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Archiv vom Februar 2016

Filmkritik: "Spotlight"

Geschrieben am Sonntag 28 Februar 2016 um 22:31 von Roland Freist

Im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit

Unter den Filmen über herausragende Beispiele journalistischer Arbeit ist "Die Unbestechlichen" immer noch das Maß aller Dinge. Der Film über Carl Bernstein und Bob Woodward, gespielt von Dustin Hoffman und Robert Redford, die den Watergate-Skandal aufdeckten und damit Richard Nixon zu Fall brachten, ist bis heute das große Vorbild für die filmische Umsetzung einer investigativen Recherche. Das gilt auch für "Spotlight": Der Film von Regisseur Tom McCarthy übernimmt zahlreiche Stilmittel von "Die Unbestechlichen", ergänzt sie jedoch um etliche emotionale Elemente, die man bei dem Watergate-Film mit der Lupe suchen musste. Dass "Spotlight" erheblich stärker auf das Gefühlsleben der Zuschauer abzielt, ist allerdings auch kein Wunder, denn es geht nicht um hohe Politik, sondern um ein komplett andersgeartetes Thema, nämlich die über Jahrzehnte hinweg vertuschte Misshandlung von Kindern durch Priester der katholischen Kirche.

Der Schauplatz ist zum Großteil die Redaktion des Boston Globe, eine der großen und angesehensten Tageszeitungen der USA. Sie leistet sich seit 1970 eine Investigativ-Abteilung namens Spotlight, bestehend aus vier Redakteuren: dem Chef Walter "Robby" Robinson (Michael Keaton) und den drei Journalisten Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams), Mike Rezendes (Mark Ruffalo) und Matt Carroll (Brian d’Arcy James). Es ist das Jahr 2001. Die Lokalredaktion hat gerade über einen Bostoner Priester berichtet, der im Verdacht steht, 80 Jugendliche missbraucht zu haben. Normalerweise hätte der Globe das als Einzelfall abgetan und nicht weiter nachverfolgt, geschweige denn, dass sich das Spotlight-Team darum gekümmert hätte. Doch der neue Herausgeber Marty Baron (Liev Schreiber) vermutet hinter der Meldung eine größere Geschichte, und zusammen mit Chefredakteur Ben Bradlee (John Slattery, "Mad Men") setzt er das Team darauf an.

In den kommenden Monaten recherchieren die Journalisten eine Geschichte von jahrzehntelangem Missbrauch und Vertuschung durch höchste Kirchenkreise. Die alteingesessene Bostoner Bevölkerung ist zum größten Teil irisch-katholisch, bei jedem Schritt stoßen die Redakteure auf Widerstand. Es ist nicht so, dass die Kirchenoberen selbst ihnen Steine in den Weg legen würden. Doch ihr Einfluss reicht in Boston bis in jedes Amt, jedes Gericht und jedes Archiv, das Akten zu den Fällen vorhält. Und die Kirche hat alles getan, um die Fälle unter den Tisch zu kehren und die pädophilen Priester zu schützen.

Die wichtigste Aussage von "Spotlight" ist, dass wichtiger als die Bestrafung der Einzeltäter die Aufdeckung des dahinterstehenden Systems ist. Nur so lässt sich der Missbrauch dauerhaft beenden, erklärt Marty Baron der Redaktion und untersagt eine Veröffentlichung des Falls bevor nicht die Mitwisserschaft der Kirchenspitze nachgewiesen ist.

"Spotlight" ist eine 128 Minuten lange Lehrstunde in unabhängigem Journalismus. Mehrfach kommt es zu Gesprächen mit Vertretern der Kirche, mit katholischen Richtern oder Kirchenanwälten, die allesamt versuchen, den Ermittlungseifer des Boston Globe zu bremsen und den Redakteuren Informationen vorzuenthalten. Auf der anderen Seite sieht man das Spotlight-Team immer wieder mit den Betroffenen reden, mit den Opfern, die ihnen von den psychischen Verletzungen erzählen, die ihnen die Priester im Kindesalter zugefügt haben. Und es wird deutlich, dass auch der Boston Globe Schuld auf sich geladen hat, da er die Hinweise von Opfern und Rechtsanwälten jahrelang ignoriert hat.

