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Archiv vom September 2010

Joaquin Phoenix ist wieder da

Geschrieben am Sonntag 26 September 2010 um 18:05 von Roland Freist

Am 11. Februar 2009, wenige Wochen vor der Oscar-Verleihung, hatte der amerikanische Talkmaster David Letterman den Schauspieler Joaquin Phoenix zu Gast. Phoenix war einem größeren Publikum bekannt geworden als römischer Kaiser Commodus in Ridley Scotts Sandalenfilm "Gladiator", die Rolle brachte ihm eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ein. 2005 bekam er für seine Rolle als Johnny Cash in "Walk the Line" seine zweite Oscar-Nominierung, diesmal als bester Hauptdarsteller.

Wenn Letterman gewusst hätte, was an diesem Abend auf ihn zukam, hätte er Joaquin Phoenix wohl nicht eingeladen. Denn anstatt eines gutaussehenden, intelligenten Schauspielers erschien ein Freak mit zotteligem Vollbart, langen, verfilzten Haaren und Sonnenbrille, der nicht nur unablässig Kaugummi kaute (und es schließlich sogar an Lettermans Schreibtisch klebte), sondern ganz offensichtlich unter Drogeneinfluss stand. Entsprechend mühsam gestaltete sich das Interview: Phoenix wirkte nervös, war einsilbig, antwortete immer wieder nur mit "I don't know" und machte dem Talkmaster so das Leben schwer. Der amüsierte sich zum einen, wurde jedoch im Verlauf des Gesprächs auch immer sarkastischer. Hier das vollständige Interview:

Dieser bizarre Auftritt erregte in den USA großes Aufsehen. Am 7. März 2010 verteilte die Academy of Motion Picture Arts and Sciences zum 81. Mal die Oscar-Statuen. Während dieser Veranstaltung parodierte Ben Stiller zur großen Freude des Publikums den neuen, haarigen Joaquin Phoenix:

Am 10. September dieses Jahres kam dann in den USA der Dokumentarfilm "I'm still here" in die Kinos. Regisseur Casey Affleck (der jüngere Bruder von Ben) zeigt darin die Entwicklung von Joaquin Phoenix von einem erfolgreichen Schauspieler zu einem Drogen- und Alkoholwrack. Geplagt von Selbstzweifeln, beschließt Phoenix, die Schauspielerei an den Nagel zu hängen. Am Schluss des Films beginnt er eine neue Karriere als Rapper.

Dieses neue Bild von Joaquin Phoenix wirkte umso glaubwürdiger, da sein älterer Bruder River, ebenfalls Schauspieler (er spielte zum Beispiel den jungen Indiana Jones in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug"), einige Jahre zuvor an einer Überdosis Heroin gestorben war, und zwar tatsächlich in den Armen von Joaquin. Keiner wollte es laut aussprechen, doch jeder hatte es im Hinterkopf: Joaquin schien sich in die gleiche Richtug zu entwickeln wie sein Bruder. Hier der englische Trailer zu "I'm still here":

Doch von Anfang an kam einigen Filmkritikern die Dokumentation etwas zu perfekt vor. Affleck hatte einfach zu viele eindrucksvollle Nahaufnahmen von Phoenix eingefangen, etwa wie er sich mitten auf der Straße übergab oder plötzlich ohne Grund ausflippte. Andere Kritiker hingegen sahen die Film als überzeugendes Dokument eines psychischen Zusammenbruchs.

Am Wochenende nach dem Filmstart erklärte dann Casey Affleck in einem Interview, der ganze Film sei ein Fake. "I'm still here" zeige die fiktive Geschichte eines Schauspielers, der eine psychische Krise durchleide. Joaquin Phoenix aber gehe es gut.

Es stellte sich heraus, dass Ben Stiller und Natalie Portman in die Geschichte eingeweiht waren, genauso wie die Familie und einige der engsten Freunde von Phoenix. Doch in der Öffentlichkeit spielte Phoenix über Monate hinweg den alkohol- und drogenkranken Ex-Schauspieler, der die Orientierung verloren hatte. Dass dies nur eine Rolle war, wusste David Letterman nicht. Der Auftriff von Joaquin Phoenix in der Show war reine Schauspielkunst. Fünf Minuten aus diesem denkwürdigen Interview fanden daher auch den Weg in "I'm still here". Als schließlich vor einigen Tagen die Wahrheit bekannt wurde, lud Letterman Joaquin Phoenix erneut in seine Show ein. Diesmal, am 22. September, erschien der Schauspieler wieder wie man ihn kannte, nüchtern, rasiert und mit kurzen Haaren:

Einige Filmkritiker, darunter der einflussreiche Roger Ebert, fordern mittlerweile einen Oscar für Phoenix. "I'm still here" dagegen wird allgemein nur als ein eher mittelmäßiger Film eingestuft.

