 2012

"Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen"

Geschrieben am Freitag 28 September 2012 um 17:19 von Roland Freist

Der berühmteste Satz aus "Apocalypse Now" ist zugleich einer der bekanntesten Sätze der Filmgeschichte: "I love the smell of napalm in the morning" ("Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen"), gesprochen von Lieutenant Colonel Bill Kilgore (Robert Duvall). Er taucht in zahlreichen Filmen und Fernsehserien als Zitat wieder auf, häufig in abgewandelter Form oder ironisch eingesetzt. Die beiden folgenden Videos zeigen einige Beispiele, zu Beginn des ersten Films wird auch noch einmal die Originalszene vorgeführt. Erstaunlich ist, wie oft der Satz in Filmen für Kinder auftaucht, obwohl sie "Apocalypse Now" mit einiger Sicherheit (noch) nicht gesehen haben. Zusammengestellt wurden die beiden Supercuts von dondrapersayswhat, von dem ich in diesem Blog bereits das gleichnamige Video mit Szenen aus "Mad Men" vorgestellt hatte.

Update: Leider musste ich das von Youtube übernommene Video durch eine im Format deutlich kleinere Kopie von einer anderen Website ersetzen, da das Original aus unerfindlichen Gründen für deutsche Anwender nicht mehr verfügbar ist.

Bearbeitet: Sonntag 04 Mai 2014 16:21

Filmkritik: "Liebe"

Geschrieben am Montag 17 September 2012 um 17:23 von Roland Freist

Liebe bis in den Tod

Ein altes Ehepaar in Paris, beide in ihren 80ern. Sie, Anne (Emmanuelle Riva), war früher Konzertpianistin und gab Klavierunterricht, er, Georges (Jean-Louis Trintignant), hatte beruflich vermutlich ebenfalls mit Musik zu tun. Sie leben in einer Altbauwohnung mit altmodischen Möbeln aus dunklem Holz, umringt von Tausenden von Büchern, Platten und CDs, mit klassischen Ölgemälden an der Wand und einem Wandteppich im Flur. Es gibt eine Stereoanlage, aber weder Fernseher noch Computer. Finanziell haben sie ausgesorgt, Geld ist kein Thema. Sie lesen viel, gehen ins Theater, ab und zu bekommen sie Besuch von ihrer Tochter Eva (Isabelle Huppert) oder auch einem ehemaligen Schüler.

Die Beiden sind offensichtlich schon seit vielen Jahren verheiratet. Man erkennt das an den Routinen, die sie über die Jahre hinweg aufgebaut haben, an der Art, wie sie miteinander reden und sich ansehen, wie sie wissen, was der andere denkt, ohne dass es ausgesprochen werden müsste. Es ist ein sehr zärtlicher und liebevoller Umgang.

Eines Tages wird bei Anne eine Verkalkung der Halsschlagader festgestellt. Die folgende Operation geht schief, von fort an ist sie halbseitig gelähmt und muss im Rollstuhl sitzen. Beide reagieren sehr rational auf die neue Situation. Sie versuchen, ihr bisheriges Leben so gut es geht weiterzuführen – die gemeinsamen Mahlzeiten, das Schlafen in einem Bett – doch sie wissen, dass sich Annes Zustand vermutlich verschlechtern wird.

Nach einem zusätzlichen Schlaganfall kann Anne dann kaum noch sprechen, zudem ist sie nur noch selten bei klarem Bewusstsein. Sie muss nun den ganzen Tag im Bett liegen und braucht eine Krankenschwester, die sie regelmäßig versorgt. Georges ist überfordert, die gewohnten Routinen im Zusammenleben mit seiner Frau funktionieren nicht mehr. Er wird ungerecht gegenüber seinen Mitmenschen, auch seiner Frau gegenüber, verliert die Nerven, wenn sie sich nicht füttern lassen will. Er schottet sich und sie zunehmend von der Umwelt ab und will niemanden mehr zu ihr lassen.

"Liebe" zeigt zwei Menschen nach einer langjährigen und offenbar glücklichen Beziehung am Ende ihres Lebens. Es ist ein bildungsbürgerlicher Idealzustand, den Regisseur Michael Haneke ("Das weiße Band") hier vorführt, der verständnis- und respektvolle Umgang miteinander, Theaterbesuche, Gespräche über Literatur, das gemeinsame Interesse für Musik etc. Dann die beiden Schlaganfälle, die diese Idylle zerstören. In "Liebe" sieht man, wie Menschen reagieren, wenn sie mit einem solchen Ereignis konfrontiert werden. Anne und Georges sind zwei feinfühlige, gebildete Persönlichkeiten, seit vielen Jahrzehnten ein Paar: Was geschieht, wenn einer der Partner langsam verschwindet und für den anderen zu einer nicht mehr zu bewältigenden Last wird?