Der Film ist toll gespielt, das Ensemble ein All-Star-Team. Um das Namedropping zu Ende zu führen, seien auch noch Stanley Tucci ("Die Tribute von Panem") als Opferanwalt und Billy Crudup ("Almost Famous") als von der Kirche bestellter Vermittler erwähnt. Aus dieser durchweg guten Darstellerriege ragen vor allem Michael Keaton und Mark Ruffalo heraus. Keaton erlebt seit seinem Auftritt in "Birdman" ein spätes, verdientes Comeback. Er ist großartig als der nüchtern denkende, durch kaum etwas zu beeindruckende Profijournalist. Ruffalo dagegen gibt sehr beeindruckend den ungestümen und emotionalen Rechercheur. Liev Schreiber und Rachel McAdams nehmen sich stark zurück und wirken dadurch nur umso beeindruckender in ihren Rollen.

Zum Ende drückt "Spotlight" etwas mehr auf die Tränendrüse als es notwendig gewesen wäre. Doch auf der anderen Seite lässt das Thema des Films auch keine rein distanzierte Betrachtungsweise zu. Und die emotionalen Momente tun ihm gut, machen ihn vielleicht sogar noch etwas besser als "Die Unbestechlichen". Großes Hollywood-Kino ist er allemal.

"Spotlight" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Nachtrag: Aus Anlass des Films hat der Boston Globe einen kurzen Film zusammengestellt, in dem ehemalige Mitarbeiter des Spotlight-Teams zu Wort kommen und die damaligen Ereignisse sowie die Wirkung ihrer Berichterstattung aus ihrer Sicht schildern:

Bearbeitet: Montag 29 Februar 2016 14:48

Filmkritik: "Hail, Caesar!"

Geschrieben am Donnerstag 25 Februar 2016 um 11:28 von Roland Freist

Hollywood lässt grüßen

Die Coen-Brüder finden immer wieder Gefallen daran, eine bestimmte Szene oder Zeit wiederauferstehen zu lassen. In "Fargo" zeigten sie ihre Heimat, die Provinz des Mittleren Westens, was sie in "A Serious Man" mit einer Beschreibung der dortigen jüdischen Gemeinde fortsetzten. In "The Big Lebowski" ging es um die schillernde Szene und die Typen von Los Angeles und in "Inside Llewyn Davis" um die New Yorker Folkszene in den frühen 60er Jahren. Mit "Hail, Caesar!" führen sie diese Tradition fort und nehmen sich Hollywood in den 50er Jahren vor.

Die Parallelen zu "Big Lebowski" und "Inside Llewyn Davis" sind unübersehbar. Mit beiden Filmen teilt "Hail, Caesar!" den weitgehenden Verzicht auf eine tragende Story. Wie in "Big Lebowski" geht es um eine dilettantisch ausgeführte Entführung. Der große Hollywood-Star Baird Whitlock (George Clooney) spielt in einem typischen Sandalenfilm mit biblischen Motiven eine Figur, die verdächtig an Charlton Heston in einem Werk von Cecil B. DeMille erinnert. Als ihn eine Gruppe von kommunistischen Drehbuch-Autoren entführt und ein Lösegeld von 100.000 Dollar fordert, nimmt Studioboss Eddie Mannix (Josh Brolin) die Sache selbst in die Hand. Dabei gibt es noch so viele andere Sachen, um die er sich kümmern muss.

