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Archiv vom Februar 2010

Roger Ebert

Geschrieben am Sonntag 28 Februar 2010 um 15:58 von Roland Freist

Die Zeitschrift "Esquire" hat ein brillant geschriebenes Porträt meines Lieblings-Filmkritikers veröffentlicht.

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:55

Filmkritk: "Der Ghostwriter"

Geschrieben am Freitag 26 Februar 2010 um 17:00 von Roland Freist

Geister der Vergangenheit

Einen ruhigen, unaufgeregten, und gerade deshalb umso spannenderen Politthriller hat Roman Polanski da gemacht. Es geht um den ehemaligen britischen Premierminister Adam Lang, gespielt von Pierce Brosnan, der seine Memoiren veröffentlichen will. Sein Verlag heuert einen Ghostwriter an (Ewan McGregor), der den Politiker und seine Frau (Olivia Williams) auf Martha’s Vineyard aufsucht, wo die beiden ein Strandhaus besitzen. Dort soll er die Interviews führen und das Manuskript seines Vorgängers überarbeiten. Dieser erste Ghostwriter war ein paar Tage zuvor tot am Strand angespült worden, angeblich war er bei einer Überfahrt mit der Fähre über Bord gefallen und ertrunken.

Sobald der Ghostwriter auf der Insel ankommt, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Der Ex-Premier, in dem man unschwer Tony Blair wiedererkennt, wird von ehemaligen Kabinettskollegen beschuldigt, Foltereinsätze bei Gefangenen angeordnet zu haben. Möglicherweise droht ihm sogar eine Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Da Lang nun plötzlich wieder im Mittelpunkt des Medieninteresses steht, unablässig mit Anwälten und Beratern konferiert, während vor dem Strandhaus-Gelände wütende Demonstranten die Zufahrt blockieren, geht es mit den Memoiren nicht recht voran. Der Ghostwriter beginnt daher, den Tod seines Vorgängers zu untersuchen und stößt recht bald auf einige seltsame Umstände.

Der Film ist in verwaschenen Grau- und Brauntönen fotografiert und vermutlich im Frühjahr gedreht worden. Da Polanski aus bekannten Gründen nicht in die USA einreisen wollte, wurde ein Großteil der Außenaufnahmen auf Sylt gemacht. Die breiten, menschenleeren Strände, die Dünen mit dem spärlichen Strandhafer-Bewuchs und die immer wieder einsetzenden Regenschauer tragen viel zu der kalten und frösteligen Atmosphäre bei.

Die Geschichte entwickelt sich langsam und wie von selbst. Ganz ruhig baut sich die Spannung auf, bis das Geheimnis zum Schluss gelüftet wird. An einigen Stellen greift Polanski auf Stilmittel zurück, an denen auch Hitchcock seine Freude gehabt hätte, etwa wenn der Ghostwriter anhand der im Navigationsgerät immer noch gespeicherten Route die letzte Fahrt seines Vorgängers nachvollzieht und dadurch den entscheidenden Hinweis bekommt.

Zu kritisieren gibt es am "Ghostwriter" wenig. Allerdings hätte man sich anstatt von Pierce Brosnan jemand anderen für die Rolle gewünscht. Nicht weil Brosnan ein schlechter Schauspieler wäre, sondern weil er für einen britischen Premierminister einfach zu gut aussieht. Geheimagent ja, Politiker nope. Olivia Williams reizt dagegen sofort zu Vergleichen mit Cherie Blair, und auch Ewan McGregor macht seine Sache als neugieriger Auftragsschreiber gut.

"Der Ghostwriter" steht in der langen und ruhmreichen Tradition englischer Polit- und Agententhriller. Polanski zeigt, und das ist eine angenehme Abwechslung, dass eine spannende, gut umgesetzte Geschichte auch ohne viel Action, Verfolgungsszenen und Oneliner-Jokes auskommt.

"Der Ghostwriter" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:42

Erster Eindruck: "Stargate Universe"

Geschrieben am Donnerstag 25 Februar 2010 um 17:44 von Roland Freist

Das Tor zu einem anderen Schiff

An das Original-"Stargate" musste ich mich erst gewöhnen, zu dröge kamen mir viele Folgen zu Anfang vor. Dann aber, nach einigen Wochen, wurde die Serie zu einem festen Bestandteil meines Mittwochabends, für die ich sogar den Video- beziehungsweise später den DVD-Rekorder anwarf, wenn ich eine Folge zu verpassen drohte. Das Spin-off "Stargate Atlantis" ließ jedoch meiner Meinung nach in der Qualität stark nach, weshalb ich die Serie einige Jahre nicht mehr verfolgte. Als ich schließlich vor einiger Zeit mangels besserer Alternativen wieder etwas regelmäßiger reinschaltete, hatte ich – auch wegen der Ausstrahlungspolitik von RTL II – einige Mühe, mich wieder zurechtzufinden. Ging es jetzt gerade gegen die Goa’uld, die Wraith oder die Ori? Und was ist mit Ba’al? Ist das jetzt unser Freund?

