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Archiv vom Juni 2013

Filmkritik: "After Earth"

Geschrieben am Freitag 07 Juni 2013 um 23:29 von Roland Freist

Wenn der Vater mit dem Sohne

Nach "Oblivion" kommt mit "After Earth" in diesem Jahr bereits der zweite Film in die Kinos, in dem die Menschheit die verwüstete Erde verlassen und sich auf einem anderen Planeten angesiedelt hat, der dieses Mal Nova Prime heißt. Dort mussten allerdings zunächst die Ureinwohner vertrieben werden, die für den Kampf gegen die Menschen Ursas gezüchtet hatten, angriffslustige Tiere von der Gestalt eines überdimensionalen Nacktmulls. Sie sind komplett blind, können jedoch die Pheromone riechen, die die Menschen bei Angstzuständen absondern. Wie sie sich fortbewegen, ohne ständig gegen einen Felsen oder Baum zu knallen, erfahren wir leider nicht.

Die Ursas sind natürlich nutzlos gegen Feinde, die in ihrer Gegenwart keine Angst empfinden und daher auch keine speziellen Gerüche abgeben. Die können mit ihnen sozusagen Blinde Kuh spielen und sie dann fachmännisch erlegen. Das erledigen die Ranger, die sich dazu eines Schwerts mit zwei Klingen bedienen, das sie handhaben wie Darth Maul sein Lichtschwert. Wieder einmal fragt man sich, was eigentlich aus den guten, alten, großkalibrigen Schusswaffen geworden ist. Aber egal.

Auch Cypher Raige (Will Smith) ist ein Ranger, sogar im Rang eines Generals. Eines Tages nimmt er seinen Sohn Kitai (Jaden Smith, auch im wirklichen Leben der Sohn von Will) auf einen Flug zu einem anderen Planeten mit. Das Raumschiff wird jedoch beschädigt, rettet sich in letzter Sekunde in ein Wurmloch, das, man hatte es geahnt, ausgerechnet in der Nähe der menschenverlassenen Erde endet. Beim Absturz bricht der Flieger in zwei Teile, außer Vater und Sohn Raige überlebt niemand das Unglück. Beziehungsweise einer doch: Eingesperrt in eine Transportkiste war auch ein Ursa an Bord, der nun nach dem Aufprall geflohen ist.

Vater Raige hat sich beide Beine gebrochen, außerdem ist das Funkgerät kaputt. Im Heck des Raumschiffs befindet sich ein zweites, bis zur Absturzstelle sind es jedoch rund 100 Kilometer. Also muss sich Kitai dorthin auf den Weg machen, angeleitet von Cypher, der mit ihm über eine Art Bildtelefon verbunden ist und ihm sowohl die Richtung vorgibt wie auch Anweisungen für den Notfall durchsagt.

Die Erde hat sich seit dem Abgang der Menschen deutlich verändert. Die Tiere sind mutiert, es gibt nun Adler mit Flügelspannweiten wie ein Gleitschirm und Raubkatzen, die aussehen wie eine Mischung aus Leoparden und Löwen. Und obwohl der Boden von einem dichten, subtropischen Dschungel überwuchert ist, wird es nachts so kalt, dass akute Erfrierungsgefahr besteht. Außerdem ist der Sauerstoffgehalt der Luft so gering, dass die Menschen nur mit Hilfsmitteln überleben können.

Während sich Kitai zum Flugzeugheck mit dem rettenden Funkgerät durchkämpft und sich dabei immer weiter von Raige entfernt, entwickelt der Film eine Vater-Sohn-Geschichte. Kitai hat kurz vor dem Abflug die Aufnahmeprüfung für die Ranger nicht geschafft, außerdem gibt er sich die Schuld am Tod seiner Schwester, die von einem Ursa getötet wurde, während er sich versteckt hatte. Er will und muss sich nun beweisen, und erkennt, dass man manchmal auch gegen einen ausdrücklichen Befehl seinen eigenen Weg gehen muss. Nur so kann er letztlich seinen Vater retten. Und dann ist da natürlich noch die Sache mit dem Ursa, der Angst riechen kann und nur ohne Furcht besiegt werden kann. Mit anderen Worten: "After Earth" strotzt nur so vor altbackenen Lebensweisheiten und erinnert mit der klischeehaften Vater-Sohn-Beziehung an muffige 50er-Jahre-Ratgeberliteratur.

Die Story stammt von Will Smith, der auch das Geld für die Produktion beisteuerte, gedreht hat M. Night Shyamalan, der seit dem Erfolg von "The Sixth Sense" keinen guten Film mehr zustande gebracht hat. Mit seiner Neigung, sein Publikum mit Geschichten in Form von Gleichnissen von oben herab zu belehren (siehe "The Happening" und, ganz besonders schlimm, "The Village"), ist er genau der richtige Mann für diesen Film. Dass angesichts des Erziehungsanspruchs von "After Earth" und einiger inhaltlicher Parallelen (Überwinde die Angst!) der Vorwurf einer Nähe zu Scientology geäußert wurde, ist nur allzu verständlich, wenngleich die Lehre der Sekte in eine ganz andere Richtung zielt. Die Übereinstimmungen dürften eher Zufall sein.

Will Smith macht seine Sache wie immer gut, er kann sich auf seine natürliche Ausstrahlung verlassen und gibt einen überzeugenden Offizier und Vater ab. Jaden Smith ist noch jung, im Sommer wird er gerade einmal 15, und er wird noch besser werden. Vor allem wünscht man ihm, dass er die für sein Alter sehr stark ausgeprägten Dackelfalten wieder glätten kann.

"After Earth" nervt mit seinem penetranten pädagogischen Anspruch und ist in seinen Effekten deutlich schlechter als der anfangs bereits genannte "Oblivion". Es gibt eine Szene, in der die Beleuchtung so künstlich und studio-like ausfällt wie in einer deutschen Telenovela à la "Verbotene Liebe". Doch immerhin stimmen Schnitt und Erzähltempo, so dass die Langeweile niemals so quälend wird, dass man nur noch raus will aus dem Kino.

"After Earth" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 09 Juni 2013 16:10

We can dance

Geschrieben am Mittwoch 05 Juni 2013 um 17:46 von Roland Freist

Ein Mashup mit Tanzszenen aus Hollywood-Filmen im Stil eines Musikvideos, mit viel Gespür für Rhythmus und den richtigen Schnitt. Die Auswahl ist allerdings etwas unbefriedigend: Es ist keine einzige Szene mit Fred Astaire dabei (unverzeihlich), wie überhaupt die großen Musicals aus den 30er, 40er und 50er Jahren deutlich zu kurz kommen. Der Autor Robert Jones hat allerdings bereits weitere Videos angekündigt. Bis dahin kann man sich beispielsweise Rita Hayworth anschauen, wie sie zu "Stayin' alive" tanzt.

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