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Archiv vom Februar 2014

Filmkritik: "Philomena"

Geschrieben am Freitag 28 Februar 2014 um 22:44 von Roland Freist

Der verlorene Sohn

Welch ein Kontrast zu M, der kalten und berechnenden Chefin des britischen Geheimdiensts CI5! Philomena Lee, die Judi Dench hier spielt, die Titelheldin dieses Films, ist eine Hausfrau und Krankenpflegerin aus der unteren Mittelschicht, ehrlich, anständig, gläubige Katholikin, mit einer Vorliebe für kitschige Liebesromane, eine Frau mit großem Herz, die manchmal einige Zeit braucht, bis sie eine Entscheidung getroffen hat, dann jedoch entschlossen danach handelt. Dench verkörpert diesen Charakter so überzeugend und mit so viel Ausstrahlung, dass sie dafür völlig zu Recht für einen Oscar nominiert wurde.

Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, die der britische Journalist Martin Sixsmith in dem Buch "Philomena: Eine Mutter sucht ihren Sohn" niedergeschrieben hat. Philomena Lee wuchs in einem irischen Kloster auf. Während eines Ausflugs auf ein Volksfest wird sie geschwängert, das Kind bekommt sie im Kloster. Da Lust für die Nonnen Sünde ist, muss sie büßen: Drei Jahre muss sie ohne Bezahlung im Kloster schuften, ihren Sohn, den sie Anthony genannt hat, darf sie in dieser Zeit nur eine Stunde am Tag sehen. De facto ist sie eine Gefangene. Die Nonnen bringen sie sogar soweit, dass sie eine Verzichterklärung für ihn unterschreibt. Dann verkaufen sie den Jungen für 1000 Pfund an ein amerikanisches Ehepaar, das nach einem Adoptivkind sucht.

Diese Geschichte wird in Rückblenden erzählt. Der Film spielt im Jahr 2004. Philomenas Tochter lernt auf einer Party den gerade gefeuerten BBC-Journalisten Martin Sixsmith (Steve Coogan) kennen, der nach einer neuen Beschäftigung sucht. Eher widerwillig lässt sich der zynische, atheistische Politjournalist auf diese Human-Interest-Story ein, wie er sie nennt. Gemeinsam mit Philomena fährt er zu ihrem ehemaligen Kloster nach Irland, um herauszufinden, was mit ihrem Sohn geschehen ist. Sie hat lange nach ihm gesucht, hat ihn jedoch nie gefunden. Doch die Nonnen blocken ab und geben keine Informationen preis. Eher auf Verdacht fliegen Sixsmith und Philomena nach Washington, um dort die Unterlagen der Einwanderungsbehörde durchzusehen. Und durch Zufall stoßen sie tatsächlich auf den Namen ihres Sohnes. Er hatte es bis zum juristischen Berater der Präsidenten Reagan und Bush gebracht, war dann aber bereits 1985 gestorben. Und er war schwul. Gemeinsam gelingt es Sixsmith und Philomena, sich ein Bild von ihrem Sohn zu machen und seine letzten Jahre zu rekonstruieren. Und dabei kommt die brutale Wahrheit ans Licht.

Der Film funktioniert auf mehreren Ebenen. Zum einen, indem er die beiden gegensätzlichen Charaktere des Journalisten und der Pflegerin zusammenbringt und zusieht, was passiert. Sie gehen natürlich die ganze Zeit höflich miteinander um, natürlich, sie sind schließlich Briten, aber sie kann noch nicht einmal über seine Witze lachen. Er wiederum kann nicht verstehen, wie sie den Nonnen gegenüber, die sie jahrelang gequält und ihr Kind verkauft haben, so nachsichtig sein kann. Wie sich die beiden einander annähern und zum Schluss eine gemeinsame Linie finden, um mit dem Geschehen umzugehen, das ist schön zu sehen.

Zum zweiten wird auch ein recht aufschlussreiches Bild der britischen Presse gezeichnet. Denn Sixsmith betreibt die Recherchen nicht auf eigene Faust, sondern hat die Geschichte an eine Boulevardzeitung verkauft, die sich über den tragischen Ausgang begeistert zeigt.

Und zum dritten ist es eine der wütendsten Anklagen gegen die katholische Kirche, die in den letzten Jahren im Kino zu sehen war. Hinter den freundlichen Gesichtern der Nonnen zeigt Frears einen Abgrund an Lüge, Sadismus und Niedertracht, der den Journalisten Martin Sixsmith völlig zu Recht zu einem wütenden Ausfall gegen die Hauptverantwortliche treibt. Die Bigotterie und Selbstgerechtigkeit in Verbindung mit dem fehlenden Unrechtsbewusstsein sind wirklich kaum auszuhalten.

