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Archiv vom Februar 2013

Filmkritik: "The Master"

Geschrieben am Montag 25 Februar 2013 um 17:15 von Roland Freist

Master and Servant

Als letztes Jahr die ersten Ausschnitte von "The Master" präsentiert wurden mit dem geraunten Hinweis, der Film handele von einem Sektengründer, da war sofort klar, was uns die Marketing-Abteilung sagen wollte: Regisseur Paul Thomas Anderson ("Boogie Nights", "There Will Be Blood") hat einen Film über den Scientology-Gründer L. Ron Hubbard gedreht. Ärger lag in der Luft und heizte die Neugierde an. Doch nach Sehen des Films wird vermutlich jeder zustimmen, dass es bei "The Master" a) nicht um L. Ron Hubbard geht und b) noch nicht einmal um die Machenschaften von Scientology und anderen, ähnlich gelagerten Sekten. Kein Wunder, dass Scientology auf den zunächst angekündigten Protest verzichtet hat. Es ist noch einmal ein besonders guter Film geworden.

Er erzählt die Geschichte von Freddie Quell (Joaquin Phoenix), der zu Beginn als Soldat der Marine im Pazifik eingesetzt ist. Doch der zweite Weltkrieg geht zu Ende, und Freddies Entlassung steht kurz bevor. Seine Kameraden und er vergnügen sich am Strand – sie haben aus Sand einen nackten Frauenkörper geformt, und Freddie tut sich hervor, indem er unter dem Gejohle der Männer Geschlechtsverkehr mit ihr simuliert. Kurz darauf sehen wir ihn masturbierend am Wasser stehen, anschließend legt er sich, nun allein am Strand, zu der Sandfrau und umarmt sie. Er ist ein seltsamer und eher unangenehmer Typ.

Während der Überfahrt nach San Francisco wird dann seine große Schwäche offenbar: Freddie ist ein harter Trinker und mischt bedenkenlos Whisky, Wodka und was sonst noch zur Hand ist mit alkoholhaltigen Lösungen wie etwa Farbverdünner oder Fundstücken aus dem Medizinschrank. In einer Szene zapft er einen Torpedo an und verwendet dessen Treibstoff zum Aufpeppen seiner Drinks.

Nachdem er in Kalifornien verschiedene Gelegenheitsjobs aufgenommen und aufgrund seines hitzigen Charakters auch schnell wieder verloren hat, landet er durch Zufall betrunken an Bord eines Schiffes, mit dem Lancaster Dodd (Philip Seymour Hofmann), Gründer und Kopf einer jungen Sekte namens "Der Ursprung", zusammen mit seinen Getreuen auf dem Weg nach New York ist. Dodd findet Gefallen an Freddie, nimmt sich seiner an und beschäftigt ihn als eine Art Diener und Leibwächter. Außerdem versucht er, unterstützt durch seine Frau Peggy (Amy Adams), Freddie den Jähzorn und die Alkoholsucht auszutreiben. Seine Methoden wirken auf den ersten Blick beeindruckend: Er lässt seine Patienten bestimmte Sätze ständig wiederholen oder arbeitet mit Hypnose, um bei ihnen ein Glücksgefühl zu erzeugen. Doch schon bald wird klar, dass Dodd letztlich keine Ahnung hat, was er da macht. Er verlässt sich einfach auf seine Ausstrahlung und improvisiert ansonsten. Das hat auch seine Entourage bereits erkannt: Dodds Sohn Val (Jesse Plemons) erklärt Freddie, dass man während der Reden seines Vaters ohne weiteres ein kurzes Nickerchen machen könne, ohne etwas zu verpassen. Trotzdem bleiben sie alle bei ihm, die Gemeinschaft scheint sie zusammenzuhalten.

Zwei Dinge sind es, die diesen Film auszeichnen: die große schauspielerische Leistung der Hauptpersonen und die Bildregie. Es gab Oscar-Nominierungen für Joaquin Phoenix, Philip Seymour Hofmann und Amy Adams, und vor allem Phoenix spielt sich die Seele aus dem Leib. Und die Landschaftsaufnahmen sind fantastisch. Anderson hat mit dem selten gewählten 65-Millimeter-Format gedreht, was in einigen Einstellungen einen grandiosen Cinemascope-Effekt ergibt.