Mannix ist die Hauptperson der Geschichte, wir folgen ihm von einem Set und einem Meeting zum nächsten. Die gesamte Handlung umfasst gerade einmal 24 Stunden, der ständige Wechsel der Szenerien, Kostüme und Personen vermittelt einen Eindruck von dem Stress und der Hysterie in der Filmszene. In vielerlei Hinsicht erinnert der "Hail, Caesar!" an einen Bilderbogen aus jenen Jahren. Es ist alles mit drin, was die damaligen Filme ausmachte: ein toll choreographiertes Wasserballett wie aus einem Musical von Busby Berkeley mit einer dauerlächelnden Scarlett Johansson als Mittelpunkt, ein Gene-Kelly-Musical mit Männern in Matrosenanzügen und einem stepptanzenden Channing Tatum, ein Western mit einem jungen, gutaussehenden Cowboy (Alden Ehrenreich), dem die Schauspielkunst leider nicht in die Wiege gelegt wurde, sowie die bereits erwähnte Bibelverfilmung mit George Clooney als römischem Kriegsherren, auch er nicht gerade die hellste Kerze am Kronleuchter. Wer sich an diese Filme erinnert, wie es die Coen-Brüder zweifellos tun, für den ist "Hail, Caesar!" ein Riesenspaß. Für alle anderen gibt es einige witzige Szenen, etwa wenn Ralph Fiennes als feinsinniger britischer Regisseur Laurence Laurentz an seinem tumben Hauptdarsteller verzweifelt. Zwar sind diese verstreuten Gags nicht in der Lage, "Hail, Caesar!" zu einer großen Komödie zu machen. Doch das sind die Coen-Filme eigentlich nie. Ihr Humor animiert nicht zum Schenkelklopfen, sondern zielt eher auf ein Grinsen im Gesicht der Zuschauer ab.

Das jedoch konnten "Fargo" und "Big Lebowski" besser. "Hail, Caesar!" ist lustiger als "Inside Llewyn Davis", der stark von der dunklen, verrauchten Atmosphäre in den Folkkneipen im Greenwich Village und der melancholischen Musik geprägt war. Seine Stars, außer den bereits Erwähnten noch Tilda Swinton (in einer Doppelrolle), Frances McDormand oder Jonah Hill haben ganz offensichtlich Spaß an ihren Auftritten, sind jedoch alle nur wenige Minuten zu sehen. Hauptdarsteller Josh Brolin, einer der meistbeschäftigten Schauspieler der letzten Jahre, entwickelt seine Leinwandpräsenz erneut ein Stück weiter. Obwohl er immer sehr ruhig und mit viel Understatement agiert, wirkt er in allen seinen Rollen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, wie die nahezu perfekte Besetzung. Manchmal hat man den Eindruck, die Rollen passen sich an ihn an und nicht umgekehrt.

"Hail, Caesar!" ist keiner der großen Coen-Filme, dazu ist er zu sehr Reminiszenz und bietet zu wenig Originalität. Doch in der Rangfolge ihrer Werke nimmt er einen guten Mittelplatz ein.

"Hail, Caesar!" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Donnerstag 25 Februar 2016 11:54

Filmkritik: "Deadpool"

Geschrieben am Sonntag 14 Februar 2016 um 21:44 von Roland Freist

Held ja, Film ja, aber nicht super

Man kann’s ja mal versuchen. "Deadpool" ist der etwas andere Superheldenfilm, albern, geschmacklos, unmoralisch. Das muss nichts Schlechtes sein, im Gegenteil. Doch so, wie der Film umgesetzt wurde, ist er ein Schuss in den Ofen.

Die Handlung ist simpel. Wade Wilson (Ryan Reynolds), ein ehemaliges, hoch ausgezeichnetes Mitglied der Special Forces, führt ein einfaches, aber gutes Leben. Die meiste Zeit hängt er in einer Bar ab, die von seinem Freund Weasel (T. J. Miller) geführt wird, und er hat Morena Baccarin ("Homeland") als Freundin. Als bei ihm ein unheilbarer Krebs diagnostiziert wird, willigt er aus Verzweiflung in eine Behandlung ein, bei welcher der Körper schmerzhaften Foltern unterzogen wird, damit er, quasi als Gegenreaktion, mutiert und sowohl erweiterte Selbstheilungs- wie auch Superkräfte entwickelt. Das funktioniert auch, allerdings sieht Wade danach aus wie das Opfer einer Brandkatastrophe. Um das zu verbergen, zieht er sich ein Superheldenkostüm über, nennt sich fortan Deadpool und macht sich auf die Suche nach dem Arzt, der ihm das angetan hat.