Die Story von "Philomena" ist düster, und der Film leider über weite Strecken sehr sentimental. Damit es kein reines Depri-Stück wird, hat Regisseur Steven Frears klug gegengesteuert und den Part des Journalisten mit ins Boot geholt, der im Buch die Geschichte erzählt (eigentlich kommt die Idee allerdings von Sixsmith-Darsteller Steve Coogan, denn er hat zusammen mit Jeff Pope auch das Drehbuch geschrieben). Sein illusionsloser Blick auf die Dinge und der trockene Humor bringen den Zuschauer nach einigen allzu gefühlsbeladenen Szenen wieder auf den Boden zurück. Frears hat einige meiner Lieblingsfilme gedreht ("High Fidelity"!), aber auch einige, die ich weniger gelungen fand. "Philomena" ist jedoch zweifellos eines seiner besseren Werke.

"Philomena" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Dienstag 04 März 2014 9:50

Filmkritik: "Nymphomaniac"

Geschrieben am Dienstag 25 Februar 2014 um 22:32 von Roland Freist

PorNO

Damit das gleich zu Anfang geklärt ist: "Nymphomaniac" ist weit weniger pornographisch, als es die Ankündigungen und ersten Rezensionen vermuten ließen. Tatsächlich ist es kein Porno. Es ist keine einzige Szene dabei, die auch auf Youporn stehen könnte oder die es nicht so oder so ähnlich schon in anderen Filmen gegeben hätte. Man sieht etliche primäre Geschlechtsteile, vor allem Penisse, viele davon verschrumpelt, doch man sieht sie nicht beim Akt. Die Sexszenen sind, mit einer Ausnahme, weitgehend frei von Erotik. Wer einen Porno kucken will, muss sich also weiterhin in einen Sexshop bemühen oder im Internet umsehen. Sorry, Jungs.

In "Nymphomaniac" geht es nicht um die Darstellung von Sex, sondern um die Geschichte eines Mädchens, das zur Nymphomanin wird. Und das ist ein großer Unterschied. Zu Anfang findet sie ein Mann namens Seligman (Stellan Skarsgård) in einem Innenhof auf dem Boden liegend. Offenbar wurde sie zusammengeschlagen, was genau passiert ist, erfährt man (noch) nicht. Er nimmt sie mit nach Hause, und sie erzählt ihm ihre Geschichte, versucht ihm begreiflich zu machen, warum sie sich selbst für einen schlechten Menschen hält. Joe, so heißt sie (gespielt von Charlotte Gainsbourg), beginnt bei der Erzählung in ihrer Kindheit, die Regisseur Lars von Trier in Rückblenden sichtbar macht. Sie erinnert sich an ihre kalte, abweisende Mutter (Connie Nielsen) und ihren Vater (Christian Slater), zu dem sie eine enge Beziehung hatte. Sie berichtet von ihrer gezielt in die Wege geleiteten Entjungferung durch den coolen Nachbarsjungen (Shia LaBoeuf) und den Wetten mit der besten Freundin (Sophie Kennedy Clark), wer etwa während einer Zugfahrt mit mehr Männern schlafen kann. Einige dieser Anekdoten haben teilweise sogar ganz witzige Anspekte.

Seligman sitzt während der ganzen Zeit wie ein Psychotherapeut, der er vielleicht sogar tatsächlich ist, neben ihr, relativiert ihre Urteile über sich selbst, kommentiert, ordnet ein, stellt Vergleiche an. Von ihm erfährt man nichts, was er von Beruf ist, ob er Familie hat, doch er ist eindeutig ein Intellektueller. Er hört Bach, erzählt Joe von den Besonderheiten in dessen Musik, er liest Edgar Allen Poe und zitiert Latein. Gainsbourg und Skarsgård spielen das sehr gut, es liegt echte Spannung in der Luft.

Allmählich wird Joes Geschichte dramatischer. Was am Anfang nicht mehr ist als ein harmloses Spiel von pubertierenden Teenagern, wird mit der Zeit tatsächlich zu einem moralisch fragwürdigen Lebensstil. Die Wende kommt, als Joe in einer quälend langen Szene miterlebt, wie einer ihrer Sexpartner (Hugo Speer), in den sie noch nicht einmal verliebt ist, von seiner verlassenen Ehefrau (Uma Thurman) und ihren drei gemeinsamen Kindern aufgesucht wird. Die Sequenz, die am Anfang noch komische Züge trägt, endet in einem tieftraurigen Finale, als die Familie ihren Vater verlässt, der Joe offensichtlich komplett verfallen ist.

