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Archiv vom Januar 2011

Filmkritk: "Hereafter"

Geschrieben am Sonntag 30 Januar 2011 um 18:14 von Roland Freist

Es gibt ein Leben nach dem Tod

In Clint Eastwoods neuem Film geht es um das Leben nach dem Tod. Doch handelt es sich weder um einen Mystery-Thriller noch behauptet der Regisseur, dass es überhaupt ein Weiterleben nach dem Tod gibt. Gemeint ist stattdessen das zweite Leben der Hauptpersonen, nachdem sie mit dem Tod in Berührung gekommen sind. Ausnahmsweise trifft es der deutsche Verleihtitel "Hereafter – Das Leben danach" einmal ziemlich genau auf den Punkt.

Das Drehbuch von Peter Morgan ("Frost/Nixon", "The Queen") führt drei Personen aus völlig verschiedenen Gegenden der Welt zusammen. Die französische Fernsehjournalistin Marie LeLay (Cécile de France) wird im Urlaub von einer Tsunami-Welle erfasst und ins Meer gespült – es scheint um die Katastrophe im Jahr 2004 zu gehen. Einige Minuten lang ist sie tot und atmet nicht mehr. Doch sie stirbt nicht, sondern erwacht wieder zum Leben und erkennt, dass sie eine Nahtod-Erfahrung hatte, mit allem, was dazugehört: helles Licht, andere Personen, die wie Schatten wirken etc. Und sie spürt, dass diese Erfahrung sie verändert hat.

Die Zwillinge Marcus und Jason leben in London. Ihre Mutter ist heroinabhängig, das Jugendamt will sie daher zu Pflegeeltern geben. Sie tun jedoch alles, um den Beamten und Sozialarbeitern ein funktionierendes Zuhause vorzugaukeln. Erst als Jason bei einem Autounfall ums Leben kommt, beschließt die Mutter der beiden, sich einer Therapie zu unterziehen. Marcus kommt zu einem neuen Elternpaar. Er reißt aus und sucht auf eigene Faust nach Antworten.

George Lonegan (Matt Damon) schließlich wohnt in San Francisco. Er kann den Kontakt zu toten Bezugspersonen herstellen, indem er kurz die Hände eines Menschen hält. Früher hat er mit dieser Fähigkeit Geld verdient, heute will er nichts mehr damit zu tun haben. Warum, das erfährt man nur andeutungsweise. Ein Mädchen, das er während eines Kochkurses kennenlernt, kommt nicht mehr wieder, nachdem er durch Zufall ihre Hand berührt und einen Kontakt zu ihrem Vater aufgebaut hatte. Vielleicht ist ihm das bereits des öfteren passiert, vielleicht will er auch einfach nur ein normales Leben führen. Er arbeitet daher für wenig Geld auf dem Bau.

"Hereafter" ist ein ruhiger Film, der trotzdem nicht langweilig wird. Man sieht ihm in jeder Minute das Können und die Erfahrung des Altmeisters Eastwood an, der zudem auch noch von Steven Spielberg als Produzent unterstützt wurde. Nach dem etwas zerfahrenen "Invictus" ist Eastwood hier wieder hochkonzentriert. Er erzählt die Geschichten der Hauptpersonen, ohne ins Rührselige zu verfallen. Nach der Konfrontation mit dem Tod erstarren sie nicht in Verzweiflung, sondern tun einfach nur das, was sie für sich selbst für richtig halten.

Der Tod ist in "Hereafter" der Auslöser, der das Leben der drei Protagonisten in neue Bahnen lenkt. Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, spielt letztlich keine Rolle. Tatsächlich geht es in "Hereafter" gar nicht um den Tod, sondern von der ersten bis zur letzten Minute nur um die Lebenden.