Ich hoffte nun, dass mit dem neuesten Ableger "Stargate Universe", der letzten Mittwoch mit einer Doppelfolge startete, wieder etwas Klarheit in die Serie kommen würde. Was auch geschah, Umgebung und Personen haben sich komplett verändert. Die neue Umgebung ist ein Antiker-Schiff, das, offenbar unbemannt und vor langer Zeit programmiert, Milliarden von Lichtjahren entfernte Galaxien erkundet. Die menschliche Besatzung besteht aus den Flüchtlingen von einer Planetenbasis, die sich bei einem Angriff durch ein Stargate auf das Schiff gerettet haben. Das war jedoch nur möglich, da es einem Teenager gelungen ist, ein altes mathematisches Problem zu lösen, das bislang die Aktivierung von Chevron 9 auf dem Stargate und damit den Transport über so weite Entfernungen verhindert hatte. Das Rätsel hatten die menschlichen Wissenschaftler übrigens in ein Computerspiel eingebaut, womit die Produzenten ganz offensichtlich eine neue Generation von jüngeren Zuschauern anzulocken hoffen.

Wir haben also: einen neuen Chef, gespielt von Robert Carlyle (bekannt geworden durch seine Rolle als Begbie in "Trainspotting", in "The Rise of Evil" hat er aber auch schon mal Adolf Hitler verkörpert), ein riesiges, noch zu erkundendes Schiff, einen genialen, leicht dicklichen und etwas nervigen Nerd und eine menschliche Besatzung, die ein paar Dutzend Leute umfasst. Die Ausgangssituation erinnert also ein wenig an "Stargate Atlantis", doch hoffentlich entwickelt sich die Serie etwas besser. Gefallen hat mir die düstere Atmosphäre, weniger gefallen hat mir, dass die Rolle des genialen Wissenschaftlers schon wieder von einem leicht skurrilen Typen übernommen wird – denn das ist dieser Junge offensichtlich. Auch einige Ungereimtheiten in der Handlung trüben das Bild: Warum kann die menschliche Besatzung auf dem Schiff nicht einfach wieder durch das Stargate gehen und zumindest einen Stützpunkt in der Milchstraße erreichen? Und zumindest bislang nehme ich Robert Carlyle die Rolle des Schiffscaptains noch nicht ab. Man wird sehen, wie er und die Serie sich entwickeln.

"Stargate Universe" in der IMDB

Der deutsche Trailer, lange Version:

Der englische Trailer, lange Version in HD-Qualität:

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 17:03

Filmkritk: "The Book of Eli"

Geschrieben am Donnerstag 25 Februar 2010 um 16:28 von Roland Freist

Das Buch als Waffe

Filme über die Postapokalypse zeichnen sich durch einige genretypische Merkmale aus: Die Erde ist wüst und leer, überall stehen Autowracks herum und eine Motorrad-Gang terrorisiert die Überlebenden. Vergessen wir mal für einen Moment die Autos und die Rocker – obwohl beide natürlich auch in "The Book of Eli" vorkommen – und konzentrieren wir uns auf den wüsten und leeren Planeten. Von da ist es dann nicht mehr weit zu biblischen Assoziationen, womit wir auch schon bei der Story des Films wären, nämlich der Geschichte von einem Mann namens Eli, gespielt von Denzel Washington, der eine Bibel von der amerikanischen Ost- an die Westküste schleppt. Nach eigener Aussage ist er bereits seit 30 Jahren unterwegs, was dann doch ein wenig lang anmutet. Aber never mind.

Der Film begleitet Eli auf der letzten Etappe bis zur Küste. Auf dem Weg begegnen ihm die bereits erwähnten Biker sowie verschiedene Gestalten, die unter normalen Umständen entweder im Gefängnis sitzen oder von einem Bewährungshelfer betreut würden. Die meisten von ihnen stehen unter dem Befehl von Carnegie (Gary Oldman), der in einem Wüstenkaff den Provinzfürsten gibt und seine Männer immer wieder auf die Suche nach dem "Buch" (es stellt sich später heraus, er meint die Bibel) schickt, mit deren Hilfe er seinen Machtbereich deutlich erweitern will. "Das gab es schon mal, es wird wieder funktionieren", murmelt er an einer Stelle. Denn nach dem Krieg, der die Erde verwüstet hatte, wurden sämtliche Bibeln verbrannt, nur wenige Exemplare blieben erhalten. Woher diese Zerstörungswut rührte, bleibt unklar, genauso wie Grund und Verlauf des Krieges. Auf jeden Fall hat Eli seine Bibel nach Hinweisen durch eine innere Stimme gefunden, die ihm auch den Marschbefehl Richtung Westen erteilte.

Dank seiner Fähigkeiten im Umgang mit einer Art selbstgebasteltem Säbel, mit Pfeil und Bogen, Revolver und Schrotflinte kann Eli die meisten seiner Widersacher verstümmeln oder auch gleich töten. Letztlich sind es dann aber doch zu viele, er wird gefangen genommen, die Bibel wird entdeckt, ein hübsches Mädchen hilft ihm bei der Flucht und so weiter. Das alles wird in einem gut geschnittenen Rhythmus erzählt, teilweise jedoch etwas zu blutrünstig, und mit einer Ästhetik irgendwo zwischen "Mad Max" und "Fallout 3".