In "Nymphomaniac" wird viel philosophiert und moralisiert, es geht um Schuld, Liebe und Tod, Macht und Verführung, Sünde und Erlösung, und wie alles miteinander zusammenhängt. Das hat etwas arg protestantisch Selbstquälerisches, erinnert andererseits aber auch an französische Beziehungsfilme aus den 70er Jahren. Es wird viel geredet und analysiert – wenn sich Charlotte und Seligman nicht gerade unterhalten, kommentiert ihre Stimme aus dem Off die gezeigten Rückblenden. Die sind leider weitgehend spannungsfrei. Das mag vielleicht beabsichtigt sein, damit der Film nicht aussieht wie ein intellektuell etwas aufgemotzter Wichsstreifen. Doch wenn auch die Geschichte von Charlotte keine großen Überraschungen bietet, fragt man sich, warum man sich das überhaupt anschauen sollte. Doch dies war nur der erste Teil eines insgesamt rund vier Stunden langen Werkes. Der zweite Teil startet bei uns im April, und vielleicht ändert sich mit ihm auch noch einmal die Gesamtsicht auf diesen Film.

"Nymphomaniac" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Meine Kritik zu "Nymphomaniac Teil 2" finden Sie hier.

Bearbeitet: Mittwoch 23 April 2014 11:03

Filmkritik: "Monuments Men – Ungewöhnliche Helden"

Geschrieben am Sonntag 23 Februar 2014 um 22:30 von Roland Freist

Kunst im Krieg

George Clooney ist wirklich ein Glückskeks: Kurz bevor sein Film über von den Nazis geraubte Kunstwerke und ihre Rückbeschaffung in die Kinos kommt, wird bekannt, dass in den Wohnungen des Sohnes eines berühmten Kunsthändlers Hunderte von Bildern gefunden wurden, von denen viele seit dem Krieg als verschollen galten. Die anschließende Diskussion über die moralischen und rechtlichen Aspekte des deutschen Umgangs mit Raubkunst bildeten den idealen Einstieg zu "Monuments Men" und verhelfen dem Film nun vermutlich zu mehr Beachtung, als er unter normalen Umständen bekommen würde. Denn er ist, das muss man leider sagen, äußerst mittelmäßig geraten.

Erzählt wird die Geschichte von acht Männern, die sich ab 1943 aufmachen, die von den deutschen Truppen in den besetzten Gebieten gestohlenen Kunstwerke wiederzubeschaffen. Geleitet von Frank Stokes (Clooney), folgen sie in kleinen Gruppen den von der Normandie aus vorrückenden amerikanischen Truppen, registrieren Diebstähle wie etwa von Michelangelos Madonna mit Kind aus der Liebfrauenkirche in Brügge oder des Genter Altars, und machen sich daran, die Verstecke der Kunstschätze aufzustöbern und die Bilder und Statuen wieder zurückzugeben.

Das könnte einen spannenden Film ergeben, wenn Clooney, der auch Regie führte und zusammen mit Grant Heslov das Drehbuch schrieb, für diesen Stoff nicht eine Form gewählt hätte, die sich über weite Strecken an alten Militärklamotten wie "Gesprengte Ketten" oder "Unternehmen Petticoat" orientiert. Denn was in den 50er und Anfang der 60er Jahre noch funktionierte, wirkt heute einfach nur noch unzeitgemäß und unangebracht. Spätestens mit dem Vietnamkrieg hat sich auch in Hollywood das Bild vom Krieg gewandelt, die wehrertüchtigenden Späße von Cary Grant und anderen waren nicht mehr gefragt. Wenn nun in "Monuments Men" immer mal wieder kerniger G. I.-Humor auftaucht ("Das waren keine Platzpatronen."), ist das ein Rückfall in Zeiten, in denen Krieg zumindest im Film noch Spaß machte.

Clooney hat natürlich keine Komödie gedreht, dazu weiß er zu viel über die Erpressung jüdischer Kunstbesitzer, über die Ermordung der Zivilbevölkerung in den besetzten Ländern und das System des organisierten Kunstraubs in ganz Europa. Doch die ernsten Momente, in denen sich der Film etwa der Frage widmet, ob die Rettung eines Kunstwerks den Tod eines Menschen rechtfertigt, wechseln sich immer wieder ab mit mehr oder minder heiteren Anekdoten, was ihnen viel von ihrer Wirkung nimmt.