"Hereafter" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:25

Filmkritik: "Tron Legacy"

Geschrieben am Freitag 28 Januar 2011 um 15:40 von Roland Freist

Gefangen im Atari-Universum

Der erste "Tron", gedreht 1982, war etwas völlig Neues. Zum ersten Mal entwarf ein Film eine komplett digitale Welt und setzte seine Schauspieler hinein. Die Ästhetik war angelehnt an die Computerspiele der damaligen Zeit, die größtenteils noch auf Daddelautomaten in Spielhallen liefen. Die Handlung war bereits damals bescheuert und der Film teilweise unfreiwillig komisch ("Bist du ein User?"), aber das machte nichts. Es war das Look & Feel, das zählte. Der neue "Tron Legacy" tut sich da schwerer.

Die Handlung setzt da an, wo der alte Film aufhörte. Kevin Flynn, der Held des ersten Teils, war plötzlich verschwunden. Eines Tages erhält ein Freund von ihm eine Pager-Nachricht. Sie kommt aus der Spielhalle, in der sich Flynns Büro befand. Sein Sohn Sam (Garrett Hedlund) macht sich daran, die Sache zu untersuchen, und entdeckt in einer Geheimkammer eine Vorrichtung, die ihn in die Spielewelt transferiert. Und wen wundert’s, er wird sofort für ein Turnier verpflichtet, das wie in der guten alten Zeit mit einem heute etwas lächerlich anmutenden, leuchtenden Wurfring ausgetragen wird, dem so genannten Diskus. Sam überlebt, kann mithilfe der attraktiven Quorra sogar entkommen. Sie bringt ihn zu seinem Vater, der wie schon im ersten Film von Jeff Bridges gespielt wird. Der ist nun schon seit Jahrzehnten in einem Atari-Spiel gefangen und hat demzufolge eine etwas resignierte Sicht auf die Welt. Doch jetzt hat sich die Situation geändert. Denn die Tür, die Sam bei seinem Eintreten in die Spielewelt benutzt hat, steht noch eine Zeitlang offen, und so beschließen die drei zu fliehen. Aber auch Clu, eine digitale Spielfigur, will endlich mal das echte Leben kennenlernen und die reale Welt genauso perfektionieren, wie er es mit seinem digitalen Umfeld getan hat. Es kommt zu einem Wettrennen zwischen den guten und den bösen Kräften des Spiels, bei dem dann auch der Diskus beiseitegelegt und richtig geschossen wird.

Die Handlung wirft einige Fragen auf: Was geschah eigentlich mit dem Körper von Sams Vater, während er in der Spielewelt war? Und warum ist er dort gealtert? Können digitale Figuren tatsächlich Falten und graue Haare bekommen? Wie können Programme in die reale Welt entweichen? Warum ist Sam erst Ende 20? Der erste Film ist von 1982, damals war Sam etwa zwölf Jahre alt. Eigentlich müsste er jetzt um die 40 sein. Halt, das weiß ich: Sam ist deshalb erst Ende 20, weil Menschen in diesem Alter ansehnlicher sind und die Produzenten einen noch etwas jugendlichen, gutaussehenden Hauptdarsteller haben wollten. Der Darsteller von Sam sieht übrigens eher so aus, als würde er drei Mal pro Woche Sport treiben anstatt vor dem Computer zu sitzen und zu daddeln. Aber das nur nebenbei.

"Tron Legacy" ist technisch perfektes Kino. Die Szenen in der Realwelt sind in 2D, die Handlung in der Spielewelt ist in 3D gedreht. Der Unterschied fällt nur in wenigen Momenten auf, was zeigt, dass man sich die 3D-Technik auch hätte schenken können. Eindrucksvoll ist jedoch das mit digitalen Mitteln auf jung getrimmte Gesicht von Jeff Bridges, der in einer Dreifachrolle neben dem Kevin Flynn aus den 80ern und von heute auch seinen digitalen, nicht gealterten Gegenspieler Clu verkörpert. Das gelingt ihm ausgezeichnet, und Bridges bestätigt einmal mehr seinen Ruf, dass er sich nie hängen lässt und in jeder Rolle, die er annimmt, eine überzeugende Leistung bringt.