Doch "The Master" leidet daran, dass er letztlich keine überzeugende Story präsentieren kann. Das liegt zum einen daran, dass sich der Film nicht eindeutig entscheiden kann, ob er von den Anfangsjahren einer amerikanischen Sekte und ihrem charismatischen Gründer erzählen will, oder von einem unbeherrschten Alkoholiker mit schlechtem Benehmen und eingeschränkten geistigen Fähigkeiten, der in die Fänge einer Sekte gerät. Es ist in diesem Zusammenhang auch nicht hilfreich, dass der Film zwar "The Master" heißt, der Meister jedoch tatsächlich nur die Nebenrolle spielt.

Zum anderen wirft der Schluss Fragen auf in der Art, dass man aus dem Kino kommt und sich denkt: Und was sollte das nun alles? Eine kurze Überlegung war, dass man aus diesem Stoff eine gute Komödie hätte machen können – ein Mann, der sich in erster Linie für Alkohol und Sex interessiert, stolpert ins Zentrum einer Sekte, die mit ihren seltsamen Methoden ergebnislos versucht, einen besseren Menschen aus ihm zu machen. Das hätte witzig werden können und Gelegenheit gegeben, einige schöne Seitenhiebe auf den Einsatz von E-Metern und ähnlichem Blödsinn loszuwerden. So aber bleibt der Eindruck, dass hier die Chance für einen wirklich großen Film leider vertan wurde.

"The Master" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Filmkritik: "Warm Bodies"

Geschrieben am Donnerstag 21 Februar 2013 um 22:02 von Roland Freist

Zombie in Love

Als Zombie hat man es nicht leicht. Nicht nur, dass man übel aussieht (Leichenblässe, starrer Blick, dunkle Ränder um die Augen, deutlich sichtbare Hautunreinheiten), hinzu kommen unkoordinierte, langsame Bewegungen und massive Artikulationsschwierigkeiten. Und zu allem Überfluss verströmt man als Untoter in den meisten Fällen auch noch einen mehr oder minder penetranten Verwesungsgeruch. Alles zusammen ist dazu geeignet, jedes menschliche Wesen deutlich auf Abstand gehen zu lassen.

Nun könnte man einwenden, dass es bei einem auferstandenen Hirntoten, der lediglich seinen Fressinstinkten folgt, letztlich egal ist, ob sich jemand für ihn interessiert. R allerdings, der männliche Protagonist von "Warm Bodies" (gespielt von Nicholas Hoult), ist ganz und gar nicht hirntot. Bei ihm steckt im Körper eines toten Jugendlichen ein sehr wacher Geist. Aus dem Off hören wir seine Stimme, die uns seine Geschichte erzählt und seine augenblickliche Lage schildert: An sein Leben vor der Zombiewerdung kann er sich nicht mehr erinnern, noch nicht einmal an seinen Namen. Er glaubt allerdings, dass er mit einem R anfing, deshalb nennt er sich nun einfach so. Sein neues Zuhause ist ein Provinzflughafen, wo noch Dutzende weiterer Zombies leben, deren kleine Schrullen er aufmerksam registriert und kommentiert, und man versteht, dass Zombies ein sehr langweiliges und eintöniges Dasein fristen. Als Rückzugsort hat R eins der Flugzeuge auf dem Rollfeld gekapert und es sich dort mit einigen Schallplatten gemütlich gemacht.

Eines Tages überraschen er und ein paar seiner Zombie-Kollegen eine Gruppe von Jugendlichen, die aus der letzten verbliebenen menschlichen Siedlung gekommen sind, um nach Medikamenten zu suchen. Unter ihnen sind auch Julie (Teresa Palmer) und ihr Freund Perry (Dave Franco, der Bruder von James). R erwischt Perry nach Zombie-Art, tötet ihn, und macht sich daran, sein Gehirn zu verspeisen. Dadurch allerdings gehen Perrys Erinnerungen und Gefühle auf ihn über, und langsam spürt er, dass er sich in Julie verliebt. Und während er zuvor nur unter größten Schwierigkeiten einzelne Wörter herausbrachte, die mehr einem Knurren ähnelten, lernt er nun langsam wieder zu sprechen.