Das Anekdotische des Films wird noch verstärkt durch die Erzählweise, bei der die Kamera alle paar Minuten von einer Gruppe der Monuments Men zur nächsten springt und sie ein Stück begleitet. Das führt auch dazu, dass man mit den Figuren des Films nicht recht warm wird. Von kaum einem der acht Männer erfährt man etwas Erhellendes über seine Vergangenheit und seine Motive, weshalb die Figuren weitgehend austauschbar bleiben. Das ist schade, denn die Besetzung ist erstklassig: Neben Clooney spielen Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Jean Dujardin (Oscar für "The Artist"), Hugh Bonneville ("Downton Abbey"), Bob Balaban und Dimitri Leonidas die Monument Men, und sie spielen sie sehr gut. Doch die Rollen prägen sich nicht ein, und man ertappt sich immer mal wieder bei Gedanken wie dem, dass der Hausherr von Downton Abbey in dieser Szene mal wieder ganz in seinem Element ist. Das Casting von drei Schauspielern (Murray, Goodman und Dujardin), die vor allem durch ihre komischen Rollen bekanntgeworden sind, ist vor diesem Hintergrund keine glückliche Entscheidung gewesen.

"Monuments Men" macht vieles richtig – er erzählt eine interessante Geschichte, hat tolle Bilder und auch einige bewegende Momente. Doch er stellt sich immer wieder selber ein Bein bei dem Versuch, daraus ein Kunstwerk von Bedeutung zu erschaffen.

"Monuments Men" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Filmkritik: "American Hustle"

Geschrieben am Freitag 14 Februar 2014 um 22:56 von Roland Freist

Die wilden 70er

David O. Russell möchte man nicht beim Witzeerzählen zuhören müssen. Wenn der Regisseur von "American Hustle" seine Gags genauso bringt wie er die Geschichte in diesem Film angelegt hat, dann fehlt es ihm einfach am Timing und am Gespür, wie man eine Pointe herausarbeitet. Und vor allem wäre er viel zu langatmig und würde sich in Details verlieren. Vielleicht würde er ein paar freundliche Lacher herausholen, aber besonders lustig wäre es nicht.

Wie schon mit "Silver Linings" hat Russell auch mit "American Hustle" eine Komödie gedreht, die nicht sonderlich komisch ist. Das soll nicht heißen, dass es ein schlechter Film wäre. Doch es fehlen ihm einfach das Drehbuch und vor allem das Timing einer Komödie. Dabei hat die Geschichte durchaus Humor. Sie wird bloß nicht witzig erzählt.

Es geht um ein Betrüger-Pärchen im New York des Jahres 1978. Irving Rosenfeld (Christian Bale) besitzt zwar einige über die Stadt verteilte Reinigungen, wesentlich mehr Zeit und Energie steckt er jedoch in den Handel mit gefälschten Gemälden und in das Verleihen von Geld an Leute, die nirgendwo anders mehr Geld bekommen. Das heißt, eigentlich verleiht er gar kein Geld. Er kassiert lediglich eine Gebühr von 5000 Dollar für ein Darlehen über 50000 Dollar, das er jedoch niemals auszahlt.

Eines Tages lernt er die schöne Sidney Prosser (Amy Adams) kennen, und sie verlieben sich ineinander. Es kostet ihn keine große Mühe, sie zum Einstieg in seine Geschäfte zu bewegen. Sie tritt in der Folge gegenüber den Kunden als englische Adelige mit besten Kontakten auf, was ihre gemeinsame Firma umso seriöser wirken lässt. Das Geld fließt, und ihre Partnerschaft wird auch nicht durch die Tatsache belastet, dass er verheiratet ist und den Sohn seiner Partnerin (Jennifer Lawrence) adoptiert hat.

Doch eines Tages machen die beiden einen Fehler und fallen auf einen Undercover-Agenten des FBI namens Richie DiMaso (Bradley Cooper) herein. Der hat jedoch einen Vorschlag für sie: Wenn Irving und Sidney ihm helfen, mindestens vier Betrüger zu überführen, kommen sie ohne Anklage davon. So entwickelt sich eine bizarre Geschichte, in der die beiden dem korrupten Bürgermeister von Camden in New Jersey (Jeremy Renner) eine Millionen-Investition eines arabischen Scheichs für die Wiedereröffnung des Spielerparadieses Atlantic City versprechen. Um die notwendigen Genehmigungen zu besorgen und den Schutz der Casinos zu organisieren, wird zudem die Mafia unter ihrem Boss Victor Tellegio (Robert De Niro) mit ins Boot geholt. Eine Zeitlang scheint alles glatt zu gehen, doch dann verlieben sich Sidney und der FBI-Agent ineinander.