Leider haben es die Produzenten versäumt, aus "Tron Legacy" mehr zu machen als das Sequel eines legendären Films aus den 80ern. Anstatt eine zeitgemäße Videospiel-Umgebung zu erschaffen, beispielsweise mit Monstern und Unholden in düsteren Dungeons, haben sie einfach nur das alte 80er-Jahre-Szenario optisch etwas aufgemotzt. Es fehlten sowohl der Mut als vermutlich auch der Wille und die Inspiration, etwas Neues zu entwerfen. Schade, da wurde eine Chance verpasst. So ist aus "Tron Legacy" ein durchschnittlicher Actionfilm geworden, durchaus unterhaltsam, professionell und mit hohem Tempo inszeniert. Mehr aber auch nicht.

"Tron Legacy" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:26

Empfehlenswerte Filmposter-Sites

Geschrieben am Donnerstag 27 Januar 2011 um 23:08 von Roland Freist

In den vergangenen Monaten bin ich immer mal wieder auf Websites gestoßen, die sich um Filmplakate kümmern. Einige davon haben einfach nur kommerzielle Interessen, andere jedoch sammeln gezielt Poster zu einem bestimmten Thema. Die Liste versammelt Links zu einigen ausgewählten Seiten. Klicken Sie auf die kleinen Vorschaubilder, um (falls vorhanden) größere Abbildungen betrachten zu können.

AllPosters.de (www.allposters.de)

Der weltweit größte Poster-Versandhändler hat vor nicht allzu langer Zeit einen deutschen Ableger gegründet. Über die Liste auf der linken Seite erreichen Sie unter "Unterhaltung" die Sektion "Filme".

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Moviegoods (www.moviegoods.com)

Der direkte Konkurrent von AllPosters heißt Moviegoods und ist ebenfalls eine ausgezeichnete Bezugsquelle für Filmplakate. Leider gibt es jedoch keine deutsche Niederlassung.

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Dr. Macro's High Quality Movie Scans

(www.doctormacro.com)

Diese Site sammelt in erster Linie Fotos berühmter Schauspieler, führt aber auch eine Sektion "Film Noir Posters". Die Bilder sind fast ausschließlich kostenloses und frei verfügbares Pressematerial. Die Betreiber der Site haben die Fotos hochauflösend gescannt und stellen sie nun zum Download zur Verfügung. Wer Zugriff auf einen guten, großformatigen (Farb-)Drucker hat, kann damit seine eigenen Poster anfertigen.

Internet Movie Poster Awards

(www.impawards.com)

Diese Site hat sich ganz und gar der Berichterstattung über Filmplakate verschrieben und hält eine der größten Sammlungen zu diesem Thema bereit.

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MoviePosterDB.com (www.movieposterdb.com)

Eine weitere umfangreiche Zusammenstellung von Filmpostern.

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Chinese Movie Database Poster Gallery

(www.dianying.com/en/posters)

Die Chinese Movie Database berichtet ausführlich über die chinesische Filmszene und besitzt auch eine Poster-Sektion.

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50 Beautiful Movie Posters

(www.smashingmagazine.com/2008/10/12/50-beautiful-movie-posters)

Das Smashing Magazine kümmert sich vornehmlich um das Thema Webdesign, blickt aber auch ganz gerne mal über den eigenen Tellerrand.

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50 Stunning Asian Movie Posters

(www.smashingmagazine.com/2008/10/30/50-stunning-asian-movie-posters)

Nochmal das Smashing Magazine mit einer Zusammenstellung asiatischer Filmplakate.

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a Grayspace Poster Gallery

(www.agrayspace.com/posters)

Rund 200 ausgesuchte Filmplakate, darunter viele seltene Motive aus osteuropäischen Ländern.

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20 Amazing Movie Posters

(http://coffeeandcelluloid.com/2008/10/26/20-amazing-movie-posters)

Coffee and Celluloid ist eine Site von Filmemachern für Filmemacher. Dort findet man auch diese schöne kleine Sammlung von Postern.

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42 Creative Movie Posters of 2009

(www.instantshift.com/2009/06/25/42-creative-movie-posters-of-2009)

Die Webdesign-Site instantShift hat eine Liste der besten Poster des vorletzten Jahres zusammengestellt. Hoffentlich wiederholen sie das nochmal für 2010.