Michael Haneke erzählt diese Geschichte in langen, ruhigen Einstellungen und ohne auch nur eine Sekunde auf die Tränendrüse zu drücken. Der Ton des Films ist genauso kultiviert und kontrolliert wie die Charaktere, die er zeigt. Es ist ein Kammerspiel, mit Ausnahme einer Szene zu Anfang spielt sich alles in der etwas dunklen Wohnung ab. Michael Haneke hat für den Film seine Privatwohnung zur Verfügung gestellt, ihre Räume liefern die Kulissen für ungemein eindrucksvolle Bilder. Und Trintignant demonstriert, dass er immer noch ein großartiger Schauspieler ist.

Doch trotz der meisterhaften Regie und der dichten Atmosphäre habe ich mich nach etwa einer Stunde bei einem Blick auf die Uhr ertappt. Georges erklärt zwischendurch, der Krankheitsverlauf seiner Frau sei vorhersehbar. Das Gleiche gilt für die Handlung – es geschieht weitgehend genau das, was man erwartet. "Liebe" konzentriert sich auf die innere Entwicklung der beiden Hauptpersonen und insbesondere auf die von Georges. Doch auch sein Verhalten ist letztlich nicht überraschend. So ist "Liebe" ein Film geworden, den man wegen seiner genauen Beobachtungen, der eindrucksvollen Atmosphäre und den tollen Schauspielern genießt, der jedoch inhaltlich wenig Neues zu bieten hat.

"Liebe" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:27

Die Bacon Number

Geschrieben am Samstag 15 September 2012 um 17:19 von Roland Freist

Wenn man unter www.google.com/webhp?hl=en, also in der englischen (und englischsprachigen!) Version der Suchmaschine, "bacon number" (ohne Anführungszeichen) plus den Vor- und Nachnamen eines Schauspielers eingibt, zeigt Google dessen Bacon-Zahl an. Sie gibt an, über wie viele Stationen ein Schauspieler mit dem Amerikaner Kevin Bacon ("Flatliners", "Mystic River") verbunden ist. Til Schweiger etwa hat eine Bacon Number von 2 – Schweiger gehörte zusammen mit Michael Fassbender zum Cast von "Inglourious Basterds", Fassbender wiederum war zusammen mit Kevin Bacon in "X-Men: Erste Entscheidung" zu sehen. In der Wikipedia ist der Bacon-Zahl ein eigener Artikel gewidmet. Hier finden Sie die deutsche Version, hier den ausführlicheren englischen Text.

Bearbeitet: Donnerstag 14 November 2013 16:37

Die Kamera in "Breaking Bad"

Geschrieben am Donnerstag 13 September 2012 um 15:52 von Roland Freist

"Breaking Bad" ist in vielerlei Hinsicht eine großartige Fernsehserie. Eins der wichtigsten Elemente war bereits ab der ersten Folge die Kamera, die viele Szenen als wahren Bilderrausch inszenierte, wie man ihn sonst meist nur in großen Hollywood-Produktionen sieht. Beispiele zeigt der folgende Zusammenschnitt aus dem ersten Teil von Staffel 5 der Serie, der in diesem Sommer in den USA lief. Es sind so gut wie keine Dialoge zu hören, es geht allein um die Bilder. Spoileralarm muss daher nicht gegeben werden.

Das Video wurde zusammengestellt von dem Musiker Dave Bunting und dem Journalisten Derek Hill und wurde im Press-Play-Blog auf Indiewire veröffentlicht. Dort findet sich auch ein begleitender Text zu den Bildern. Meine TV-Kritik zu "Breaking Bad" erreichen Sie über diesen Link.

Update: Mittlerweile hat Dave Bunting zusammen mit Gary Sullivan noch einen Videoessay zur vierten Staffel von "Breaking Bad" nachgereicht, den begleitenden Text dazu finden Sie hier.

2. Update: Jetzt ist auch ein Einblick in die dritte Staffel verfügbar, für mich der Höhepunkt der Serie. Den Schnitt hat wieder Dave Bunting besorgt, den Essay dazu gibt es hier.