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 16:48

Filmkritik: "The Town"

Geschrieben am Donnerstag 23 September 2010 um 15:26 von Roland Freist

Vorstadtgangster

Inhaber von Handwerksbetrieben sind oft stolz darauf, ihren Beruf in der x-ten Generation auszuüben. Der Sohn bekommt seine Ausbildung durch den Vater, der wiederum bei seinem Großvater gelernt hat. Alte Traditionen, Tricks, Kniffe und Geheimnisse werden von einer Generation auf die nächste weitergegeben. Zwar unterläuft jeder Beruf im Laufe der Zeit gewissen Änderungen, die die Menschen zwingen, sich in der ein oder anderen Form anzupassen. Doch die Grundregeln bleiben immer gleich.

Ben Affleck zeigt in seinem zweiten Film als Regisseur (der erste war der hochgelobte "Gone Baby Gone") eine Welt, in der eben das geschieht: Ein Handwerk wird von den Vätern auf die Söhne vererbt. Doch es handelt sich nicht um einen der üblichen Ausbildungsberufe, es geht um Bankraub.

Der Titel "The Town" spielt an auf den Schauplatz des Films, das Viertel Charlestown in Boston, wo es angeblich eine besonders hohe Konzentration von berufsmäßigen Bankräubern gibt. Gezeigt wird das Leben einer kleinen Gruppe, die, angeführt von Doug MacRay (gespielt von Ben Affleck selbst), eben diesen Beruf ausübt. Sie gehen dabei mit äußerster Entschlossenheit und Professionalität vor. Gleich am Anfang kann man sie bei einem dieser Überfälle beobachten: Doug und seine Freunde sind maskiert, achten darauf, keine DNS-Spuren zu hinterlassen, zerstören die Festplatten des Überwachungssystems und haben sogar die nicht beeinflussbare Zeitverzögerung beim Öffnen des Tresors in ihren Plan eingebaut. Sie kennen alle Tricks ihres Berufs und bilden sich gleichzeitig weiter – Doug erzählt an einer Stelle, dass er sich regelmäßig "CSI", "CSI: Miami", "CSI: New York" und "Bones" anschaut.

Als Profis achten sie darauf, dass sie niemanden verletzen, geschweige denn töten. Denn so können sie davon ausgehen, dass die Ermittlungen der Polizei bereits nach wenigen Tagen reduziert und sie kaum noch verfolgt werden. War schließlich nur ein Bankraub. Doch dann nimmt James Coughlin (Jeremy Renner, "The Hurt Locker"), ein Mitglied der Gruppe, in einem unüberlegten Moment bei einem Banküberfall eine Frau als Geisel. Zwar wird sie während der Flucht nach wenigen Kilometern unverletzt wieder freigelassen. Doch ein Tabu ist gebrochen, jetzt kümmert sich das FBI um den Fall.

Doug hat der Frau ihren Führerschein abgenommen. So erfährt die Gruppe, dass sie Claire Keesey (Rebecca Hall) heißt und ebenfalls in Charlestown wohnt. Doug will wissen, ob sie ihn auf der Straße erkennen würde, und arrangiert ein zufälliges Treffen in einem Waschsalon. Doch ohne Maske ist er ein Fremder für Claire. Dieser Fremde jedoch gefällt ihr, und die beiden beginnen eine Affäre. Wie man jedoch aus ähnlich gelagerten Filmen wie etwa "Heat" weiß, stehen Liebesbeziehungen der Arbeit von Kriminellen grundsätzlich im Wege. So auch hier. Trotzdem fällt der Schluss des Films anders aus als man es normalerweise erwartet hätte.

"The Town" gibt sich große Mühe, ein Bostoner Milieu und seine Bewohner zu beschreiben. Er wirbt um Verständnis für Menschen, die seit Generationen vom Verbrechen leben. Das gelingt ihm recht gut. Der Zuschauer steht vom ersten bis zum letzten Frame auf Seiten der Gangster, fiebert mit, wenn sie Gefahr laufen, entdeckt zu werden, und ist sogar bei den Schießereien mit der Polizei auf ihrer Seite.