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Monsterbrains

(http://monsterbrains.blogspot.com/2011/01/
movie-posters.html)

Ein Blog, das sich den Abbildungen von Comic-Monstern aller Art verschrieben hat. Hier findet man auch eine schöne Zusammenstellung entsprechender Filmposter.

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70 Vintage Horror & Sci-Fi Posters 1902 - 1949

(www.cinemacom.com/vintage-shockers.html)

Cinemacom ist eine etwas ungepflegt wirkende Site mit Listen und Abbildungen rund um Filme aller Art. Die Posterbilder sind leider alle nur in kleineren Formaten vorhanden.

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The 42 Best Sci-Fi Movies 1950 - 1965

(www.cinemacom.com/50s-sci-fi-BEST.html)

Noch eine Seite von Cinemacom.

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Bearbeitet: Samstag 29 Januar 2011 10:35

Filmkritik: "Black Swan"

Geschrieben am Freitag 21 Januar 2011 um 15:04 von Roland Freist

Schwarze Kunst

"Black Swan" ist ein Ballettfilm, der vielen Ballettfans vermutlich nicht gefallen wird. Dabei präsentiert er Tanzkunst in Perfektion, zeigt die Schmerzen und Qualen der Tänzer genauso wie ihre Triumphe und Niederlagen auf der Bühne. Aber darum geht es nicht. Denn "Black Swan" ist kein Film über das Ballett, sondern über eine Balletttänzerin.

Sie heißt Nina Sayers und wird grandios gespielt von Natalie Portman ("Leon der Profi", "Star Wars Episode I-III"). Für die Rolle hat sie kürzlich bereits einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin abgeräumt und ist auch heiße Kandidatin für einen Oscar.

Ihre Nina ist seit fünf Jahren Tänzerin in einem New Yorker Ballett. Als der autokratische Choreograph Thomas Leroy (Vincent Cassel) den bisherigen Star der Truppe aus Altersgründen aussortiert, kommt Ninas große Chance. Für die neue Saison plant Leroy eine Neuinszenierung von Schwanensee, einem Ballettstück, bei dem die Rolle des unschuldigen weißen und des verführerischen, bösen schwarzen Schwans üblicherweise von ein und derselben Tänzerin dargestellt werden. Nina ist die perfekte Verkörperung des weißen Schwans, doch für die Rolle der dunklen Rivalin tanzt sie nach Meinung von Leroy zu perfekt und zu sauber. Sie sei nicht in der Lage, aus sich herauszugehen, erklärt er ihr, und sie sei nicht verführerisch.

Nina lebt mit ihrer Mutter (Barbara Hershey) in einem kleinen Apartment. Die Mutter war früher ebenfalls beim Ballett, hat es jedoch nie weit gebracht. Sie treibt ihre Tochter an, überwacht ihren Lebenswandel und achtet darauf, dass ihr ganzes Leben aufs Ballett ausgerichtet ist. Sie verstärkt noch den ohnehin vorhandenen Druck, der auf ihr lastet. Denn die Rolle des schwarzen Schwans erfordert eine Persönlichkeit, die das genaue Gegenteil der stets zurückhaltenden und kontrollierten Nina darstellt.

Nina kämpft mit sich und der Rolle, doch ihr Körper spielt nicht mit – am rechten Schulterblatt, wo bei der Aufführung der Schwanenflügel angesetzt wird, bekommt sie einen Ausschlag, der nicht heilen will und den sie immer wieder aufkratzt. Schlimmer jedoch sind die psychischen Folgen. Regisseur Darren Aronofsky überträgt Ninas Ängste in Form von Elementen des Horrorfilms auf die Zuschauer. Schemenhafte Gestalten erscheinen in den dunklen Katakomben des Balletts, hinter ihr stehen plötzlich Menschen, die sie nicht herankommen gehört hat, im Spiegel sieht Nina nicht ihr eigenes Bild, sondern das von fremden Personen. Sie hat Visionen, in denen sie sich in langen Streifen die Haut von den Fingern reißt und schwarze Federn aus der Haut zieht. Ihre Wahrnehmung von Realität und ihre Fantasie vermischen sich. Dieser unwirkliche Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass es während des gesamten Films Nacht zu sein scheint, ein Eindruck, der durch die grobkörnigen Bilder und einen leichten Schwarzfilter noch verstärkt wird. Außenaufnahmen sind selten, das Licht ist grau, nie sieht man die Sonne.