Entlang dieses Erzählstrangs reiht sich eine Prügel- und Kampfszene an die andere. Allerdings bleibt es nicht bei fliegenden Fäusten, denn die meisten Gegner werden durch Kopfschüsse erledigt, oftmals wird ihnen auch gleich der gesamte Kopf abgehackt. Das Ganze wird begleitet von den sarkastischen Bemerkungen von Wade/Deadpool, wobei er sich einige Male von der Leinwand herab direkt ans Publikum wendet. Der Humor ist einfach und grobschlächtig, die meisten Witze drehen sich um Penisse und Sex. Dazu kommen noch einige Anspielungen auf andere Titel aus dem Marvel-Superhelden-Universum, die jedoch auch nicht besser gelungen sind. Insgesamt wirkt der Film so, als habe da jemand als Kind zu viele Bud-Spencer-Filme gesehen und versuche nun, die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf das Superhelden-Genre zu übertragen. "Deadpool" ist über weite Strecken die Sparversion eines Superheldenfilms, ein kleiner Ableger der X-Men-Reihe. Man kann’s ja mal versuchen.

Es gibt zwei positive Aspekte an "Deadpool": Zum einen gelingt es ihm in einigen Szenen tatsächlich, die physischen und psychischen Schmerzen der Hauptperson sichtbar zu machen. Und plötzlich wird unter dem ganzen Geblödele tatsächlich ein echter Charakter sichtbar. Das wiederum hängt eng mit dem zweiten positiven Aspekt zusammen, und der heißt Ryan Reynolds. Dass er ein guter Schauspieler ist, wusste man spätestens seit dem Ein-Personen-Stück "Buried". Hier gelingt es ihm, diesem Wade Wilson, von dem man absolut nichts erfährt und der einem entsprechend gleichgültig ist, zumindest ansatzweise eine glaubwürdige Persönlichkeit zu verleihen. Angesichts des schwachen Drehbuchs nötigt einem diese Leistung echten Respekt ab.

Vor rund zwei Jahren kam ein Film mit dem Titel "Guardians of the Galaxy" ins Kino, ebenfalls ein etwas anderer Superheldenfilm aus dem Hause Marvel. Auch er war in einigen Szenen etwas grob gestrickt und krankte insgesamt an einem Zuviel an Handlung. Verglichen mit "Deadpool" wirkt er im Rückblick jedoch wie ein fein ausbalanciertes Meisterwerk mit sorgfältig gezeichneten Charakteren und voll intelligentem Humor.

"Deadpool" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Montag 15 Februar 2016 15:24

Filmkritik: "The Hateful 8"

Geschrieben am Dienstag 02 Februar 2016 um 16:20 von Roland Freist

Zoff im Miederwarenladen

Der Western hat in den letzten Jahren ein kleines Comeback erlebt. Filme wie "True Grit" von den Coen-Brüdern oder "Three Burials" und "The Homesman" von Tommy Lee Jones zeugen davon, dass das Genre immer noch Fans hat, dass es Regisseure gibt, die Spaß daran haben, die Kino-Impressionen ihrer Jugend in einer modernen Form aufzuarbeiten. Nun hat sich auch Quentin Tarantino in diese Riege eingereiht. "The Hateful 8" ist der erste echte Western, den er gedreht hat. Denn der 2012 erschienene "Django Unchained" war dann doch eher ein Südstaaten- und Rassismusdrama.

Der Film ist zum größten Teil ein Kammerspiel: In Minnies Miederwarenladen, einer einsam gelegenen Blockhütte in den Bergen von Wyoming, suchen acht Männer Schutz vor dem nahenden Schneesturm: John Ruth (Kurt Russell), genannt "Der Henker", ist ein Kopfgeldjäger, der die intensiv gesuchte Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) an sich gekettet hat, um sie nach Red Rock zu bringen, wo eine Belohnung von 10.000 Dollar auf sie ausgesetzt ist. Unterwegs hat er Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson), ebenfalls ein Kopfgeldjäger, und den zukünftigen Sheriff von Red Rock aufgegabelt, einen Mann namens Chris Mannix (Walton Goggins). Dazu kommt noch der Kutscher O. B. (James Parks).