Trotzdem stimmt irgendetwas nicht. Zwar weiß Ben Affleck, was das Publikum von einem Bankräuber-Film erwarten, und das gibt er ihm auch: Gangster, die sich hinter bizarren Karnevalsmasken verstecken, technisch perfekt ausgeführte Raubzüge, wilde Verfolgungsjagden durch verwinkelte Altstadtstraßen, Feuergefechte mit automatischen Waffen, eine romantische Liebesgeschichte … alles da. Doch die einzelnen Teile wollen nicht so recht zusammenpassen. Die Maschinenpistolen wirken in den Händen dieser Vorstadtgangster wie Fremdkörper, Ben Affleck sieht nicht aus wie ein Bankräuber, und der technische und logistische Aufwand bei den Überfällen steht in keinem Verhältnis zu den erbeuteten Geldsummen. Der Film ist insgesamt nicht schlecht, aber es fehlt der glättende Schliff, der alles zusammengefügt hätte.

"The Town" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:31

Filmkritik: "The American"

Geschrieben am Dienstag 21 September 2010 um 11:44 von Roland Freist

Die Psychologie des Auftragskillers

"The American" ist ein Krimi, die Geschichte eines Killers, der in den Abruzzen seinen letzten Job erledigt. Wichtiger jedoch, und essentiell für die Spannung des Films, ist die Psychologie. Der niederländische Regisseur Anton Corbijn zeigt uns einen Mann, einen eiskalten Profi, an dessen zunächst nahezu unbeweglichem Gesicht man im Verlauf des Geschehens immer deutlicher ablesen kann, was tatsächlich in ihm vorgeht.

Dieser Mann heißt Jack oder vielleicht auch Edward – seinen richtigen Namen erfährt man nicht. Er wird gespielt von George Clooney, der hier eine der besten Performances seiner Karriere abliefert. Zu Beginn sieht man Jack/Edward mit seiner Freundin in einer verschneiten schwedischen Hütte. Sie werden von zwei Killern aufgestöbert. Jack/Edward erschießt sie und anschließend auch die Freundin. Wir verstehen: Als Zeugin war sie ein zu großes Risiko. Jack flieht nach Italien in ein abgelegenes Dorf in den Abruzzen. Dort bekommt er seinen nächsten Auftrag: Er soll für eine Attentäterin ein spezielles Scharfschützengewehr konstruieren.

Der Film spielt fast ausschließlich in diesem Dorf. Er zeigt den Alltag von Jack/Edward. Er redet nicht viel und nur mit wenigen Menschen. Der Pfarrer des Dorfes nimmt Kontakt zu ihm auf, er ist neugierig und ahnt auch, dass Jack/Edward nicht ganz koscher ist. Der besorgt sich derweil bei einem Mechaniker ein paar Metallteile und baut das Gewehr zusammen. Seine Kundin kommt, eine schöne, junge Frau. Sie sprechen nur das Notwendigste miteinander, es gibt kaum vollständige Sätze, lediglich technische Details. Nur als sie das Gewehr zum ersten Mal ausprobiert, spürt man die Anspannung der beiden. Es sind Profikiller, die sich belauern. Kann es sein, dass diese Waffe nur ein Vorwand ist und einer den anderen umbringen soll?

Jack/Edward will keine emotionalen Bindungen eingehen. Einmal pro Woche geht er in ein Bordell und besucht dort eine Prostituierte. Sie heißt Clara (Violante Placido), und dieser geheimnisvolle Amerikaner beginnt ihr zu gefallen. Es gelingt ihr, Jack/Edward zu einer öffentlichen Verabredung zu überreden. Er bleibt nach wie vor misstrauisch, doch nach und nach beginnt seine Maske zu bröckeln. Darunter kommt ein Mann voller Einsamkeit, Ängsten und Paranoia zum Vorschein. Er hat Alpträume, wacht nachts schweißgebadet auf. Und Jack/Edward beschließt auszusteigen.

"The American" ist ein Film, der nur auf der großen Leinwand funktioniert. Nur hier kann man die anfangs kaum sichtbaren Gemütsregungen des Killers erkennen, die Angst in seinen Augen, ein kaum sichtbares Zucken im Gesicht. Die Kamera bleibt die meiste Zeit dicht an den Protagonisten dran und studiert ihre Gesichter in Großaufnahmen. Ansonsten werden die Figuren immer wieder vor der einsamen Bergwelt der Abruzzen gezeigt, was das Gefühl der Einsamkeit und Isolation noch verstärkt. Und obwohl einem die Gedankengänge eines professionellen Mörders fremd sind, wird man doch mehr und mehr angesteckt von seiner Paranoia. Als an einer Stelle ein Geräusch ertönte, das sich anhörte wie ein Schuss, zuckte das gesamte Kinopublikum gemeinsam mit George Clooney zusammen. "The American" ist ein gut gemachter, psychologischer Thriller in der Tradition der französischen schwarzen Serie. Es gibt nur wenig Action, und es sind auch keine Rätsel zu lösen. Der eigentliche Film spielt sich im Kopf ab.