Es wäre nun einfach, den Film auf eine Geschichte über den Leistungsdruck beim Ballett zu reduzieren. Doch "Black Swan" spielt auf mehreren Ebenen. Es geht genauso um die Mutter, die gescheiterte Tänzerin, die jetzt ihren ganzen Ehrgeiz in ihre Tochter steckt. Für Nina ist sie Freundin und Dämon zugleich – ihr Handy meldet die Anrufe der Mutter mit einem "MOM" in furchteinflößend großen Buchstaben. Und nicht zuletzt handelt der Film auch von der unterdrückten Sexualität Ninas: Sie scheint noch Jungfrau zu sein und ist von den Verführungskünsten ihrer Kollegin Lily (Mila Kunis), die die Rolle des schwarzen Schwans perfekt verkörpert, gleichermaßen fasziniert wie eingeschüchtert. Sie sieht sie als Bedrohung, als Rivalin um ihre Rolle, und hat gleichzeitig im Traum eine Liebesszene mit ihr. Und schließlich spiegelt sich auch die Handlung von Schwanensee selbst im Film wider.

Regisseur Aronofsky besetzt die Rollen in seinen Filmen gerne mit Schauspielern, deren Lebensweg Parallelen aufweist zu den Personen, die sie spielen sollen. Sein letzter Film war "The Wrestler" mit Mickey Rourke, einem Schauspieler, der genau wie die Figur, die er verkörperte, seit Jahren um seine Karriere kämpft. Rourke bekam dafür einen Golden Globe und schrammte nur knapp an einem Oscar vorbei. In "Black Swan" setzt Aronofsky die zarte, kleine Natalie Portman ein, die einst als bravster Teenager Hollywoods galt und von ihren Eltern systematisch vor der Öffentlichkeit abgeschirmt wurde. Jetzt wurde sie während der Arbeit mit ihrem Tanzpartner von ihm schwanger. Nicht übersehen sollte man auch, dass die Rolle der alten, aussortierten, ehemaligen Startänzerin von Winona Ryder gespielt wird, einst ebenfalls eine junge, aufstrebende Schauspielerin, die heute fast nur noch in Nebenrollen zu sehen ist.

"Black Swan" ist ein vielschichtiges Drama, mit gutem Blick für Details, toll gespielt, spannend erzählt, und an einigen Stellen wegen der Horroreffekte nichts für schwache Nerven. Der beste Film der Saison so far.

"Black Swan" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:26

Filmkritik: "The Green Hornet"

Geschrieben am Samstag 15 Januar 2011 um 18:01 von Roland Freist

Grün ist nicht genug

Wenn der kleine, ironische Christoph Waltz, der Oscar-Gewinner, die Rolle des großen Bösen in einem Superhelden-Film bekommt, dann überlegt man sich schon, ob der Regisseur das ernst meint oder ob es sich um eine Parodie handelt. Im Falle von "The Green Hornet" wird sehr schnell klar, dass die Antwort "weder noch" heißt. Der Film war vielleicht als Parodie geplant, das Ergebnis ist jedoch eine furchtbar lahme Komödie.

Die Story folgt altbekannten Mustern: Britt Reid (Seth Rogen), der nichtsnutzige Sohn des reichen Zeitungsverlegers James Reid (Tom Wilkinson), erfährt nach dem Tod seines Vaters, dass dessen Automechaniker Kato (Jay Chou) ein genialer Bastler und Erfinder ist. Er hat sich auf die Konstruktion von waffenstarrenden Limousinen spezialisiert, die selbst die Prototypen von James Bonds Ausstatter Q in den Schatten stellen würden. Reid beschließt, dass Kato und er nun zusammen auf Verbrecherjagd gehen sollten, und zwar am besten in Verkleidung.