In der Hütte, die eher an eine Bar als an ein Fachgeschäft für Damenbekleidung erinnert, warten bereits Bob der Mexikaner (Demián Bichir), der vorgibt, die Ladeninhaber Minnie und Sweet Dave zu vertreten, Oswaldo Mobray (Tim Roth), der zukünftige Henker von Red Rock, der Cowboy Joe Gage (Michael Madsen) und der ehemalige Konföderierten-General Sanford "Sandy" Smithers (Bruce Dern). John Ruth, eindeutig das Alphatier unter den Anwesenden, beginnt die Lage zu erkunden, auch Marquis Warren ist voller Misstrauen. Die Männer beginnen sich zu unterhalten, es geht um den vor einigen Jahre beendeten Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten, um Abraham Lincoln und die Sklaverei. Mehr und mehr wird deutlich, dass hier etwas nicht stimmt und mindestens eine Person nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Doch wegen des Schneesturms müssen die hasserfüllten Acht voraussichtlich zwei oder drei Tage zusammen in Minnies Miederwarenladen ausharren.

Die digitale Version des Films, die in den meisten Kinos gezeigt wird, hat eine Länge von 167 Minuten. Auf Zelluloid, im selten verwendeten 70-Millimeter-Format, läuft er sogar mehr als drei Stunden. Beides ist in diesem Fall zu lang, die Handlung gibt das nicht her. Tarantino füllt den Rest mit seinen berühmten Dialogen, die jedoch in den letzten Jahren etwas langatmig geworden sind. Zudem ist nicht jeder Schauspieler dafür geeignet, minutenlange Gespräche zu führen. Kurt Russell etwa, die alte Klapperschlange, war immer dann am besten, wenn er nur ab und zu mal ein paar lakonische Bemerkungen zwischen den Zähnen hervorpresste.

Auch dieses Mal gibt es übrigens wieder einen Christoph-Waltz-Part, nur wird er diesmal gespielt von Tim Roth, der die Rolle des ewig quasselnden Sonderlings ebenfalls gut ausfüllt. Schauspielerisch am besten ist jedoch Jennifer Jason Leigh, die mit viel komödiantischem Talent in die Rolle der illusionslosen, heimtückischen Mörderin schlüpft und dafür zu recht für einen Oscar nominiert wurde. Samuel L. Jackson und Michael Madsen, die bei Tarantino-Filmen quasi zum Inventar gehören, füllen ihre Rollen mit gewohnter Routine aus.

Ein wenig trifft das auch auf den gesamten Film zu: Ihm fehlen ein wenig die Überraschungsmomente. Sobald sich alle in der Hütte versammelt haben, weiß man bereits, dass es am Schluss zu einem Shootout kommen wird, und dass es blutig wird. Ist bei Tarantino immer so, vor allem bei seinen letzten Filmen. Doch davon lässt sich heute niemand mehr beeindrucken, und dem Film bringt es wenig, ganz gleich, wie viel Blut und Hirnmasse die Maskenbildner auch auf den Darstellern verteilen.

Die Bilder jedoch sind toll. Kameramann Robert Richardson liefert vor allem zu Beginn beeindruckende Landschaftsaufnahmen, so, wie man es von einem Western erwartet. Aber auch die internen Szenen sind gut geworden, atmosphärisch sehr dicht, in den dunklen Räumlichkeiten blinken an verschiedenen Stellen immer wieder leuchtende rote, gelbe und blaue Farbkleckse auf.

"The Hateful 8" spielt vor dem Hintergrund des gerade erst überstandenen Bürgerkriegs. Er zeigt eine Gesellschaft voller Misstrauen, Rassismus und Hass, ehemalige Soldaten und Verbrecher, die keine Hemmungen haben zu töten. Doch die Geschichte, die er erzählt, ist sehr simpel, ähnlich wie in „Kill Bill“, der den Rachefeldzug einer betrogenen Frau begleitete. Es ist immer noch ein guter Film, auch wenn er um mindestens 30 Minuten zu lang ist und man zudem die Leichtigkeit früherer Tarantino-Werke vermisst.

"The Hateful 8" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Donnerstag 25 Februar 2016 12:02

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