"Warm Bodies" ist im Prinzip eine kitschige, romantische Liebeskomödie, allerdings mit der klitzekleinen Besonderheit, dass die männliche Hauptfigur ein Zombie ist. Macht ja nichts. Es entspinnt sich eine Romeo-und-Julia-Geschichte – die Namen der beiden Protagonisten sind nicht zufällig gewählt –, die sogar mit einer Balkonszene aufwarten kann.

Und es gibt jede Menge Drama, Baby. Denn neben den untoten Zombies existieren noch die ganz toten Bonies, die aussehen wie Zombies auf Crystal Meth, eine Art Skelette mit ein wenig verwestem Fleischbesatz. Sie sind die wahren Bösen in diesem Film, denn sie machen auf alles Jagd, was noch einen Herzschlag hat. Und Typen wie R, die noch etwas Menschliches in sich haben, sind ihnen ein besonderer Dorn im Auge, wobei man allerdings sagen muss, dass sie so etwas wie Augen eigentlich nicht mehr besitzen. Der Konflikt ist klar: Die letzten verbliebenen Menschen unter ihrem Anführer Grigio (John Malkovich) gegen die Bonies, und die Zombies stehen in der Mitte.

Der Film ist sehr lustig. Das liegt zum einen am inneren Monolog von R, der sich seiner Unzulänglichkeiten als Zombie sehr wohl bewusst ist und dennoch wie ein verliebter Schuljunge verzweifelt nach Wegen sucht, an Julie heranzukommen, ohne dabei wie ein hirntoter Idiot auszusehen. Zudem gewinnt Regisseur Jonathan Levine, der auch das Drehbuch nach dem Roman von Isaac Marion geschrieben hat, der Figur des Zombies etliche witzige Aspekte ab. Mit am besten hat mir die Szene gefallen, in der die beiden Mädchen mit viel Rouge und einem flotten Haarschnitt aus dem blassen R wieder einen Menschen machen.

"Warm Bodies" hat einige Fehler, viele davon haben mit mangelnder Logik zu tun. Er gewinnt seinen Reiz praktisch ausschließlich aus der skurrilen, originellen Grundkonstellation und weniger aus der Handlung. Die ist in weiten Teilen einfach nur bittersüß und stark vorhersehbar. Doch die Ironie, die die Macher der Geschichte mitgegeben haben, hat den Film zum Glück davor bewahrt, zu einem zweiten "Twilight – Biss zum Morgengrauen" zu werden.

"Warm Bodies" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Freitag 22 Februar 2013 11:14

"Djesus Uncrossed"

Geschrieben am Sonntag 17 Februar 2013 um 16:44 von Roland Freist

Schöner Sketch von "Saturday Night Live" (SNL), der wöchentlichen Comedy-Show auf NBC: "Djesus Uncrossed", der neue Film von Quentin Tarantino, nimmt Anleihen bei "Inglourious Basterds", "Kill Bill" und natürlich "Django Unchained" und präsentiert Christoph Waltz als den vom Kreuz befreiten Rächer mit der Dornenkrone.

Bearbeitet: Mittwoch 20 Februar 2013 10:19

Die "Star Wars"-Outtakes

Geschrieben am Dienstag 12 Februar 2013 um 11:09 von Roland Freist

Wie bei allen Filmen ging auch bei "Star Wars" einiges schief. Die folgenden Videos versammeln die schönsten misslungenen Szenen aus den sechs Filmen. Es geht los mit den Outtakes von Episode IV, V und VI, also den drei zuerst gedrehten Folgen der Serie. Vieles von dem, was hier gezeigt wird, gewinnt seinen Reiz allerdings vor allem durch den Blick hinter die Kulissen, den die Szenen gewähren:

Für den Fall, dass Sie sich an den Inhalt der Filme nicht mehr so recht erinnern – hier finden Sie eine Zusammenfassung in rasanten zwei Minuten und 13 Sekunden.

Weiter geht's mit Episode 1. Meine Lieblingsszenen sind die mit dem strauchelnden R2D2:

Episode 2 mit einer fröhlichen Natalie Portman:

Zu Episode 3 schließlich wurden keine Outtakes mehr veröffentlicht, stattdessen gab es einige Behind-the-Scenes-Aufnahmen:

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