Und schon beginnen die Probleme. Nicht die Probleme der beiden Hauptpersonen wohlgemerkt – die prügeln und ballern sich in der Folge ohne größere Schwierigkeiten durch Horden von Straßenräubern und schweren Verbrechern. Nein, es ist der Film selbst, der spätestens an diesem Punkt unglaubwürdig und langweilig wird. Denn eine Motivation des Hauptdarstellers ist nicht erkennbar. Man versteht auch nicht, warum er sich als Superheld verkleidet. Man weiß nicht, was das Alles soll. Natürlich kommt es zum Schluss zum Showdown mit dem von Christoph Waltz gespielten Gangsterboss Chudnofsky. Und auch das lässt einen weitgehend kalt.

Seth Rogen, der Darsteller des Britt Reid, hat sich in den vergangenen Jahren auf seichte Komödien wie "Beim ersten Mal" oder "Wie das Leben so spielt" spezialisiert. Bei "The Green Hornet" hat er zusammen mit Evan Goldberg auch das Drehbuch geschrieben und den Film mitproduziert, er trägt also einige Mitschuld an diesem Reinfall. Sein Britt Reid ist ein tumbes, verwöhntes Millionärssöhnchen, das nur im Quasseln gut ist. Der Humor des Films erschöpft sich in Dialogen und Situationen, in denen Britt Reid sich eben als tumbes, verwöhntes Millionärssöhnchen zeigt. Rogen versucht, mit einer Ich-bin-kein-Intellektueller-komme-aber-trotzdem-gut-durchs-Leben-Masche Lacher zu ergattern. Funktioniert aber nicht. Die daraus erwachsenen Gags hören sich dann so an - Kato: "Ich bin aus Singapur." Britt: "Ach, ich liebe Japan." Bruuhahaha.

Es ist ein Jammer. Denn eigentlich waren alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass "The Green Hornet" ein Erfolg hätte werden können. Die Figur des Zeitungsverlegers, der nachts maskiert auf Verbrecherjagd geht, tauchte erstmals in den 30er Jahren in einer Radioserie auf. Seither gab es bereits mehrere Filme, Comicbücher und auch Fernsehserien, die letzte aus den 60er Jahren, in der Bruce Lee (ja genau, DER Bruce Lee) die Rolle des Kato spielte. Man sollte meinen, dass da eigentlich nichts schief gehen kann: Die Figur ist beim Publikum bekannt und beliebt, man weiß um ihre Stärken und Schwächen und braucht lediglich noch eine spannende Geschichte um sie herum zu stricken.

Hinzu kommt die Qualität der Schauspieler: Die Nebenrollen sind mit Tom Wilkinson ("Batman Begins", "Walküre", "Der Ghostwriter"), Edward James Olmos ("Miami Vice"), Cameron Diaz (kennt man) und natürlich Christoph Waltz gut bis sehr gut besetzt. Der Regisseur Michel Gondry hatte 2004 mit "Vergiss mein nicht" einen hervorragenden Film vorgelegt. Alle Zutaten haben gestimmt. Die vorliegende Neuverfilmung zeigt jedoch, wie man selbst einen solchen Selbstläufer in den Sand setzen kann. Das Einzige, was "The Green Hornet" vor dem kompletten Untergang bewahrt, ist das Know-how von Hollywood, das die Actionszenen ganz passabel aussehen lässt. Da ist nichts Neues oder Aufsehenerregendes dabei, aber alles ist zumindest sauberes Handwerk. Leider gibt es den Film jedoch nur in 3D zu sehen, was einen um 50 Prozent höheren Ticketpreis und ein um zehn Prozent dunkleres Bild bedeutet.

Es gibt gute und schlechte Superheldenfilme. "The Green Hornet" gehört zur zweiten Gruppe.