Mein erster, durch Titel und frühe Kritiken genährter Verdacht, dass der Film eine naive Religiosität transportiert, hat sich zum Glück nicht bestätigt. Stattdessen gibt es zum Schluss ein Plädoyer für die Kunst als notwendigen Bestandteil jeder Zivilisation, und die Bibel wird zwischen Koran und dem Tao Te Ching ins Regal gestellt. Der Film leistet sich in der Schlussszene sogar so etwas wie einen Vergleich zwischen einer Gesellschaft mit und einer ohne Kunst und Kultur.

Oscarreife darstellerische Leistungen sind in diesem Genre nicht zu erwarten und auch nicht notwendig. Ich habe mich jedoch gefreut, Gary Oldman mal wieder als Bösen zu sehen. Bleich, schwitzend und in einigen Szenen vor Erregung leicht irre zitternd gefiel er mir deutlich besser als etwa in seiner Rolle als Police Officer in "The Dark Knight". Und ihn in seiner ersten Szene zu zeigen, wie er eine Biografie über Mussolini liest, ist natürlich eine sehr schöne Idee.

"The Book of Eli" ist keine große Filmkunst, gehört aber zum Pflichtprogramm für Science-Fiction-Fans. Dank der Darsteller und einiger kleiner Details ist er sogar etwas besser, als er eigentlich sein müsste.

"The Book of Eli" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 17:05

Filmkritk: "Invictus - unbezwungen"

Geschrieben am Dienstag 23 Februar 2010 um 17:44 von Roland Freist

Sport verhindert Mord

Leider der schwächste Eastwood-Film seit "Mitternacht im Garten von Gut und Böse". Der Film ist zu lang, zu pathetisch, teilweise zu kitschig und vor allem – er kann sich nicht entscheiden zwischen zwei Geschichten. Die eine Geschichte ist die von Nelson Mandela, der nach seinem Amtsantritt als südafrikanischer Präsident das Land einigen und Schwarz und Weiß versöhnen will. Die andere Geschichte ist die des südafrikanischen Rugby-Teams, das 1995 bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land als krasser Außenseiter startet und unerwartet das Turnier gewinnt. Beides verbindet Eastwood zu einer Nation-building-Parabel: Zum Schluss wird die Mannschaft von der schwarzen Bevölkerungs-Mehrheit, die ansonsten lieber Fußball spielt, genauso angefeuert wie von den überwiegend weißen Rugby-Fans. Die verbindende Kraft des Sports: Kann es sein, dass so etwas schon einmal da war?

Der Film erzählt beide Geschichten parallel. Deshalb hat er zum einen Überlänge, zum anderen braucht er zu Beginn rund eine Stunde, um überhaupt erst einmal die Hintergründe zu erklären. Auf der anderen Seite geht er auf einige interessante Geschichten überhaupt nicht ein, etwa auf die des einzigen schwarzen Rugby-Spielers in einer ansonsten durchgängig weißen Mannschaft. Außerdem hätte man gerne gewusst, wie ein Team, das zuvor ständig verloren hatte, bei der Weltmeisterschaft plötzlich die favorisierten New Zealand All Blacks mit ihrem Superstar Jonah Lomu schlagen konnte.

Was im Verlauf des Films zunehmend nervt, ist die ständig wiederholte Parole, alles geschehe zum Wohle des Landes. Da versucht der Film, im Hauruck-Verfahren Emotionen zu erzeugen, was dann ein wenig an überpatriotische Kriegsfilme erinnert. Besser sind die Szenen, in denen die Verunsicherung von Schwarz und Weiß nach der Amtsübernahme deutlich spürbar im Raum steht, ohne dass direkt darüber gesprochen wird, etwa wenn die bulligen weißen Präsidenten-Leibwächter den Dienst bei dem verhassten Mandela antreten. Der beste Teil ist schließlich das Halbfinalspiel zum Schluss mit seinen gut choreographierten Spielszenen, den Bildern aus dem Stadium, mit der hinterlegten Musik und den die Intensität steigernden Schnitten. Richtig gutes Handwerk. Das kann allerdings nicht für die vorangegangene Durststrecke entschädigen.

Zu den Darstellern: Morgan Freeman ist gut wie immer. In einigen Szenen schafft er es tatsächlich, dass man nicht mehr ganz sicher ist, ob man gerade dokumentarisches Material mit dem echten Nelson Mandela oder nachgespielte Szenen vor sich hat – Respekt. Die Oscar-Nominierung hat er sich auf jeden Fall verdient, auch wenn er wahrscheinlich nicht gewinnen wird. Matt Damon hingegen, der den Kapitän des Rugby-Teams verkörpert, bleibt er unter seinen Möglichkeiten, die er noch in "Der Informant" recht eindrucksvoll demonstriert hatte.

Don’t get me wrong: Der Film ist nicht schlecht, er hat einige wirklich beeindruckende Momente und Bilder zu bieten. Aber er könnte besser sein.

"Invictus" in der IMDB

Der Trailer zu "Invictus":

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 17:09

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