"The American" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:32

Die besten Pixar-Kurzfilme

Geschrieben am Sonntag 19 September 2010 um 16:34 von Roland Freist

Die Firma Pixar hat seit Mitte der 90er Jahre die Trickfilm-Branche revolutioniert und mit dreidimensionalen, komplett am Computer animierten Spielfilmen ein neues Format geschaffen. Dabei war das Unternehmen ursprünglich auf die Entwicklung von Rechnern und Software (RenderMan, heute quasi der Industriestandard für Computer-Animationen) für Computer-Design spezialisiert. Die Spielfilm-Abteilung fristete zunächst nur ein Schattendasein.

Das änderte sich erst, als 1986 Apple-Gründer Steve Jobs Pixar für zehn Millionen Dollar kaufte und die Firma ab 1991 eine Kooperation mit Disney einging. 1995 erschien dann mit "Toy Story" der erste abendfüllende Spielfilm von Pixar/Disney. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

Steve Jobs verdankt sein Milliarden-Vermögen übrigens in erster Linie Pixar, das eine Woche nach dem Start von "Toy Story" einen sehr erfolgreichen Börsengang hinlegte. Seitdem Disney Anfang 2006 Pixar für 7,4 Milliarden Dollar übernommen hat, ist Jobs größter Einzelaktionär des Unterhaltungskonzerns.

Pixar begann unter der Regie von John Lasseter mit Kurzfilmen und setzte diese Tradition auch noch dann fort, als die Spielfilme bereits Kassenschlager waren. Ich habe im Folgenden einige der besten und schönsten darunter ausgewählt. "Luxo Jr", die Geschichte der ballspielenden Schreibtischlampe, war der erste unter dem Namen Pixar veröffentlichte Film. Bis heute taucht die Lampe im Filmvorspann der Firma auf:

"Knick knack", der Film über den verliebten Schneekugel-Schneemann, ist einfach eine wunderbare Idee. Hier die neuere Fassung mit der Dance-Version von "Somebody to love" als Soundtrack:

"For the Birds" ("Spatzenbande") ist mein absoluter Favorit unter den Pixar-Filmen. Idee und Ausführung sind einfach perfekt:

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 16:44

Amerikanische Schauspieler in japanischen Werbespots, Nachtrag

Geschrieben am Sonntag 19 September 2010 um 15:06 von Roland Freist

Hier kommt eine Zusammenstellung von sämtlichen Werbespots, die Arnold Schwarzenegger in Japan gedreht hat:

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 18:15

Amerikanische Schauspieler in japanischen Werbespots

Geschrieben am Mittwoch 08 September 2010 um 17:00 von Roland Freist

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Sylvester Stallone macht Werbung für japanische Bockwürste:

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Nicholas Cage macht Werbung für einen Hersteller von Spielautomaten:

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Sean Connery macht Werbung für Joghurt (ok, Connery ist Schotte):

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John Travolta macht Werbung für einen Softdrink:

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Auch Michael J. Fox macht Werbung für einen Softdrink:

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Selbst Arnold Schwarzenegger findet japanische Softdrinks gut:

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Dennis Hopper macht Werbung für eine Pharmafirma:

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Und Paul Newman macht Werbung für Instant-Kaffee:

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 18:12

Filmkritik: "Duell der Magier"

Geschrieben am Montag 06 September 2010 um 11:28 von Roland Freist

Leider nicht zauberhaft

Mich würde wirklich interessieren, wie der Verleih auf den Titel "Duell der Magier" kam. Denn es geht zum einen nicht um ein Duell – wenn ich richtig mitgezählt habe, bekriegen sich im neuen Disney-Film insgesamt drei Magier und eine Hexe, dazu kommen dann auch noch zwei Lehrlinge. Zum anderen führt der Titel auf die falsche Fährte. Denn tatsächlich geht es um die Ausbildung eines auf den ersten Blick durchschnittlichen Teenagers zu einem mächtigen Zauberer. In den USA hieß der Film folgerichtig "The Sorcerer’s Apprentice", also "Der Zauberlehrling". Damit spielt er an auf die gleichnamige Goethe-Ballade und gleichzeitig auf einen berühmt gewordenen Ausschnitt aus Disneys Film "Fantasia", in dem Micky Maus als Zauberlehrling die Besen zum Tanzen bringt. Ich hatte das schon hier einmal in meinem Blog erzählt. Vielleicht hatte der Verleih Angst, dass beim Name Goethe das angepeilte Publikum schwere Kost vermuten und vom Kinobesuch absehen würde.