"The Green Hornet" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:27

Ein kurze Geschichte des Product Placement

Geschrieben am Mittwoch 12 Januar 2011 um 10:31 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 31 Mai 2015 18:55

Filmkritik: "Howl"

Geschrieben am Freitag 07 Januar 2011 um 11:22 von Roland Freist

Die Geburt der Beat Generation

Als Allen Ginsberg sein Gedicht "Howl" veröffentlichte, 1955 war das, muss es gewirkt haben wie ein frontaler Angriff auf nahezu alle Werte der bürgerlichen Gesellschaft. Bis heute sind die darin enthaltenen, drastischen Schilderungen von schwuler Sexualität und Drogenkonsum provozierend. Damals müssen sie die Menschen regelrecht fassungslos gemacht haben. Doch für viele Jugendliche in der Provinz und in den Suburbs der Großstadt war der Text sicher auch eine Erlösung, zeigte er doch, dass es ein Leben gab außerhalb des allgemeinen, scheinbar so festgefügten Konsens mit Heirat, Kindern, Eigenheim, festem Job und Einkommen. "Howl" beschrieb die Szene der Tramps, die auf Güterzüge aufsprangen und sich in leeren Waggons durchs Land tragen ließen, die Drogen nahmen, die die Mehrheit der Amerikaner noch nicht einmal dem Namen nach kannte, und die den Bebob-Jazz zu ihrer Musik erkoren hatten. Das Gedicht gab dieser Subkultur eine Stimme, es war die Geburtsstunde der Beat Generation. In Deutschland wurde Jack Kerouacs Roman "Unterwegs" ("On the Road") ihr bekanntestes literarisches Zeugnis.

Der Film erzählt die Entstehung und Wirkung von "Howl" und führt dazu mehrere Erzählebenen zusammen. Zum einen sieht man den jungen Allen Ginsberg (gespielt von James Franco, bekannt unter anderem aus "Spider-Man" und "Milk"), wie er das Gedicht 1955 zum ersten Mal live vorträgt, und die ungläubigen bis begeisterten Reaktionen der Zuschauer. Immer wieder dazwischengeschnitten ist eine Verfilmung des Textes, eine expressionistische Animation, die die Bilder des Gedichts umzusetzen versucht. Auf einer weiteren Erzählschiene spricht Ginsberg/Franco über sein Leben während der Jahre, in denen er den Text schrieb, was wiederum illustriert wird mit Rückblenden auf diese Zeit. Und großen Raum nimmt schließlich der Prozess gegen den Verleger Lawrence Ferlinghetti ein, der "Howl" in Form eines dünnen Hefts herausgebracht hatte und prompt wegen Verbreitung obszöner Schriften verklagt wurde. Das hört sich jetzt vielleicht nach einer recht komplizierten und verwirrenden Struktur an. Doch im Film ist dank Farbgebung und Bildkomposition jederzeit klar, welchem Erzählstrang man gerade folgt.

"Howl" wirkt an vielen Stellen wie ein Dokumentarfilm, ist jedoch keiner. Rob Epstein, der eine Teil des Regisseursduos, kommt jedoch aus der Dokumentarfilm-Szene und hat bereits zwei Oscars gewonnen, den ersten 1984 für "The Times of Harvey Milk" über den ersten offen schwulen Politiker der USA. Sein neuer Film ist im Tonfall ähnlich, verzichtet jedoch als Spielfilm auf eine Stimme aus dem Off und lässt seine Figuren selber sprechen. Für Hauptdarsteller James Franco ist das natürlich ein Traum: Etwa die Hälfte der Zeit ist nur er in Großaufnahme zu sehen, rauchend, deklamierend, erzählend, man sieht ihm zu, wie er sich an die vergangenen Jahre erinnert und erklärt, wie das Gedicht entstanden ist. Und Franco macht seine Sache gut. Der Film jedoch krankt etwas an seinem Zwitter-Dasein zwischen Spiel- und Dokumentarfilm. Für ein fiktionales Werk berührt er einen zu wenig, von einem Dokumentarfilm hätte ich mir mehr Informationen über das gesellschaftliche Umfeld und das Leben der Beat Generation gewünscht. "Howl" vermittelt jedoch immerhin eine Ahnung davon, welche Bedeutung dieses Gedicht für die amerikanische Subkultur gehabt haben muss.

Den vollständigen Text von "Howl" gibt es hier, eine deutsche Übersetzung findet man hier.

"Howl" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 15 November 2015 10:24

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