Das Tempo, in dem diese Geschichte erzählt wird, ist niedrig, die Handlung stark dialoglastig. Doch immerhin will man wissen, wie’s ausgeht. Und was den Film dann tatsächlich sehenswert macht, ist das Ambiente der 70er Jahre. "American Hustle" ist unter anderem für die Oscars für die besten Kostüme und das Produktions-Design nominiert, und der Film verdient sie auch. In manchen Szenen weiß man überhaupt nicht mehr, wo man hinschauen soll, so viele kleine Details sind da zu finden.

Es sind die späten 70er, noch tobt die Disco-Ära. Die Männer tragen Hemden mit Kragen, die so breit sind wie die Flügel von Papierfliegern. Die Hemden sind aufgeknöpft bis zum Bauchnabel, so dass man die buschige Brustbehaarung sieht, in der Goldketten mit großen, goldenen Amuletten glitzern. In der ersten Szene des Films befestigt Christian Bale in einer quälend langen Prozedur mit Klebstoff ein Haarteil auf seiner Glatze und überdeckt es anschließend sorgfältig mit seinen langen, von links nach rechts gekämmten Haaren. Bradley Cooper dagegen trägt eine Pudelfrisur, für die er sich Dutzende kleine Lockenwickler in die Haare dreht. Alle schwarzen Männer, die etwas auf sich halten, haben gigantische Afros.

Die Frauen bevorzugen Dekolletés, die genauso weit nach unten reichen wie die Hemdenschlitze der Männer. An ihren Handgelenken und um den Hals sieht man unfassbar geschmacklosen Goldschmuck, vorwiegend in Form von Ketten mit riesigen, gerne etwas verbogenen Gliedern. Die Haare sind zu zentimeterdicken Locken aufgerollt, die vor allem bei Jennifer Lawrence in grotesken Windungen um den Kopf gewickelt werden.

Ein wichtiges Element ist zudem die Musik, sie sorgt den gesamten Film über für eine zeitgemäße Atmosphäre. Donna Summer mit "I Feel Love", Elton John mit "Goodbye Yellow Brick Road", die Wings mit "Live and Let Die" – der Soundtrack fasst die Ohrwürmer der Zeit recht gut zusammen (eine vollständige Auflistung der Musik des Films findet sich hier). Und auch die anderen Details stimmen: In einer Szene sieht man das berühmte Bild des nackten Burt Reynolds auf einem Bärenfell als Fototapete.

Unter den Schauspielern muss man vor allem die beiden Hauptdarsteller hervorheben. Christian Bale hat sich für die Rolle eine kräftige Wampe angefressen und passt sich in seinen Bewegungen perfekt an die neue Körperfülle an. Er spielt Rosenfeld als eine ganz eigene Art von Betrüger, nicht dumm, aber auch nicht protzig, einfach ein kleiner Mann aus der Mittelschicht, der gut durchs Leben kommen will. Und Amy Adams liefert eine der besten schauspielerischen Leistungen ihres Lebens ab, mal verführerisch, dann wieder niedergeschlagen, mit grauem Gesicht, vom Leben und den Menschen enttäuscht. Hervorragend und einen Oscar wert. Auch Bradley Cooper hat einige sehr gute Momente, doch leider gehen sie etwas unter, da man die ganze Zeit auf diese unglaubliche Frisur starrt. Jennifer Lawrence dagegen bleibt blass und ist auch nicht die beste Besetzung für die Rolle der streitsüchtigen und frustrierten Ehefrau.

"American Hustle" schaut man sich an wegen des 70er-Jahre-Ambientes und der Schauspieler. Die Story ist nett (und sogar in weiten Teilen tatsächlich so passiert), plätschert jedoch die meiste Zeit nur vor sich hin. Erst zum Schluss kommt ein wenig Stimmung auf, doch das ist insgesamt zu wenig.

"American Hustle" in der IDMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Donnerstag 28 August 2014 23:08

Hit by a Bus

Geschrieben am Mittwoch 05 Februar 2014 um 11:43 von Roland Freist

Personen, die von einem Bus überfahren werden, sind ein beliebtes Motiv des amerikanischen Kinos. Vor allem in Komödien werden auf diese Weise Handlungsstränge beendet und nervende Protagonisten aus dem Film genommen. Supercut-Spezialist Harry Hanrahan versammelt in diesem Video Dutzende von Busunfällen aus Film und Fernsehen und mischt sie mit einigen PKW-Szenen, die in der Mehrzahl allerdings deutlich weniger lustig sind. Quellenangaben findet man hier.

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"Get out of there!"

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