Denn "Duell der Magier" richtet sich in erster Linie an Jugendliche im Alter von etwa zehn bis 20 Jahren. Sie finden in der Hauptperson, einem Jungen namens Dave (Jay Baruchel), die ideale Identifikationsfigur. Dave ist zu Beginn des Films zehn Jahre alt. Durch eine Reihe von Zufällen gerät er in einen seltsamen Antiquitätenladen, geführt von Balthazar Blake (Nicolas Cage). Blake ist, wie sich später herausstellt, ein ehemaliger Schüler von Merlin und hat vor Hunderten von Jahren einen zweiten, bösen Zauberlehrling (Maxim Horvath, gespielt von Alfred Molina) sowie die Hexe Morgana Le Fey in einem verheerenden Krieg besiegt und in eine Art Matrjoschka gesperrt, wo sie wie russische Puppen ineinander liegen. Blake erkennt in Dave seinen eigenen, lange gesuchten Zauberlehrling und stattet ihn umgehend mit dem benötigten magischen Ring aus. Durch einen weiteren dummen Zufall wird Horvath von Dave befreit und kann von Blake nur mit Mühe in eine chinesische Urne gestopft werden. Das klappt allerdings nur, weil auch Blake mit in die Urne geht.

Zehn Jahre später. Dave ist nun 20 Jahre alt, was die älteren Jugendlichen im Publikum freuen wird, die nun ebenfalls eine Identifikationsfigur geboten bekommen. Er hat sich zu einem Nerd entwickelt, der sich an der Uni mit Molekular-Physik befasst und in einem verstaubten Keller Experimente mit Teslaspulen durchführt. Zur gleichen Zeit gelingt es Horvath, sich aus der Urne zu befreien. Er macht sich sofort auf die Suche nach dem Gefäß mit Morgana Le Fey. Der ebenfalls in die Freiheit entkommene Balthazar Blake muss zunächst Dave beistehen, der die Matrjoschka mit der Hexe zuletzt in den Händen hielt und daher von Horvath aufgesucht wird. Als dieser Angriff abgewehrt ist, macht er ihn zu seinem Zauberlehrling.

Der Rest des Films ist Routine, das Ende vorhersehbar. Langeweile kommt allerdings trotzdem nicht auf, dazu sind die Zutaten einfach zu perfekt. Licht, Kamera, Ausstattung und nicht zuletzt der Rhythmus des Films sind professionelles, gut gemachtes Handwerk. Bei der Wahl der Schauspieler bin ich allerdings etwas skeptisch. Es gibt Rollen, die kann nur Nicolas Cage spielen. Diese hier gehört nicht dazu. Die für Cage typische Mischung aus Wahnsinn und Melancholie passt einfach nicht zu einem Jahrhunderte alten Zauberer. Trotzdem zieht er sich achtbar aus der Affäre und meistert sogar die oftmals platten Dialoge. Auch Jay Baruchel, der mit seiner Tolle aussieht wie der junge John Travolta, ist in meinen Augen nicht die Idealbesetzung für seine Rolle. Alfred Molina allerdings gibt den perfekten Disney-Bösewicht ab. Er hat sich für die Rolle eine leicht altmodische Gestik zugelegt und kann sein Gegenüber mit seinen kohlenschwarzen Augen regelrecht durchbohren.

"Duell der Magier" ist reines Popcorn-Kino, schnell verschlungen, mit wenig Nährwert, und schon bald wieder vergessen. Der Film ist nicht schlecht gemacht, die Atmosphäre stimmt, und die CGI-Effekte sind sorgfältig inszeniert, aber nicht aufdringlich. Auch eine Teenager-Lovestory fehlt nicht. Das Mädchen hat lange, blonde Haare und sehr blaue Augen, und natürlich verliebt es sich zum Schluss in Dave. Es gibt sogar einige witzige Ideen, etwa wenn Blake und Dave durch einen Spiegel fahren und in einem Paralleluniversum landen, in dem die Beschriftungen sämtlicher Straßenschilder und Werbeplakate spiegelverkehrt sind. Jugendliche werden das Kino vermutlich zufrieden verlassen. Bei älteren Zuschauern könnte der Film jedoch eine gewisse Leere hinterlassen.

"Duell der Magier" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:32

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