Bearbeitet: Dienstag 09 April 2013 11:50

Filmkritik: "The Cabin in the Woods"

Geschrieben am Donnerstag 06 September 2012 um 21:49 von Roland Freist

Tanz der Zombies

Was macht man mit so einem Film? "The Cabin in the Woods" beginnt wie ein herkömmlicher Teenager-Horrorfilm, wechselt dann aber die Richtung, schlägt gleich darauf einen Haken und dann noch einen und noch einen und noch einen. Zum Schluss ist dann alles, aber auch wirklich alles egal, und die Handlung hat auch die letzten Reste an Glaubwürdigkeit verloren, die sie während der ersten halben Stunde noch besaß. Unterhaltsam war’s trotzdem.

Zu Anfang sehen wir eine Gruppe von fünf Studenten, die gemeinsam ein Wochenende in einer alten Blockhütte verbringen wollen. Da gibt es die gut aussehende Sportskanone Curt (Chris "Thor" Hemsworth), seine hübsche, extrovertierte Freundin Jules, Curts guten, unter Genieverdacht stehenden Kumpel Marty, Jules‘ etwas schüchterne beste Freundin Dana sowie den ewig bekifften Freak Holden. Schon bald nachdem sie bei der Hütte angekommen sind, stoßen sie auf einen Keller, in dem seltsame Artefakte aufbewahrt sind. Dana beginnt, in einem mehr als hundert Jahre alten Tagebuch zu schmökern. Und nachdem sie die letzten, lateinischen Zeilen laut vorgelesen hat, geht der Tanz los. Bis hierher scheint das Handlungsmuster aus altbekannten Horrorstreifen à la "Tanz der Teufel" übernommen worden zu sein. Doch dann kommt es plötzlich anders.

Dass dieser Film nicht den üblichen Genre-Konventionen folgen wird, deutet sich jedoch schon früher an. Denn sobald die Gruppe in die Nähe der Hütte kommt, wechselt ein Schnitt in ein unterirdisches Kontrollzentrum, wo zwei Techniker (Richard Jenkins und Bradley Whitford) die Aktionen der Studenten nicht nur an mehreren Monitoren verfolgen, sondern sie sogar manipulieren. Doch welchem Zweck das dient, wird erst am Ende klar.

"The Cabin in the Woods" ist die Pop-Version eines Gruselfilms. Alle paar Minuten wechselt er die Genres, wirft fröhlich alles an Figuren, Motiven, Zitaten in einen großen Zaubertopf, rührt kräftig um und beschwört dabei die Götter des Horrorfilms, von George A. Romero über Tobe Hooper, Sam Raimi und Clive Barker bis hin zu Stephen Norrington, Neil Marshall oder auch Joss Whedon. Der hat übrigens zusammen mit Drew Goddard ("Alias", "Lost") das Drehbuch geschrieben und den Film auch produziert. Dass er dabei einige Verweise auf seine Erfolgsserie "Buffy" eingebaut hat, nimmt man ihm nicht krumm.

Das Ergebnis macht Spaß und ist an einigen Stellen auch recht effektiv. Für einen Film, der so fröhlich und leicht über die Genregrenzen springt, ist er allerdings zu blutig und teilweise auch zu zynisch geraten, der Tonfall will nicht recht zu den Bildern passen. Auch die Handlung, die sich um plausible Erklärungen keinen Deut schert und immer dann, wenn sie in eine Sackgasse geraten ist, einfach eine weitere Geheimtür öffnet, würde sich mit einer Horrorkomödie besser vertragen. Aber sei’s drum. "The Cabin in the Woods" ist originell und mit viel Liebe und wehmütigen Erinnerungen an gruselige Kinoerlebnisse inszeniert. Und das ist doch immerhin etwas.

"The Cabin in the Woods" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 18 Mai 2014 23:48

Die 75 coolsten Charaktere in Filmen über die Prohibitionszeit

Geschrieben am Montag 03 September 2012 um 0:51 von Roland Freist

Ein schöner Supercut mit Filmen über die Prohibitionszeit in den 20er und 30er Jahren, zusammengestellt von Jason Bailey und präsentiert auf Flavorwire, wo es auch eine Liste der verwendeten Filme gibt. Die Musik ist von Outkast und heißt "PJ & Rooster".

« August 2012 | Zurück nach oben | Oktober 2012 »